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Wie das Engadin seine Gäste los wird...

Es ist ein Hohn, wenn ich in den Medien lese, dass der Schweizer Tourismus neue Märkte erschliessen müsse und dann sowas wie heute erlebe:
Im Engadin Bus in St.Moritz wurden die Passagiere auf ihre gültigen Tickets kontrolliert. Eine Gruppe von drei Italienern im mittleren Alter waren sich offenbar über die Benützungsbedingungen nicht im Klaren und hatten kein Ticket. Die Kontrolleurin hatte keinerlei Einsehen, sondern verwies mehrmals auf den gelben Hinweis im Bus und verlangte von den dreien je CHF 100.-. Meine Begleiter und ich wurden vorher kontrolliert. Da wir unsere Skitickets dabei hatten, war für uns alles in Ordnung. Halblaut ärgerte ich mich aber über das Verhalten der Kontrolleurin resp. wie man mit Gästen umgeht, während der Schweizer Tourismus dauernd klagt, wie schlecht es ihm geht und wie der Euro-Kurs dem Tourismus schade. Der Kontrolleurin passte dies offensichtlich nicht und verwickelte mich in eine Diskussion, die damit endete, ich solle mich doch beim Kurverein beschweren, was ich hiermit gerne mache.

In vielen Destinationen in Österreich sind solche Busse kostenlos. Finanziert über Beherbergungstaxen. Im Engadin aber vergrault man seine Gäste lieber mit einem kundenunfreundlichen System und straft sie mit abzockerähnlich hohen Gebühren, wenn sie das System nicht verstanden haben. Dafür wundert man sich dann, dass die Logiernächte abnehmen. Stellen Sie sich mal vor, was diese drei Gäste nun für eine Wut im Bauch haben und überall in Ihrer Umgebung über das Engadin wettern! Statt neue Märkte zu erschliessen, sollte man vielleicht lieber mal die bestehenden Märkte halten und sich überlegen, wie man vorhandene Touristen besseren Komfort bieten könnte. Ich bin überzeugt, dass sich der Engadinbus durch leicht erhöhte Beherbergungstaxen und Steuerbeiträge der einheimischen Bevölkerung für Benützer kostenlos betreiben liesse.
In unserem Bus wurden übrigens noch weitere Gäste gebüsst. Besonders leid tat mir der Gast hinter uns, der heute auch noch Geburtstag und sein Abo zu Hause vergessen hatte... Nettes Geburtstagsgeschenk von Engadin Bus...

Christian Markoff
22.12.18 - 20:38 Uhr
Leserbrief
Ort:
Emmetten
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Christian Markoff, altruistischen Dank, dass Sie es an die Öffentlichkeit bringen, es gibt seit x-Jahren immer wieder Leserbriefe über solche Ereignisse, jedoch die Dunkelziffer (Nichtveröffentlichungen) dürfte um ein vielfaches höher sein, denn die Mentalität ist leider nun mal in der Regel "Faust-im-Sack" statt "Ansprechen" (und die erwähnten drei Italiener hättens wohl nur schon aus sprachlichen Gründen nicht veröffentlichen können).
1) Dass immer wieder solche Missstände passieren, offenbar bereits die Grundhaltung - nicht nur des Tourismus - nicht stimmt, ist schlimm genug. 2) NOCH viel schlimmer finde ich, dass sobald man die Verursacher des Problems darauf aufmerksam macht, diese nicht reagieren im Sinne "Sorry, lieber spät als nie korrekt" sondern tendenziell "Jetzt machen wirs erst recht falsch", ich erlebte das so oft in GR: Wer sind wir denn, dass wir uns Verbesserungsvorschläge gefallen lassen. Anregungen werden hier offenbar oft als Aggression statt als Geschenk aufgefasst.
Man will keine Verbesserungen, und wehe einer wagt es. Beispiel: Bereits vor Jahren mailte ich dem Inhaber der grössten Bäckerei Chur, es komme vor, dass Personal Backwaren mit blossen Fingern anfasse, halte bloss pro forma ein Papierli in der Hand zum Glaubenmachen, damit nehme es die Backwaren. Jahre später sah ich eine etwas abgeänderte Variante: Personal hatte an einer Hand einen Handschuh an, machte aber mit dieser Hand auch "alles mögliche", während aber daneben eine "Backwaren-Zange" unbenutzt vom Personal existierte (während diese Zange in Selbstbedienungsläden wie COOP sogar Nichtprofis, also Kunden, benutzen). Quasi eine Steigerung erlebte ich am Mittwoch 26.12.2018 als in der "Millionenbäckerei" eine Verkäuferin sich in die Hand hustete, mit der sie Sekunden später allerlei Backwaren im Regal "an die richtige Stelle" schob, denn: ORDNUNG MUSS SEIN!
Ähnliche "Kundenfreundlichkeit" erlebe seit Jahren mit Öffentlichen Bussen punkto Hupereien beim FUST Quaderstrasse, teils Exzesse, die ich nur noch nicht die Zeit hatte via Beweismittelsicherung zu dokumentieren.
Berühmtes Beispiel Bolgenplaza, eine Tragikomödie ohne Humor in mehreren Akten, aktenkundig.
Mein Eindruck vielerorts:
Man will nicht. Wenn man wollen täte, es aber selbst bloss nicht kann, könnte man die Talente ja importieren.
Andererseits: DIE grosse Strategie der Touristiker/GRF ist derzeit: KULTUR in GR.
Warum bringen Sie in Ihrer Werbung nicht die REALE Kultur, die ich hier erlebe:
1) Mit Kaugummis GEPFLASTERT sind längst nicht nur die Bahnhofstrasse/Poststrasse in Chur:
https://www.suedostschweiz.ch/ereignisse/2018-08-25/kaugummis-kosten-ch…
2)
https://oktoberfest-chur.webnode.com/
3) In Mehrparteienhäusern unablässiges Knallen von Türen und WC-Deckeln von einer hiesigen Hochkulturpopulation, die mich im Vergleich Neandertaler als distinguiert betrachten lässt.