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Graubünden lohnt sich eben doch

Poschiavo, Sils und Davos. Man findet die drei Gemeinden in der Liste der schönsten Schweizer Dörfer. Jährlich wird ein Gewinner gekürt. Die UBS hat nun alle nominierten Gemeinden der letzten Jahre auf ihre Immobilienpreise untersucht. Der «Tages-Anzeiger» titelte darauf «Warum sich ein Haus im schönsten Dorf der Schweiz nicht lohnt».

10.08.19 - 04:30 Uhr
News
Wohnen
Eine Zweitwohnung in Graubünden lohnt sich mehrfach
brigitte_tiefenauer / ARCHIV

Ein Viertel der schönsten Dörfer der Schweiz liegt in Graubünden. Das ist wenig verwunderlich, der Kanton Graubünden ist nicht zuletzt wegen seiner malerischen Landschaft besonders bei Touristen äusserst beliebt. Doch will man hier auch wohnen? Lohnt es sich, sein Geld in einen Zweitwohnsitz zu investieren?

Ein Wohnsitz in einer touristischen Gemeinde bringt zwar viele Vorteile, unter anderem bieten diese Gemeinden oftmals eine gute Anbindung und generell ein vielfältiges Angebot im Alltag. Doch dieses Schwert ist zweischneidig, wie Sascha Ginesta von Ginesta Immobilien erklärt. «Je besser die touristische Infrastruktur ausgebaut ist, desto höher sind die Immobilienpreise.» Trotzdem rät der Immobilienexperte zum Investment in Immobilien, besonders in Zweitwohnungen: «Die Nachfrage ist hoch und die Aussichten positiv». Die Einschätzung, ob es sich lohnt, seinen Erstwohnsitz in eine der touristischen Gemeinden von Graubünden zu verlegen, bedürfe weiterer Informationen. Die finanziellen Verhältnisse, Arbeitsweg und Mobilität sind nur einige wenige davon.

Wie sich die Immobiliennachfrage entwickelt, hängt von der Wanderung in die oder aus den schönsten Dörfern ab, schreibt die UBS. Wenn die Bevölkerung abwandert, erhöhe dies den Druck auf den Leerstand. In Sils wurde in den letzten drei Jahren eine Abwanderung von 10 Prozent verzeichnet. Sils führt gleichzeitig aber die Liste der teuersten unter den schönsten Gemeinden an.

Laut dem Gemeindeschreiber von Sils, Marc Römer, besteht ein Zusammenhang zwischen Abwanderung und Immobilienpreisen. «Wir würden Sils gerne besonders für Familien attraktiv gestalten, was leider im Widerspruch zu den hohen Immobilienpreisen steht. Dennoch sind die 10 Prozent Bevölkerungsrückgang mit Vorsicht zu geniessen. Wir haben hier ins Sils weniger als 1000 Einwohner. Da fällt jeder Wegzug prozentual stark ins Gewicht.» Sils familienfreundlicher zu gestalten sei immer wieder ein gemeindepolitisches Thema, erklärt Römer weiter. Doch das Dorf ist gefragt bei den Touristen und dementsprechend auf deren Bedürfnisse ausgerichtet.  Zudem ist das Engadin, was Immobilienpreise betrifft, generell überdurchschnittlich teuer.

Andererseits ist der von der UBS angesprochene Bevölkerungsrückgang nicht einfach nur auf die Immobilienpreise zurückzuführen. «Wenn ein Hotel schliesst, ziehen oft auch die Angestellten weiter.» Besonders in touristischen Regionen fällt dies stark ins Gewicht. Dann kommt erschwerend hinzu, dass mittlerweile über 30 verschiedene, in den Einwohnerregistern zu unterscheidende Kriterien an Aufenthaltstiteln geführt werden. «Insofern sind die statistischen Zahlen für uns nicht ein unfehlbarer Gradmesser der Bevölkerungsentwicklung», so Römer.

Höchste Zeit also, sich über einen (Zweit-)Wohnsitz in der Idylle Graubündens Gedanken zu machen. In Zeiten, in denen die Immobilienpreise steigen und die Bankzinsen ins Negative rutschen, macht eine Investition in einen Rückzugsort in den Bergen nicht nur aus finanzieller Sicht Sinn. Eines ist sicher: In Sils würde man sich über Neuzugänge freuen.

Mara Schlumpf ist Redaktorin und Chefin vom Dienst bei «suedostschweiz.ch». Ursprünglich kommt sie aus dem Aargau, hat ihr Herz aber vor einigen Jahren an Chur verschenkt. Mehr Infos

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