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Kein riskantes Experiment - Ja zur Abschaffung des Eigenmietwerts

Im Gastkommentar des Bündner Tagblatts vom 19. September bezeichnet Franziska Preisig die Abschaffung des Eigenmietwerts als riskantes Experiment. Das sehe ich anders, warum?

Der Eigenmietwert ist ungerecht und das aus einem einfachen Grund: Mieter zahlen keine Steuern auf die Nutzung ihrer Wohnung, Eigentümer werden dafür zur Kasse gebeten. Beide tun jedoch genau das gleiche, sie nutzen ihr Zuhause. Der Eigentümer aber wird dafür steuerlich belastet, der Mieter nicht. Das ist ein klarer Widerspruch.

Wohneigentümer bezahlen also eine Einkommenssteuer auf ein Einkommen, das sie gar nicht haben. Zwar dürfen sie die Hypothekarzinsen (und die Unterhaltskosten) vom Einkommen abziehen, das gleicht, über die Jahre gesehen, die Ungerechtigkeit in den meisten Fällen aber nie aus. Und zudem ist es in diesem Zusammenhang widersprüchliche Tatsache, dass der gleiche Staat, der zurecht immer vor Überschuldung warnt, damit einen Anreiz schafft, Schulden zu halten. Nicht wenige Wohneigentümer zahlen ihre Schulden nämlich nicht ab, um den Nachteil des fiktiv höheren Einkommens wenigstens abzufedern. Verschuldung ist aber, egal ob es Staaten oder Privatpersonen betrifft, das Gegenteil von gut. Der Eigenmietwert ist also auch in dieser Hinsicht eine folgewidrige Steuer. Und sie ist etwa gleich komisch, wie wenn man Autofahrer, die lieber das Auto als Eigentum erwerben möchten, mit einer zusätzlichen Einkommenssteuer belasten würde.

Die Förderung von Wohneigentum ist gerade in Zeiten hoher Mieten und rasant steigender Immobilienpreise von zentraler Bedeutung. Doch der heutige Eigenmietwert verteuert den Traum vom eigenen Zuhause und hält viele Menschen davon ab, in ein Eigenheim zu investieren – denn wer möchte schon durch zusätzliche Steuerbelastungen bestraft werden, nur weil er selbstbestimmt wohnen will?

Die Abschaffung des Eigenmietwerts ist längst überfällig. Sie schafft endlich die Gleichbehandlung zwischen Mietern und Eigentümern – ein Schritt hin zu einem gerechteren und zeitgemässen Steuermodell. Diese Reform ist nicht nur fair, sondern bringt auch frischen Wind in den Wohnungsmarkt: Mehr Menschen könnten sich den Traum vom Eigenheim erfüllen.

Mario Cortesi, Grossrat, Chur

Mario Cortesi
22.09.25 - 14:27 Uhr
Leserbrief
Ort:
Chur
Zum Artikel:
Riskantes Experiment - Nein zur Abschaffung des Eigenmietwerts / Klartext BT vom 19.09.2025
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Die Reichen: Mit Rekord-Budget von 7 Millionen Franken überflutet das Komitee das Volk.
Mit allen Mitteln.
Denn nun meldet Jacqueline Badran, SP-Nationalrätin:
Das JA-Komitee zum Systemwechsel bei den Liegenschaftssteuern spielt nicht nach den Regeln: Es wirbt mit meinem Namen und behauptet, ich sei für die Abschaffung des Eigenmietwerts – obwohl ich in diversen Interviews meine Argumente für ein Nein erläutert habe. Das ist eine bewusste Irreführung der Stimmbevölkerung. Besonders gravierend: Mit ihrem Rekord-Budget von 7 Millionen Franken flutet das Komitee die sozialen Medien mit diesen Lügen über mich.
Wir können dem etwas entgegensetzen: Wir haben unsere persönlichen Netzwerke – über WhatsApp, im Freundeskreis, in der Familie. Bitte hilf mit, die Wahrheit zu verbreiten.
- Ich mobilisiere meine Familie und meine Freund:innen
Darum sage ich klar NEIN zum Systemwechsel bei den Liegenschaftssteuern:
- Die Allgemeinheit muss durch höhere Steuern für die 2 Milliarden Steuerausfälle bezahlen.
- Das Preisschild ist viel zu hoch
- Bezahlen muss der Mittelstand, und ganz besonders die Mieter:innen, die nichts vom Systemwechsel haben.
Gemeinsam können wir diese lügnerische Kampagne bekämpfen. Jede Weiterleitung zählt!
Herzliche Grüsse,
Jacqueline Badran, SP-Nationalrätin

