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René Weber
s sexistischer Beitrag im Sportteil vom 14.06.18

Sehr geehrter Herr Weber 

Schon der Anblick des Titels, "Wo sind die schönen Olgas von der Wolga?", lässt einen erschaudern. Was danach in Form eines 446 Wörter umfassenden Berichtes folgt, übertrifft aber sogar die schlimmsten Befürchtungen. So schreiben Sie über die bittere Enttäuschung, bisher keine schönen Frauen im WM-Gastgeberland gesehen zu haben. Und obwohl ihre Ausführungen mit Fussball rein gar nichts zu tun haben, wird ihr Artikel im Sportteil abgedruckt. 

Was Sie da von sich geben, Herr Weber, ist Sexismus in seiner Reinform. Das Ärgerliche daran: Sie wissen das. Ich muss Ihnen nicht erklären, dass Sie sich auf sehr dünnem Eis bewegen, wenn Sie 2018 einen solchen, beinahe lachhaft mysoginistischen Text verfassen. Da stellt sich dann die Frage: Wieso tun Sie es trotzdem? Wollen Sie provozieren? Das ist Ihnen sicherlich gelungen. Die Frage allerdings ist, zu welchem Preis. Durch ihre Bereitschaft, Anstand und Inhalt komplett zu ignorieren, geben nämlich nicht nur Sie sich der Lächerlichkeit Preis, sondern mit Ihnen die ganze Südostschweiz, indem sie einen solchen Bericht tatsächlich zum Druck freigibt.

Gerade als die Schweiz den kritischen Blick wieder von unserem Kanton gewandt hat, beweisen Sie aufs Neue, dass wir es eben doch verdient haben, ein wenig belächelt und als verstockte Hinterwäldler bezeichnet zu werden, die nicht so ganz im 21. Jahrhundert ankommen wollen. Denn eins ist klar: Wäre dieser Artikel von einem "Heizer aus dem Unterland" verfasst worden, wäre der Aufschrei dort riesig. 

Ihr grauerhafter Text wird leider kaum negative Konsequenzen für Sie haben, deshalb finde ich, die Leserinnen und Leser der Südostschweiz hätten zumindest eine Entschuldigung verdient.

Selina Sutter
14.06.18 - 23:45 Uhr
Leserbrief
Ort:
Lenzerheide
Zum Artikel:
Wo sind die schönen Olgas von der Wolga, Südostschweiz, 14.6.18
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Das ist ja schon ein nervtötendes Dauerthema in den deutschsprachigen Printmedien. Warum kann der Journalismus offensichtlich kaum ohne sexistisch, anstössige Illustrationen
auskommen?!

Sehr treffend formuliert Frau Sutter!
Herzlichen Glückwunsch!!!

Grossartig ist, dass selbst der Spiegel von Herrn Webers offenen Sexismus Wind bekommen hat und heute auf Spiegel online titelt:

Sexismus zur Fußball-WM "Abseits für Mädels"
Zur Fußball-WM überbieten Sexisten einander mit frauenfeindlichen Dummheiten. Journalisten halten an der Wolga Ausschau nach "schönen Olgas", Konzerne fordern Frauen auf, doch bitte für den Gatten zu backen. Eine Auswahl zum Kopfschütteln."
http://www.spiegel.de/sport/sonst/wm-2018-olgas-von-der-wolga-sexismus-…

Unreif und unrefkletiert, Herr Weber und Ihre Antwort ist schlicht peinlich!

von René Weber

Meine Kolumne vom letzten Donnerstag über die Suche nach den schönen Olgas an der Wolga hat hohe Wellen geworfen. Aber so, wie ich es nicht beabsichtigt hatte. Sogar im noch ferneren Zürich haben sich Journalistenkollegen mit ihr auseinandergesetzt. Als Burebüebli aus den Bergen haben sie mich da bezeichnet. Apropos Klischee. So kann es gehen, wenn ein Sportjournalist nach all den wirklich relevanten Themen des Lebens wie Mannschaftsaufstellungen, Spielerinterviews, Gesundheitsbulletins und Matchprognosen plötzlich eine lockere Kolumne über das Gastgeberland schreibt. Das kann für Verwirrung und Unmissverständnis führen. Die Kolumne, in der ich vermeintlich mit einem Augenzwinkern an der Wolga die Olgas suchte, fanden einige Leserinnen und Leser sexistisch. Dies war nie meine Absicht. Sorry, liebe Frauen. Ich weiss sehr wohl, wie wichtig Ihr seid. Für was 
Ihr (ein-)steht, was eine Frau kann und ausmacht. Ich habe schliesslich die Beste geheiratet. Nicht nur mein liebstes Exemplar – sie hat mir die Verwendung dieses Ausdrucks an dieser Stelle ausdrücklich erlaubt – kann das bestätigen. Doch nun fertig mit den Olgas von der Wolga. Lassen wir den Ball endlich richtig rollen und die Fussball-Weltmeisterschaft geniessen.

Dabei ist René Weber ja selbst ein so angenehmer Zeitgenosse und von der Natur mit adonishafter Schönheit gesegnet. Da kann man sich schon einmal darüber lustig machen, dass es andere nicht so weit gebracht haben. Zumindest beim Aussehen sollte das doch noch erlaubt sein.

Sehr geehrte Frau Sutter, ich gratuliere zu Ihrer Leserbriefperle, besonders entzückt mich Ihr quasi Seitenhieb auf die Formulierung "Heizer aus dem Unterland", die ein gewisser Ex-CEO und Ex-Chefredaktor gegen die noble republik.ch (und wohl weitere) verwendete, während er selbst, egal inwieweit indirekt, als Somedia-Belegschaft jenen Redaktor, der offenbar Sex mit Sport verwechselt, wohl "mitträgt", wobei Letzterer es sogar fertigbrachte, keinen Reim fertigzubringen, sonst hätte er nämlich getitelt: "Die schöne Olga von der Wolga (und ihre Schwestern)", kugelt sich Donald Duck.

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