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Die «Rollbar» in Glarus soll so bleiben, wie sie ist – dem Kanton zum Trotz

Der Denkmalschutz-Fachstelle ist das Bistro im Volksgarten ein Dorn im Auge. Dabei ist gerade der provisorische Look der Reiz der «Rollbar». Ein Plädoyer für ein ständiges Provisorium.

Daniel
Fischli
24.10.24 - 11:15 Uhr
Glarus
Mediterranes Flair: Die «Rollbar» ist der beste Ort in Glarus, sagt Redaktor Daniel Fischli.
Mediterranes Flair: Die «Rollbar» ist der beste Ort in Glarus, sagt Redaktor Daniel Fischli.
Pressebild

Wenn es die «Rollbar» im Volksgarten in Glarus nicht geben würde, müsste man sie erfinden. Das zeigt sich schon daran, dass es bei schönem Wetter kaum möglich ist, am Mittag oder am Abend einen freien Tisch im Sommerbistro zu finden. Die «Rollbar» hat im gastronomischen Angebot der «kleinsten Hauptstadt», die ja sonst leider kaum urbanes Flair hat, eine Lücke geschlossen. Plötzlich war es möglich, draussen unter Parkbäumen zu sitzen, etwas zu trinken und den Flaneuren im Park zuzusehen. Die «Rollbar» ist der beste Ort in der Stadt.

Leider ist dieses kleine Stück fast schon mediterraner Lebensfreude der kantonalen Fachstelle Denkmalpflege und Ortsbildschutz offenbar ein Dorn im Auge. Sie ist der Meinung, der «Bauwagen», die «WC-Hütten» und der verkleidete Materialcontainer wirkten im Park «verunstaltend und störend». Ein Eindruck, den sonst wohl kaum irgendjemand hat. Und leider gilt in dieser Sache das einsame Geschmacksurteil des Fachstellenleiters absolut. Dies geht aus den Unterlagen hervor, welche die «Glarner Nachrichten» per Öffentlichkeitsgesetz in der Baudirektion losgeeist haben.

Immer wieder Verzögerungen

Seit die «Rollbar» im Sommer 2018 zum ersten Mal geöffnet hat, ist sie ein Provisorium geblieben. Die Bemühungen der Gemeinde, einen Standplatz herzurichten, der in Bezug auf Hygiene, Wasserversorgung oder Abwasserentsorgung den Standards entspricht, ist durch Einsprachen von privater Seite immer wieder verzögert und jetzt durch die kantonale Fachstelle torpediert worden. Die Baubewilligung ist ungültig, die Gemeinde muss wieder von vorne anfangen. So hat der Kanton entschieden.

Die Rollbar hat heute ihren provisorischen Platz neben dem Kunsthaus gefunden. 
Die Rollbar hat heute ihren provisorischen Platz neben dem Kunsthaus gefunden. 
Archivbild

Ursprünglich sah die Gemeinde einen minimalen Eingriff in den Volksgarten vor. Sie wollte den Platz befestigen und Ver- und Entsorgungsschächte bauen. Die Gestaltung des Bistros selber hätte den bisherigen provisorischen Charakter behalten können. Ironischerweise verlangt nun gerade die Fachstelle Denkmalschutz und Ortsbildpflege, welche doch eigentlich für den Schutz des Volksgartens zuständig ist, offenbar eine Gestaltung, die viel stärker nach einem Definitivum aussieht. Sie schlägt ein «gebündeltes Volumen» in einer «Pavillonarchitektur» vor.

Zwar wäre auch dieser «Pavillon» nach den Vorstellungen der Fachstelle demontierbar. Aber in den Monaten des Betriebs sähe er wohl sehr viel stärker nach einem dauernden Eingriff in den Park aus als der kritisierte «Bauwagen». Jeder und jede sieht ihm an, dass er sich hierher nur verirrt hat, und das ist ganz gut so.

