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Klosters steht vor touristischer Zitterpartie

Die Gemeinde Klosters unternimmt einen zweiten Anlauf zur Einführung einer neuen Tourismusfinanzierung. Sollte die Vorlage auch dieses Mal beim Stimmvolk durchfallen, stünde die Kommune vor einem kaum noch zu kittenden Scherbenhaufen.

Béla
Zier
19.07.18 - 04:30 Uhr
Tourismus
Klosters Platz
Die Gemeinde Klosters unternimmt einen zweiten Anlauf zur Einführung einer neuen Tourismusfinanzierung.
OLIVIA ITEM

Mit dem Projekt «Klosters 2018» soll dem seit Jahren massiv kriselnden Tourismus in dem einst international stark nachgefragten Ferienort wieder auf die Beine geholfen werden. Eine aus nicht weniger als 18 Personen bestehende Tourismuskommission befasst sich seit vergangenem Herbst mit den vielfältigen Problemstellungen. Darunter fällt schwergewichtig die Ausarbeitung eines neuen Gesetzes zur Tourismusfinanzierung. Im November soll das Stimmvolk darüber entscheiden. Es ist der zweite Versuch.

«Bereitet Kopfzerbrechen»

Insbesondere die Tourismusfinanzierung bereite der Kommission auch «nach 14 intensiven Sitzungen» Kopfzerbrechen, hält Projektleiter Robert Wildhaber in einer gestrigen Medienmitteilung fest. Vorgesehen sei ein Gästetaxen-Systemwechsel von der logiernächteabhängigen Frequenzabgabe hin zur Kapazitätsbesteuerung. Dies lasse aber sehr wenig Spielraum zu. Der Gesetzestext werde sich deshalb, um innerhalb des gesetzlichen Rahmens zu bleiben, «inhaltlich nicht wesentlich von der letztmals zur Abstimmung gebrachten Version unterscheiden können», heisst es.

Klosters soll schweizweit als «Drei-Generationen-Familienferienort» bekannt gemacht werden.

Der Klosterser Souverän hatte Ende 2016 ein geplantes neues Gesetz zu Gäste- und Tourismustaxen haushoch mit 70 Stimmenprozent abgelehnt. Vor allem Zweitwohnungsbesitzer, von denen Klosterer rund 2700 zählt, hatten in zahlreichen Lesebriefen Stimmung dagegen gemacht. Zuzuschreiben war dies in erster Linie finanziellen Gründen. Den Grossteil der aufgrund der neuen Tourismusfinanzierung erwarteten Zusatzeinnahmen, die Rede war von 1,2 Millionen Franken bis 1,4 Millionen Franken, hätten Zweitwohnungsbesitzer bezahlen müssen. Wie Wildhaber auf Anfrage sagte, befindet sich der aktuelle Gesetzesentwurf noch zur Vorprüfung beim Kanton. Die erwarteten touristischen Mehreinnahmen lägen in derselben Grössenordnung wie bei der ersten Vorlage.

Massnahmenpaket erarbeitet

Sollte auch die zweite Volksabstimmung zur Klosterser Tourismusfinanzierung schieflaufen, würde die Gemeinde in einen tiefen Schlamassel geraten. Ob dieser gordische Knoten noch gelöst werden könnte, ist fraglich. Weil zu wenig Kurtaxengelder reinkommen, muss die Kommune den Tourismus bereits jetzt jährlich mit Steuergeldern stützen (Ausgabe vom 30. Juni).

Der Tourismus in Klosters muss nicht nur finanziell ins Lot gebracht werden. Das Projekt «Klosters 2018» beinhaltet zusätzlich auch dringend notwendige strategische Massnahmen, von denen man sich einen touristischen Turnaround erhofft. So soll Klosters bis 2022 schweizweit als «Drei-Generationen-Familienferienort» bekannt gemacht und positioniert werden. Insgesamt seien 18 Massnahmen geplant. Diese sollen zusammen mit dem neuen Tourismusgesetz inklusive der vorgesehenen touristischen Strukturanpassungen im August der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Damit man mit dem kompletten touristischen Carepaket nicht ins Leere zielt, hat die Gemeinde Klosters eine Bevölkerungsumfrage zu «Klosters 2018» gestartet. Diese wurde Ende Juni abgeschlossen und wird derzeit durch die HTW Chur ausgewertet.

Béla Zier ist Redaktor der gemeinsamen Redaktion Online/Zeitung «Südostschweiz» und «suedostschweiz.ch» und berichtet über die Region Davos und das Prättigau. Er ist seit 1993 für die Medienfamilie Südostschweiz tätig und arbeitet dort, wo er auch wohnt. In Davos. Mehr Infos

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Klosters:
SO titelt: "Es geht ums Geld"
Ich frage: Wie wärs mit "Idealen", das "Geld" kommt dann von selbst.
Ich prognostiziere: Das dürfte keinen Turnaround geben, weil es kein Turnaround ist.
«Drei-Generationen-Familienferienort», wieder das alte Jekami-"Für-jeden-etwas" statt USP, Zielgruppenfokussierung, die ja von Touristikern als Gegenpol hochgelobt wurde. Ja was denn nun?
Dieser Widerspruch, aus dem GRF seit Jahrzehnten nicht herausfindet, und wieso sollte man dafür ausgerechnet die HTW Chur beauftragen, die ja bisher bereits GRF-involviert war - mit welchem "Erfolg"?
Ob für die mangelnden Ideen der Tourismus"unternehmer" nun die Gesamtbevölkerung via Steuern oder die Zweitwohnungsbesitzer via Sonderabgaben zahlen müssen (vergleiche Vals, Golfclubmodell, und überall), fragen könnten sie sich in jedem Fall, wieso sie nach den horrenden Landwirtschaftssubventionen und Landwirtschaftshöchstpreisen für Endabnehmer (im Laden) nun den Hotelliers (die auch nur Logisvermieter sind wie der Erstwohnungenmarkt, der quasi die Lizenz zum Gelddrucken erfunden hat bzw. sich durch politische Manöver eine Gold(esel)mine schuf) die Gewinnmargen noch höher spendieren sollen.
WARUM lassen wir uns das gefallen? Die Superreichen werden noch ultimativer superreicher, während wir... Zitat Ludovic Magnin (Coopzeitung29/2018): Von jedem Zweiten, den ich frage, wie es ihm geht, bekomme ich zu hören: "Ich bin am Limit" Der Druck ist überall brutal gross. Auf die Frage: "Hat es die heutige Jugend einfacher? "Ich bedaure unsere Kinder, sie haben es ganz klar schwerer."
Aber völlig überflüssigerweise bzw. umweltschädlicherweise (inkl. Krankenwesenkostentraumratensteigerungen), finde ich, denn dass der Planet darniedergeht, kommt von einem Zuviel an meschlichen Aktivitäten. Die Natur funktionierte ideal ohne Menschen, also nehmen wir das als Fingerzeig. zurückzufahren unsere ADHS-Hyper"Wirtschafts"aktivitäten..Weniger ist mehr. Reduce to the max.!

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