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Teil 3: Die Gründung der Drei Bünde

Ihr habt Euch in einem Voting für einen genaueren Blick auf das Buch «Graubündnerische Geschichten» entschieden. Ein Buch, welches knapp 50 Jahre nach der Gründung des grössten Schweizer Kantons, am 12. August 1852, in Chur herausgegeben wurde und nur gerade 50 Rappen kostete. Willkommen zu Teil 3.

24.06.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

Wir haben Euch eine Auswahl von bis zu 150-jährigen Schätzen aus der Bündner Bücherwelt gegeben. Und Ihr habt für Euren Favoriten abgestimmt. Das Resultat: Die Mehrheit will die Graubündnerischen Geschichten genauer unter die Lupe nehmen. Das Buch «Graubündnerische Geschichten» wurde im Jahre 1852 publiziert, 50 Jahre nach der Gründung Graubündens 1803. Herausgegeben worden ist es vom Erziehungsrat. Ein Exemplar kostete dazumal gerade einmal 50 Rappen. Gedruckt wurde das Werk von Pargätzi und Felix Druck in Chur. Nachdem wir in Teil 1 die Herkunft der Rhätier und sie im Teil 2 genauer unter die Lupe genommen haben, folgt nun Teil 3.

Als Rudolph von Habsburg 1273 als erster römisch-deutscher König aus dem Geschlecht der Habsburger an die Macht kam, eroberte er auch Land in der Schweiz, so unter anderem im Aargau, Zürich, Thurgau, Gaster, Glarus, Zug, Luzern und in den drei Waldstädten. Zudem gehörte ihm das Elsass, Österreich, Steiermark, Kärnten, