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Bekenntnis zu Splügen Tambo

Die Aktionäre der Bergbahnen Splügen Tambo AG sagen Ja zum Sanierungskonzept des Unternehmens.

Südostschweiz
19.11.17 - 09:45 Uhr
Tourismus
Noch Luft nach oben bei den Bergbahnen Splügen Tambo AG: Die Liquidität bleibt Thema.
Noch Luft nach oben bei den Bergbahnen Splügen Tambo AG: Die Liquidität bleibt Thema.
THOMAS KIND

Fünf Monate nach der ausserordentlichen Generalversammlung der Bergbahnen Splügen Tambo AG, an der fast der gesamte Verwaltungsrat neu gewählt wurde, kamen die Aktionäre kürzlich zur ordentlichen Generalversammlung zusammen. Das Interesse war gross, 246 Personen, die 73 Prozent des Aktienkapitals repräsentierten, waren da. Dividenden konnten sie an diesem Morgen aber nicht erwarten. Im Geschäftsbericht war von einer extrem angespannten Liquiditätslage und einem Verlust von fast fünf Millionen Franken zu lesen.

Auch Aktionäre müssen bluten

«Der Berg hat uns gefordert», sagte Verwaltungsratspräsident Franco Quinter zum Publikum. Untermalt von einer rasanten Folienflut erzählte er, was der neue Verwaltungsrat in den letzten fünf Monaten erlebt hatte. «Wir haben an allen möglichen Orten angeklopft, um uns bei der Vergangenheitsbewältigung Hilfe zu holen.»

Nun sei es fast geschafft: Dank Entgegenkommens der Gemeinde Splügen, der Bodengenossenschaft Splügen sowie der Banken habe man einen Schuldenschnitt von 90 Prozent erwirkt. Wo vorher sechs Millionen Franken Fremdkapital das Bergbahn-Unternehmen zu erdrücken drohten, seien es nun noch 2,04 Millionen Franken.

Quinter richtete einen dringlichen Appell an die Aktionäre, der Aktienkapitalherabsetzung zuzustimmen: «Sagt ihr nun hier Nein, sagen auch die Banken Nein. Und der Erlass der vier Millionen ist die Hauptbasis für unsere Zukunft.» Die Aktionäre folgen ihm und segneten die Herabsetzung des Aktienkapitals von 2,6 Millionen Franken auf 260 000 Franken einstimmig ab. Dies, obwohl dadurch der Nennwert ihrer Aktie von 50 Franken auf fünf Franken schrumpfte.

Gesucht: 1,7 Millionen Franken

Die Unterstützung der Aktionäre kannte keine Grenzen. So sagten sie einstimmig Ja zur ordentlichen Kapitalerhöhung von über 800 000 Franken, um die im Sommer gesprochenen Beiträge der Rheinwaldner und Schamser Gemeinden in Aktienkapital umzuwandeln.

Ebenfalls diskussionslos und ohne Gegenstimmen genehmigt wurde eine zweite Aktienkapitalerhöhung von über 1,7 Millionen Franken. Diese richtete sich an die Abstimmenden selbst. So sollen sie in den nächsten drei Monaten Aktien zeichnen, um dem Unternehmen frischen Wind einzuhauchen.

«Ich hätte die einstimmige Zustimmung zum Sanierungsplan nicht erwartet», sagte ein sichtlich erlöster Quinter später. «Ich bin gerührt und überwältigt über den Rückhalt.» Man werde über die Festtage mit den Feriengästen Kontakt aufnehmen und sie um Unterstützung bitten. Und wenn dies nicht gelingt? «Wir haben noch andere potenzielle Geldgeber im Visier, die wir motivieren würden.»

Droht ein zweites Lenzerheide?

Kritische Stimmen waren an diesem Morgen rar. Ein Aktionär äusserte sich besorgt über einen überbordenden Sommerbetrieb und fragte, ob man da nicht ein zweites Lenzerheide kreiere? Verwaltungsrat Ivo Frei versuchte, seine Bedenken zu zerstreuen: Die neue Strategie sei im Einklang mit der Natur geplant. Deshalb setze man beispielsweise im geplanten Kinderland auch auf elektronische Fahrzeuge.

Esther Etter, die mit ihrem Mann seit vielen Jahren eine Ferienwohnung in Splügen besitzt, sagt: «Es bleibt uns nichts anderes übrig, als die Bahnen zu unterstützen. Wir lieben die Gegend.» Sie vertraue der neuen Crew und sagte, sie finde es gut, dass auch sie nun zum Einheimischentarif fahren könne. «Man hat zu lange nichts investiert hier, für Kinder gab es an der Talstation gar nichts», sagt auch Zweitwohnungsbesitzer Beni Farkas. Und meinte: Wenngleich er gerade 5000 Franken verloren habe, werde er sicher wieder Aktien zeichnen.

 

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SO schreibt über die verzweifelten Versuche der Tourismusunternehmer, Kapital zu finden für diese Bergbahnenbetriebsamkeiten-Umtriebe:
"Zweitwohnungsbesitzer Beni Farkas: Wenngleich er gerade 5000 Franken verloren habe, werde er sicher wieder Aktien zeichnen."
Und:
"Esther Etter, die mit ihrem Mann seit vielen Jahren eine Ferienwohnung in Splügen besitzt, sagt: «Es bleibt uns nichts anderes übrig, als die Bahnen zu unterstützen.»"
Liebes Publikum,
dass bereits vorher dort Ansässige für Ihre halt leider bereits bestehende Situation offenbar auf Gedeih und Verderb weiteres Geld dem bisher investierten hinterherwerfen, mein Beileid, aber bitte machen Sie als Aussenstehende bloss nicht denselben Fehler - denn die Betreiber dort finde ich einfach nur traurig:
Siehe Kommentar:
https://www.suedostschweiz.ch/wirtschaft/2017-11-19/mit-dem-pistenbully…

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