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Ehe für alle ja - Kinder für alle nein

Aus der Sicht der ganzheitlichen Männerarbeit besteht heute offensichtlich eine öffentliche, gesellschaftliche und politische Tendenz, das Geschlecht - Mann oder Frau - in die Belang- und Bedeutungslosigkeit zu verschieben. Dies widerspricht allerdings der Realität unserer Gesellschaft in der Schweiz und in Mitteleuropa, wo die heterosexuelle Geschlechtsidentität aus vielen einleuchtenden und kulturell gewachsenen Gründen immer noch weitaus die häufigste Orientierung ist und wahrscheinlich auch bleiben wird. Für die allermeisten von uns ist darum eine geschlechtliche Identität nach wie vor essenziell, jedoch ist es heute von grosser Wichtigkeit, dass getragen durch das Engagement der bereits bestehenden Frauen- und Männerbewegungen aktuelle, emanzipierte Formen von Weiblichkeit und Männlichkeit gefördert und geschaffen werden können.

Im Kontext einer heutigen, massvoll erweiterten Sicht von Geschlechtlichkeit ist es auch richtig und zeitgemäss Menschen mit LGBTQ-Lebensformen in ihrem Leben und im Bereich der Ehe heterosexuellen Menschen gleichzustellen, jedoch ist es problematisch, wenn dies gleichzeitig heisst «Kinder für alle». Das getrennte Sorgerecht bei heterosexuellen Paaren sorgt heute mehr und mehr für die Voraussetzung, dass Kinder in Vater und Mutter männliche und weibliche Vorbilder haben und dass diese so beide Geschlechter erleben.
Gemäss Erkenntnissen der Männerbewegung in Europa bringt dies beispielsweise Abhilfe bei der Not von durch Mütter - bei allerbester Motivation - alleinerzogenen Buben und Jugendlichen, die es wegen der Abwesenheit des Vaters schwer haben eine männliche Geschlechtsidentität aufzubauen. Das Vorhaben nun, dass gleichgeschlechtliche Paare neben der Ehe auch wahlweise Kinder grossziehen können, verschärft nun diese Problematik für beide Geschlechter zusätzlich, wenn es darum geht dass Kinder in ihrer Familie gelebte Vorbilder beiderlei Geschlechts erleben können.

Aus diesem Grund ist die «Ehe für alle» grundsätzlich sinnvoll, jedoch trotzdem abzulehnen, weil meiner Meinung nach unsere Kinder, die ein Anrecht auf eine ganzheitliche Entwicklung und Förderung haben, hiermit benachteiligt werden.

Thomas Rüedi, Ganzheitliche Männerberatung, Chur

Thomas Rüedi
21.08.21 - 15:33 Uhr
Leserbrief
Ort:
Chur
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Herr Rüedi, lesbische Paare, die ein Kind wollen, müssen heute ins benachbarte Ausland fahren, um eine Samenspende zu erhalten. Durch die Möglichkeit und den Zugang, dies bei uns zu tun, führt nicht zu einer sprunghaften Zunahme von Kindern. Ihr Argument «Kinder für alle», ändert nichts daran, dass Paare, die ein Kind wollen, eine Samenspende weiterhin im Ausland oder per Internet beschaffen müssten.

«Seit über 25 Jahren wird die Entwicklung von Kindern, die bei gleichgeschlechtlichen Paaren aufwachsen, erforscht. Die europäischen und amerikanischen Studien sind sich einig: Kinder aus Regenbogenfamilien gedeihen genau so gut wie Kinder aus konventionellen Familien. Entscheidend für das Wohlergehen der Kinder ist die Beziehungsqualität und das Klima in der Familie, nicht das Geschlecht und die sexuelle Orientierung der Eltern. Grundvoraussetzung für die gesunde Entwicklung eines Kindes ist die Verfügbarkeit von (mindestens) einer konstanten Bezugsperson, die dem Kind emotionale Wärme und Halt gibt, ein tragfähiges soziales Umfeld schafft und es in seiner individuellen Entwicklung unterstützt. Sind diese Bedingungen erfüllt, so spielt es für das Wohlergehen des Kindes keine wesentliche Rolle, ob es in einer traditionellen Familie, einer Einelternfamilie oder einer Regenbogenfamilie aufwächst.»

https://www.regenbogenfamilien.ch/files/rbf_infobrochure_new.pdf

Sie schreiben:

«… die es wegen der Abwesenheit des Vaters schwer haben eine männliche Geschlechtsidentität aufzubauen.»

