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Fischbestände gehen wegen Nährstoffmangel zurück

Die Äschen im Engadin stehen unter Beobachtung, aber nicht nur bei ihnen ist ein Rückgang erkennbar. Fischer haben immer weniger an der Angel, dies aufgrund von verschiedenen Ursachen.

23.05.19 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Neben Äschen sind auch Bachforellen und Seeseiblinge vom Rückgang betroffen.
Neben Äschen sind auch Bachforellen und Seeseiblinge vom Rückgang betroffen.
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In den Tiefgewässern im Kanton Graubünden leben zwei Fischarten, die gefangen werden. Die Bachforelle und die Äsche. Wie nun bekannt ist, ist der Bestand an Äschen um 75 Prozent zurückgegangen. Deshalb hat das Amt für Jagd und Fischerei Ende April rund 100 Äschen markiert, um herauszufinden, wie es um den Bestand im Engadin steht.

Ganz so schlecht gehe es der Bachforelle nicht, aber auch bei ihr sei ein Rückgang erkennbar, sagt Fischereibiologe Marcel Michel. Zurzeit liege der Fokus aber auf dem massiven Rückgang der Äsche und dessen Untersuchung. Auch in den Seen gebe beim Seeseibling es ähnliche Entwicklungen. Dort ist bereits vor vielen Jahren ein Untersuchungsprogramm in den Oberengadiner Talseen gestartet worden.

Verschiedene Faktoren spielen mit

Aus diesen Untersuchungen geht hervor, dass die Gewässer relativ wenig Nährstoffe haben, ansonsten aber in einem sehr guten Zustand sind. Mit der derzeitigen Nährstoff- und Nahrungsgrundlage, sei die vorhandene Fisch-Biomasse mehr oder weniger so, wie man es erwarten können, sagt Michel: «Wir haben keinen Vergleich zu früher aber man geht davon aus, dass einfach aufgrund der jetzigen Nährstoffsituation in diesen Seen nicht mehr Seiblinge gedeihen können.» Grossflächige Untersuchungen werden sukzessiv alle drei bis fünf Jahre durchgeführt, um zu sehen, wie es um die Nährstoffsituation und das Nahrungsangebot steht und wie es sich verändert. Die nächste dieser Untersuchungen wird in diesem Jahr stattfinden.

Auch der Klimawandel und die Erderwärmung seien Faktoren, die mitspielen. Michel erzählt, dass sie in den letzten fünf Jahren feststellen mussten, dass sie in gewissen Regionen – dabei sei das Unterengadin hervorgestochen – klare Fangrückgänge bei der Bachforelle hatten. Dies habe einen direkten Zusammenhang mit den Extrem-Niederschlägen, die es in den letzten Sommern gab. Auch Muergänge kamen immer wieder vor, die den Inn extrem eingeschottert und teilweise gar gestaut hätten. Es sei erkennbar, dass der Fischbestand unter diesen extremen Wetterlagen gelitten habe, so Michel.

Rückgänge ziehen Folgen nach sich

Eine unmittelbare Folge sei es, dass die Fischer weniger fangen. Das sei auch in den Fangstatistiken erkennbar, so Michel. Zudem werfe es die Frage, inwiefern sich die Populationen in Zukunft selber erhalten könnten. Die Gefahr, dass Fischarten verschwinden, bestehe aber noch nicht. «Auf keinen Fall», sagt Michel. So weit seien die Bestände nicht zurückgegangen. Aber man müsse sicher ein Augenmerk darauf halten, dass man in Zukunft eine Situation schaffen könne, dass sich die Fischbestände selber erhalten könnten. Zurzeit sei die Situation sicher nicht auf einem Niveau, dass man mit grossen Fischfängen prahlen könnte, dafür reiche es zurzeit in vielen Gewässern nicht mehr.

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Die Fischbestände stehen sicher auch im Zusammenhang mit der Art der Besetzung unserer Gewässer mit viel zu kleinen Fischen durch die Fischereiorgane und mit der Nutzung unserer Gewässer durch die Wasserkraftwerke im engen Zusammenhang. Um unsere Fischerei zu retten, sind vor allem auch diesbezüglich Untersuchungen nötig und dringende Anpassungen angebracht. Rettet unsere Fischerei!

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