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«Die Aufweitung im Kundertriet entspricht der Haltung von Hans Konrad Escher»

Nachfahren* von Hans Konrad Escher von der Linth verteidigen das Projekt des Linthwerks gegen Kritik.

Südostschweiz
01.06.23 - 04:30 Uhr
Politik
Umstrittenes Projekt: Beim Kundertriet unterhalb von Mollis (Bildmitte) soll der Linthdamm in Richtung Berg versetzt werden, um dem Fluss mehr Raum zu geben.
Umstrittenes Projekt: Beim Kundertriet unterhalb von Mollis (Bildmitte) soll der Linthdamm in Richtung Berg versetzt werden, um dem Fluss mehr Raum zu geben.
Bild Markus Jud

In den «Glarner Nachrichten» sowie auf seiner Website kritisiert René Brandenberger seit Wochen die vom Linthwerk geplante Aufweitung im Kundertriet unterhalb Mollis. Der selbsternannte Präsident der von ihm gegründeten Linth-Escher-Stiftung hat zudem Unterschriften gesammelt mit dem Ziel, dass die Stimmberechtigten von Glarus Nord das Projekt an einer ausserordentlichen Gemeindeversammlung stoppen sollen.

Schon im Jahr 2005 hat Brandenberger im Namen Hans Konrad Eschers von der Linth gegen die Aufweitung im Kundertriet opponiert. Dies mit der Begründung, man dürfe das Erbe von Escher nicht antasten und müsse das von ihm im Jahr 1823 beendete Kanalsystem für immer bewahren.

Wir, die Unterzeichnenden dieser Stellungnahme, sind alle direkte Nachkommen im sechsten und siebten Glied von Hans Konrad Escher von der Linth. Als Nachfahren ist es uns ein Bedürfnis, den Sachverhalt zum Erbe Eschers in der Öffentlichkeit richtigzustellen.

«Manche Lücke beseitigen»

Die Instruktion unseres Vorfahren an die zukünftige Linth-Wasserbau-Polizei-Kommission, kurz vor der Vollendung seiner Linthkorrektion verfasst, spricht klare Worte. So hat er gefordert, dass die Verantwortlichen auch in späteren Jahren «manche Lücke beseitigen werden, die sich beym jetzigen noch beschränktern Zustande der Wissenschaft in die Lintharbeiten eingeschlichen haben dürften». Dass unser Vorfahr technische Neuerungen gerne verwendete, zeigen auch die Sprengungen am Felsriegel bei Ziegelbrücke. Er griff bereits 1809 das damals neuste Sprengverfahren auf und entwickelte da-raus eine Technik für Unterwassersprengungen.

«Als Nachfahren ist es uns ein Bedürfnis, den Sachverhalt zum Erbe Eschers in der Öffentlichkeit richtigzustellen.»

Und das letzte Teilstück des Kanals, durch die Tuggener beziehungsweise die Benkner Ebene, wurde so konstruiert, dass das nun schneller fliessende Wasser sich sein Bett selber ausspülen sollte.

Erst in den letzten Jahrzehnten wurden bei verheerenden Hochwassern absichtliche Flächen zur Entlastung der wasserführenden Ströme miteinbezogen (zum Beispiel beim grossen Elbe-Hochwasser 2002). Auch in diesem Sinne können Ausgleichsflächen wie das Kundertriet, der Chli Gäsitschachen und der Hänggelgiessen den Hochwasserschutz erhöhen. Die Natur wird sich nach einer solchen Überflutung selber wieder erneuern.

Deshalb ist die geplante Aufweitung im Kundertriet sowohl wasserbautechnisch vertretbar als auch ein Gewinn für die Natur. Beides entspricht der Haltung unseres Vorfahren Escher, der mit einfachsten Mitteln ein grossartiges Werk geschaffen hat.

* Peter Pestalozzi-Früh, Felix Naeff-Meier, Peter Hans von Grebel, Peter Diggelmann-Fürer, Thomas Daeniker-Schnyder, Hansruedi Diggelmann-Weidmann, Daniel Daeniker-Mayerhöfer, Daniel Naeff-Greene
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