Das sehe ich anders:

«Eine geschlechtergerechte Erziehung beginnt bereits im Babyalter. Bewusst oder unbewusst werden Mädchen gerne anders behandelt als Jungen. Wichtig ist, dass Kinder von klein auf und unabhängig vom Geschlecht vielfältige Erfahrungen machen können. Aufgabe der Eltern ist es, Kinder möglichst ohne Rollenklischees aufwachsen zu lassen.»

https://www.projuventute.ch/de/eltern/familie-gesellschaft/genderneutra…

Herr Ruedi, ich empfehle Ihnen das Buch `The blank slate` des Linguistiker und Psychologen Steven Pinker. Seine Resultate basieren z.T. auf riesigen Datensets über Kinder, die unter verschiedenen Umständen aufgewachsen sind. Das Ergebnis seiner Analyse ist, dass es nicht wichtig ist, ob Vater und Mutter vorhanden waren, sondern dass die Umstände stabil waren. Eine weiter Schlussfolgerung ist, dass der Einfluss der Eltern massiv überschätz wird. Wie ein Afrikanisches Sprichwort schon sagt: Es braucht ein ganzes Dorf um ein Kind zu erziehen. Erstens haben Eltern nicht alle Expertisen und zweitens, verbringen die Kinder rasch mal den grössten Teil ihrer Wachzeit ausserhalb des Einflussbereichs der Eltern.
Ich weiss nicht, was Sie unter «männlicher Geschlechtsidentität» verstehen. Hat man Bedenken, dass ein Kind von Schwulen weniger männlich oder ebenfalls schwul oder bisexuell wird? Das sollte heutzutage doch total irrelevant sein. Hatte Alexander der Grosse ein Problem mit seiner Geschlechtsidentität? Sein Vater war sehr wahrscheinlich ebenfalls bisexuell. Ausserdem bestände das Problem ja auch im Fall von alleinerziehenden Elternteilen. Ihre Argumente gegen die Initiative überzeugen mich ueberhaupt nicht.

Fritz Schulthess, Sie führen hier den Psychologen Steven Pinker an und behaupten, dass der Einfluss der Eltern massiv überschätzt wird, es ein ganzes Dorf brauche zur Erziehung. Ich sehe das praktisch gegenteilig: Zwar dürfte es weniger einen Unterschied machen, ob die Mutter oder etwa die (liebe) Grossmutter die Bezugsperson ist, jedoch wichtig ist, dass der Bezug eng ist und sich auf wenige (klassisch: zwei) Personen bezieht (stabil). Hingegen das Modell, ein kleines Kind einer fremden Gruppe, wie etwa einem Ganztageshort, auszusetzen, finde ich eine falsche, gefährliche Mode heutzutage, denn das dürfte einen Schaden fürs ganze Leben generieren. Vergleiche die heutige Unpersönlichkeit, Oberflächlichkeit, ja Kälte, die die "hochentwickelten" Gesellschaften plagen im Gegensatz zu noch natürlich lebenden Volksgruppen. Sogar bei Haustieren lautet die Empfehlung, sie sollten eher EINE Bezugsperson haben und nicht einen Haufen oder wechselnde (wie das in grösseren Gruppen automatisch die Tendenz ist).

Überhaupt fällt mir auf, dass in der Psychologie teils kopfstehende Dogmen existieren, wider die Natur, die entsprechenden Schaden anrichten dürften.

Beispiel: Siehe meinen Kommentar:

https://www.suedostschweiz.ch/blogs/breistift/2020-02-21/achtung-tornado-gefahr

Lieber Herr Rüedi
Das Allerwichtigste ist doch, dass ein Kind von Herzen geliebt wird. Es ist Zeit, gleichgeschlechtlichen Paaren die gleichen Rechte zu geben. Wir Leben im Jahr 2021. Ich wünsche mir so sehr, dass wieder mehr Toleranz gelebt wird und wir einander mit mehr Freundlichkeit, Nächstenliebe und Verständnis begegnen! Es war noch nie so nötig wie jetzt!

Gleiche Rechte ja - das kann man auf dem Gesetzesweg regeln. Aber mit den Kindern für alle kommen neue Ungerechtigkeiten und Probleme. Frauen können über Samenspende zu Kindern kommen. Männern steht nur die Leihmutterschaft zur Verfügung. Was auch einer Ausbeutung von Frauen gleich kommt!
Es gibt leider bei den Heterosexuellen Paaren schon genug Schwierigkeiten für die Kinder durch Tod oder Scheidung der Eltern. Aber dann haben sie eventuell die Chance, wieder beide Geschlechter als Vorbilder zu bekommen. Liebe und Zuneigung ersetzt die Vorbildfunktion leider nicht.

Kann nicht verstehen, dass noch keine Partei und kein Politiker mal hochgerechnet hat, was dann der "Kindersegen" an Sozialkosten verursachen wird.
In vielen Fällen wird es so abgehen...... Vrenerli bekommt ein Kind, ...... und die Partnerin Heideli möchte dann halt auch noch eins. Allein schon durch die Mutterschafts-Arbeitsausfälle geht es dann wohl zu Lasten der Allgemeinheit oder im besten Fall zu Lasten von Arbeitgebern.
Die Forderungen der Linken werden sich ganz sicher weiter entwickeln bis dann auch die Krankenkassen die Befruchtung bezahlen.
Pervers das Ganze !

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