×

Ferienangebote für Menschen mit Handicap einfach finden

Ferien- und Freizeitangebote zu finden, ist für Menschen mit Handicap oft eine komplizierte Angelegenheit. Dies soll sich bald ändern. Getestet wird auch in der Surselva.

Simone
Zwinggi
01.11.18 - 04:30 Uhr
Tourismus
Bahnhof RhB Rhäzüns
Im Rollstuhl ist vieles oftmals umständlich.
Yanik Buerkli / YANIK BÜRKLI

Für Menschen mit Handicap sei es oft schwierig, ein passendes Freizeit- oder Ferienangebot zu finden, sagt Roland Petschen, Projektleiter von «Barrierefreier Tourismus.CH». «Dabei gibt es viele entsprechende Angebote, man kann sie bislang einfach nicht gebündelt finden.»

Diesem Problem will Petschens Team nun entgegenwirken. «Das Ziel ist, eine Buchungsplattform für Menschen mit Handicap aufzubauen», so Petschen. In der Deutschschweiz soll diese Plattform 16 Tourismusregionen umfassen. Doch zuerst wird getestet. Das bedeutet, dass Petschen mit seinem Team in drei Regionen reist, um mit verschiedenen Tourismusanbietern zu sprechen. «Wir suchen das Gespräch mit Hoteliers, Restaurantbesitzern und Freizeitanbietern. Wir wollen herausfinden, welche Angebote für Menschen mit Handicap bereits vorhanden sind und was die Leistungsträger bereit wären, dafür zu investieren», erklärt Petschen. Für die Datenerhebung werden standardisierte Fragekataloge zum Einsatz kommen. «Für jedes Handicap – ob jemand eine starke Sehbehinderung hat oder auf einen Rollstuhl angewiesen ist – gibt es spezifische Punkte, die abgeklärt werden müssen», so Petschen.

Ab Frühling 2019

Als eine von drei Testregionen wurde die Surselva ausgewählt. Im kommenden Frühling wird Petschen mit seinem Team hier seine Erhebungen machen. In der Surselva ist man bereits auf das Thema Barrierefreiheit sensibilisiert. Anja Beivi, Geschäftsführerin und Leiterin Marketing bei Surselva Tourismus AG, wurde vor zwei Jahren in einem Brief von einem Zweitheimischen darauf aufmerksam gemacht. «Er schrieb uns, dass er in unserem Ferienbegleiter nirgends einen Hinweis finde, ob er das Angebot mit dem Rollstuhl auch nutzen könne.» Sie habe beschämenderweise feststellen müssen, dass das stimme. «Das machte mich sehr betroffen.» Daraufhin habe Surselva Tourismus bei allen Angeboten abgeklärt, ob diese ganz oder teilweise rollstuhlgängig seien, so Beivi.

Nicht nur auf Rollstühle bezogen

Mit dem Projekt «Barrierefreier Tourismus.CH» sei ihr auch bewusst geworden, dass sich Barrierefreiheit nicht nur auf die Rollstuhlgängigkeit beziehe, so Beivi. Sondern auf viele Arten von Handicaps – beim Sehen, Sprechen, Hören etc. «Wir freuen uns auf die Testphase für die neue Buchungsplattform», sagt Beivi. Dieses Projekt sorge bei den touristischen Leistungsträgern für Akzeptanz und Sensibilisierung für Menschen mit einem Handicap. «Wir erhoffen uns von diesem Projekt keine Tourismusströme. Aber wir möchten zeigen, dass wir das Projekt gemeinsam umsetzen können», so Beivi. Die RhB habe sich diesem Thema auch angenommen, indem sie den Bahnhof in Ilanz barrierefrei umbaue. «Es wird höchste Zeit, dass wir in diesem Thema in der ganzen Schweiz vorwärts machen», sagt Beivi bestimmt.

Die neue Buchungsplattform soll ab Sommer 2019 für alle Tourismusregionen zur Verfügung stehen, der Eintritt in den europäischen Markt ist für 2021 geplant. Weitere Informationen gibt es hier.

Simone Zwinggi ist Redaktorin bei Zeitung und Online. Nach einem Sportstudium wendete sie sich dem Journalismus zu. Sie ist hauptberuflich Mutter, arbeitet in einem Teilzeitpensum bei der «Südostschweiz» und hält Anekdoten aus ihrem Familienleben in regelmässigen Abständen im Blog Breistift fest. Mehr Infos

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.

Frau Journalistin Zwinggi, ich wies bereits mehrfach darauf hin und Sie hätten es als Moderatorin in der (Schreib)Hand, das auch so zu bringen:
Behinderung sehe ich leider stets mit Barrierefreiheit gleichgesetzt, Tatsache ist aber, dass viele bzw. evtl. die Mehrzahl der Behinderungen anderes betreffen wie Nerven, chronische Erschöpfung oder Psyche.
Hier sehe ich im Lärm, insbesondere im Abruptlärm (Erschrecken) das ruinöse Hauptproblem (sogar bei Mieterumfragen - also primär Gesunden - steht Lärm mit Abstand auf Platz 1 der Negativ-Hitparade).
WO behandelt Roland Petschen - oder sonst jemand im ganzen grossen Kanton GR - dieses Megapotentialthema?
Soll ich lachen oder weinen, wenn die SO schreibt:
Roland Petschen, Projektleiter von «Barrierefreier Tourismus.CH»: «Für jedes Handicap – ob jemand eine starke Sehbehinderung hat oder auf einen Rollstuhl angewiesen ist – gibt es spezifische Punkte, die abgeklärt werden müssen»

In der Schweiz wurde 2018 gerade ein zweijähriges nationales Kooperationsprojekt von Tourismus- und Behindertenorganisationen abgeschlossen mit diesem Ziel. hotelleriesuisse, Schweiz Tourismus sowie pro Infirmis, Schweizer Paraplegiker Vereinigung und Mobility International Schweiz waren dabei, die Projektleitung lag bei der Stiftung Claire & George. Weshalb nicht das Erreichte gemeinsam weiterentwickeln als das Rad neu erfinden? Freue mich auf Kontaktaufnahme.

Mehr zu Tourismus MEHR