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So lange brauchen unsere Seen zum Gefrieren

Die russische Kältepeitsche hat die Schweiz im wahrsten Sinne des Wortes einfrieren lassen. Doch damit auch unsere Seen zu übergrossen Eisfeldern werden, müssen spezielle Bedingungen herrschen.

Südostschweiz
28.02.18 - 11:30 Uhr
Ereignisse

Zugegeben, diese Tage wird jede noch so kurze Aktivität im Freien zur Qual. Temperaturen im zweistelligen Minusbereich und die tiefe Luftfeuchtigkeit sorgen für Eiskristalle am einen oder anderen Schnäuzer und lassen Wasser und Seifenblasen im Nu gefrieren.

Auf die Dauer kommts an

Wie kann es nun sein, dass wir uns hüten müssen, keinen Tropfen Wasser zu verschütten, um nicht gleich auf einer Eisblase auszurutschen, während Seen bei diesen Temperaturen (noch) nicht einfrieren? Das Zauberwort heisst Kältesumme. Das heisst, dass es nicht nur wichtig ist, welche Temperatur herrscht, sondern auch, wie viele Tage am Stück es kalt ist.

Ein kleiner Exkurs in den Physikunterricht: Wasser besitzt bei 4 Grad Celsius seine grösste Dichte, ist dann also am schwersten. Das heisst, dass Wasser, welches kälter als die besagten 4 Grad Celsus ist, nach oben steigt. In der Folge friert ein See immer von oben her zu – und zwar dann, wenn alles Wasser im See maximal 4 Grad Celsius kalt ist. Somit ist nun auch klar, weshalb flache Seen schneller gefrieren als tiefe. Experten ziehen zur Berechnung der sogenannten «Seegfrörni» zusätzlich den Wert der Kältesumme bei. Dabei handelt es sich um die Summe aller Tage eines Monats (oder Winters) mit einer negativen Tagesmitteltemperatur.

SRF Meteo hat die Kältesummen von einem halben Dutzend Schweizer Seen aufgelistet. Demnach bräuchte es satte 370 negative Gradtage, um den Bodensee (254 Meter Tiefe) gefrieren zu lassen. Wir haben aufgrund der Liste kurz den Dreisatz angewendet und sind zum Schluss gekommen, dass unsere Glarner Kollegen während rund 170 Tagen Minustemperaturen aushalten müssen, damit ihr wunderschöner Klöntaler See (49 Meter Tiefe) zur Eisfläche wird. Im Süden Graubündens braucht es gar 230 Tage bis beispielsweise der 84 Meter tiefe Puschlaversee vollständig gefriert. Bei diesen Zahlen überlegt man sich zwei mal, ob man die Schlittschuhe nicht mit den Badehosen tauschen und sich bereits den Sommer herbeisehnen möchte...

Übrigens, die Kältesumme wird auch eingesetzt, um die Strenge eines Winters (von November bis März) zu berechnen. Das ganze sieht dann wie folgt aus: 

Summe < 100 = sehr milder Winter
Summe 100 bis 200 = normaler Winter
Summe 201 bis 300 = mäßig strenger Winter
Summe 301 bis 400 = strenger Winter
Summe > 400 = sehr strenger Winter

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SO fragt, wann die Seen gefrieren.
Sind das nicht obsolet retrospektiven Fragen?
Müssten Sie nicht aktuell prospektiv quasi therapierend fragen:
Haben wir überhaupt noch Wasser bzw. was müssten wir tun zu seiner Prosperität (auch damit wir noch Blutorangen aus Italien für die Gesundheit kaufen zu dürfen die Gnade erfahren):
Zitat aus meinem Kommentar:
https://www.suedostschweiz.ch/leserbriefe/2017-11-21/copd-chronic-obstr…
"(…) von GRF, und deshalb "gekauft" würden wie Wasser in der Wüste (apropos Wüste, in Italien gabs dieses Jahr nur 10 Prozent der normalen Niederschläge, Wasser from heaven, SO 20.11.2017, wie lange von dort noch Gemüse und Früchte kommen?)."
https://www.suedostschweiz.ch/panorama/2015-11-11/anhaltende-trockenhei…
https://www.suedostschweiz.ch/zeitung/den-seen-und-flussen-geht-das-was…
Waldbrände TI und GR:
http://www.20min.ch/schweiz/news/story/-Wir-muessen-mit-viel-mehr-Waldb…
Leere Stauseen (z.B. Spanien):
http://www.handelsblatt.com/panorama/reise-leben/hitze-wassermangel-wal…
Wasser-Schloss Schweiz durstet:
http://naturschutz.ch/news/wasser-oase-schweiz-durstet-weiter/98436

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