Es braucht keine Architektin

Der Reiz der «Rollbar» liegt gerade in der provisorisch anmutenden Gestaltung. Sie wirkt ein wenig wie ein illegal besetztes Gelände, das endlich kreativ genutzt wird, nachdem es jahrelang brachgelegen ist. Dass es die Gemeinde selber war, welche ursprünglich die Idee hatte, die «Rollbar» in den Volksgarten zu holen, muss ja niemand wissen. Es wäre schön, wenn die kreative, etwas wilde und freche «Rollbar» genauso erhalten bleiben könnte, wie sie jetzt ist. Dem Kanton zum Trotz. Es braucht kein Bistro, das von einem Architekten oder einer Architektin nach dem Gusto des Leiters der Fachstelle Denkmalschutz und Ortsbildpflege durchgestaltet worden ist.

Die Gemeinde Glarus könnte jetzt doch aus der Not eine Tugend und still und heimlich aus dem jetzt schon sieben Jahre alten Provisorium ein Providurium machen. Die privaten Einsprecher sind weggezogen und der Fachstelle würde niemand etwas verraten. Die Glarner Innenstadt ist sonst schon öde genug.

Findest du, die «Rollbar» passt in den Glarner Volksgarten?

Auswahlmöglichkeiten

Daniel Fischli arbeitet als Redaktor bei den «Glarner Nachrichten». Er hat Philosophie und deutsche Sprache und Literatur studiert. Mehr Infos

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Was ist los im Glanerland.?Endlich jemand der eine Idee hat und Leben nach Glarus bringt.So viele Jahre hin und her. Die Rollbar passt in den Volksgarten. Fügt sich perfekt in die Natur ein. Was soll da falsch sein?
Ein ehemaliger Glarner der im Bünderland wohnt.

SO schreibt:
Die «Rollbar» ist der beste Ort in der Stadt.
Ich schreibe:
Outdoor-Restauration bewirkt weiträumigen Lärm in unserer eh dezibelbelasteten Umwelt.
Objektiv gllt gemäss Bundesamt: "Lärm macht krank. Gewöhnung nicht möglich."
Jedoch eine subjektive Minderheit hätte gerne Rambazamba tendenziell 24/7, weil diese Leute so "gepolt" sind. Woran das liegt, z.B. AD(H)S, sei hier mal ausgeklammert.
Deshalb mein Vorschlag: Hier Wohnen für Stillebedürftige. Dort Wohnen für Lärmenthusiasten. So sind beide Zielgruppen happy.

Lieber Herr Reuss, ich muss Ihnen widersprechen. Im Kanton gibt es viele schöne, ruhige Örtchen. Und auch Glarus täte ein grosses bisschen mehr Leben gut. Ein Stadtzentrum, auch wenn es munzig ist, ist für Begegnungen, Kultur und Erlebnisse. Wenn wir das nicht mehr haben, weil es hässigen Leuten zu laut ist, ist das nicht nur trist für Einwohner*innen, sondern Glarus auch schrecklich langweilig für Tourist*innen. Oder haben Sie schön mal jemanden quickfidel durch Glarus laufen sehen und hören sagen: "Herrlich, wie tot die Stadt ist"?

@Denise Hotel Freihof
Mein Beileid, wenn Sie Lärm und Leben gleichsetzen (Sie zum "Leben" Lärm benötigen).
Sie gehören zu den von mir erwähnten Dezibelisten, und unterstellen das anmassenderweise auch noch den Touristen.
Es ist ein wissenschaftliches Phänomen, dass es Hyperaktive gibt, die tendenziell nie genug kriegen. Büchern wie "Wir amüsieren uns zu Tode" (Neil Postman, 1985) zum Trotz.
Ich muss Ihnen widersprechen, ich kenne in der Stadt kein schönes, ruhiges Örtchen, und zum Mietwohnen für Nichtmillionäre noch nicht einmal im ganzen Kanton.
Frappant, dass Leute wie Sie, die Stille als "hässige Leute" verunglimpfen, und die es ohne Rambazamba "trist", "schrecklich langweilig" und gar "tot" finden, gemäss meiner Feststellung dieselben sind, die einerseits "Verständnis" einfordern, jedoch keines zeigen.
Denn was des Rätsels Lösung ist, schrieb ich ja in meinem ursprünglichen Text: Trennung von Lärm- und Stille-Orten. Differenzierung statt Einheitsbrei ubiquitär. Denn merke: In Natur(gesetzen) hat jedes Lebewesen (Flora, Fauna) seine individuell benötigte Nische/Substrat/Biotop; nur der Mensch alias Nichtmillionär beim Wohnen nicht.

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