Windenergie hat strukturelle Schwächen und bleibt nur Nischenprodukt
Herr Rohrer behauptet, die Windenergie könne einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit mit Strom leisten. Stimmt das wirklich?
Das Windpotential hier in Bilten ist jedenfalls nur gering. Die bisher veröffentlichen Messergebnisse des Betreibers SAK lassen erwarten, dass die mittlere Windgeschwindigkeit den Referenzwert von 5.5m/s für die Einspeisevergütung nicht erreichen wird. Damit wäre das Projekt auch mit der hohen Vergütung vom Vierfachen des heutigen Marktpreises nicht wirtschaftlich.
Für die ganze Schweiz nimmt die Energiestrategie 2050 einen Anteil der Windenergie an der Stromproduktion von 7% an. Diese Annahme ist weder fundiert noch realistisch. Der Leiter Unternehmensentwicklung der Axpo, Nick Zepf, reduziert diese Zahl auf die Hälfte und sagt dazu, dass auch das nicht gesichert wäre. Das Investmentbanking der UBS schätzte den Anteil auf nur 1.4%. In der Ostschweiz sagte Appenzell Nein zur Windenergie, St. Gallen plant nur einen kleinen Teil der Vorgabe des Bundes, und im Thurgau und in Schaffhausen hat sich bereits Widerstand gegen geplante Windenergieprojekte organisiert. Der Ausbau der Windenergie hinkt den optimistischen Annahmen weit hinterher.
Die Schweiz als Binnenland ist ein Schwachwindland, dazu kleinräumig und dicht besiedelt. Sie eignet sich kaum für Windenergie. Diese kann nur ein Nischenprodukt bleiben und keinen substantiellen Beitrag für die Stromversorgung leisten. Schon gar nicht, um die Stromlücke füllen, die in Zukunft durch den Wegfall der Kernkraftwerke entstehen wird. Denn die Windenergie hat eine strukturelle Schwäche: Aufgrund der geringen Energiedichte der bewegten Luft hat sie einen grossen Raum- und Flächenverbrauch und produziert trotzdem nur verhältnismässig wenig Strom.
Siegfried Hettegger, Aktuar LinthGegenwind, Feusisberg (SZ)