Eigenmietwert: Wie bei jeder Abstimmung gibt es grosse Meinungsverschiedenheiten. Im Fall des Eigenmietwerts jedoch, betrachtet man die gesamte Lebenszeit junger Menschen, ob Mieter oder bereits Eigentümer, müsste die junge Generation eigentlich Schlange stehen, um ein überzeugtes Ja zur Abschaffung des Eigenmietwerts in die Urne zu legen. Eine solche Gelegenheit kommt so schnell nicht wieder.

Eigenmietwert: Wie bei jeder Abstimmung gibt es grosse Meinungsverschiedenheiten. Im Fall des Eigenmietwerts jedoch, betrachtet man die gesamte Lebenszeit junger Menschen, ob Mieter oder bereits Eigentümer, müsste die junge Generation eigentlich Schlange stehen, um ein überzeugtes Ja zur Abschaffung des Eigenmietwerts in die Urne zu legen. Eine solche Gelegenheit kommt so schnell nicht wieder.

@Ciril Cavigelli - Sie schreiben zwar doppelt, die Jungen würden Schlage stehen. Aber Sie schreiben NICHT warum.
Ich nannte bereits Medienberichte, die belegen, dass früher noch einigen Jungen der Haus-Traum gelang, zukünftig aber praktisch niemandem mehr.
Spannende Leser-Kommentare finden man hier:
https://www.infosperber.ch/gesellschaft/steuern-abgaben/ein-stossendes-…

Ich bin pensioniert, besitze Wohneigentum und habe keine Hypothek mehr. Trotzdem bin ich gegen die Abschaffung des Eigenmietwerts, weil bei der Abschaffung des Eigenmietwerts eine krasse Ungleichbehandlung von Mietern und Hauseigentümern entsteht.
Während Eigentümer Hypothekarzinsen, Unterhaltskosten und Investitionen geltend machen können, können Mieter Wohnkosten nicht von den Steuern abziehen. Ein Mieter hat vielleicht, statt in Wohneigentum in Aktien investiert, deren Ertrag er versteuern muss, auch wenn die Aktien an Wert verlieren, was bei Wohneigentum selten der Fall ist. (Je nach Lage hat sich der Wert von Immobilien in den letzten zwanzig Jahren verdreifacht).
In der Schweiz leben rund 1,4 Millionen Haushalte im Wohneigentum; das sind 36% aller Privathaushalte. Bei der rapiden schwindenden Verfügbarkeit von Bauland und damit verbundenen drastischen Anstieg von Bodenpreisen und Baukosten, werden sich in der Zukunft die allerwenigsten Mieter je Hauseigentum leisten können.
Was vielen Stimmberechtigten nicht bewusst ist: Von der Eigenmietwert-Abschaffung können auch Mieter betroffen sein, da nicht nur Hypothekarzinsen, sondern auch Zinsen für Konsumkredite oder für private Darlehen (für z.B. Kauf eines neuen Autos oder der Wohnungseinrichtung) nicht mehr von den Steuern abgezogen werden dürfen (Seite 9 im Abstimmungsbüchlein). Das würde zu einer deutlichen Verschlechterung für verschuldete Menschen führen.
Durch die Abschaffung des Eigenmietwerts vergrössert sich die Kluft zwischen Mietern und Hauseigentümern, was bei einem existenziellen Gut wie Wohnen zu sozialen Spannungen führt. Diese Situation wird zusätzlich durch die zurzeit herrschende Wohnungsnot und v.a. Mangel an günstigen Wohnungen verschärft. In der Zukunft wird deshalb der Anteil des Einkommens v.a. für Menschen mit tieferem Einkommen zunehmen. In Städten wie Chur, wo immer mehr Wohnblöcke mit Billigstwohnungen ersatzlos abgebrochen werden, während das Baurecht für Einfamilienhäuser verlängert wird, wird sich diese Ungleichheit zusätzlich vergrössern. Eine Abschaffung des Eigenmietwerts bedeutet eine Schwächung des sozialen Zusammenhalts und des Solidaritätsprinzip, das enorm wichtig für die Stabilität dieses Landes ist.
Ich werde deshalb mit Nein stimmen.

Es ist erfreulich, wenn man im Alter über eine Rente verfügt, die es erlaubt, die zusätzliche Steuerbelastung durch den ungerechten Eigenmietwert problemlos zu tragen. Doch dieses Privileg haben längst nicht alle Wohnungs- und Hauseigentümer. Viele müssen sich stark einschränken, um diese Steuerlast finanzieren zu können.

Die Abschaffung des Eigenmietwerts würde insbesondere auch jungen Familien den Zugang zu Wohneigentum erleichtern und das, ohne dass sich die Steuerlast massiv erhöht. Auch dieser Aspekt ist von Bedeutung für den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft.

Alle, die auch nur ein wenig über den Tag hinausdenken ob jüngere oder ältere Mieter oder Eigentümer sollten sich mit einem klaren Ja für die Abschaffung des Eigenmietwerts entscheiden.

Herr Cavigelli, dass ich auf meinem Wohneigentum keine Hypothek mehr habe, habe ich nicht einem Privileg zu verdanken, sondern damit, dass ich genügsam lebe und mir Schulden ein Horror sind.
In der Schweiz besitzen 1.4 Millionen Haushalte Wohneigentum, darunter sind 730 000 Einfamilienhäuser. Im Durchschnitt werden Wohnungen und Häuser von zwei Personen bewohnt. Das heisst, in vielen grossen Wohnungen und Einfamilienhäuser lebt eine einzige Person, was ein ungeheurer Luxus darstellt. Hier müsste man mit Steuern eingreifen. Leider, stehen kleinere Optionen zu einem akzeptablen Preis/Miete meist nicht zur Verfügung. Das ist das Resultat, wenn man das Wohnen dem freien Markt überlässt: eine langfristige Planung wird unmöglich.

Sieben Jahre lang wird politisiert, debattiert und verhandelt. Am Ende entsteht eine Vorlage, die von allen relevanten Kräften mitgetragen und vom Bundesrat zur Annahme empfohlen wird. Doch sobald es zur Abstimmung kommt, vertreten gewisse Kräfte plötzlich eine diametral entgegengesetzte Meinung und kritisieren die Vorlage als unausgewogen. So funktioniert Politik. Nun liegt es an uns Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern, zu entscheiden und mit einem Ja den ungerechten Eigenmietwert abzuschaffen.

Den Grossteil der nach Abschaffung der Eigenmietwertbesteuerung und der Einführung von Objektsteuern fehlenden 1.9 Milliarden für Bund, Kantone und Gemeinden(beim jetzigen Referenzzinssatz von 1.25 %) werden die bisher verschonten Mieter und die bisher verschonte Wirtschaft durch Steuererhöhungen bezahlen müssen. Bei einem Zinssatz von ca. 2.8 % wäre die Rechnung zwar ausgeglichen. Letztmals war der Referenzzinssatz 2010 vor 15 Jahren auf diesem Stand. Wir sollten zu diesem finanzpolitisch unausgeglichenen und schief gebauten Experiment ein NEIN in die Urne legen.

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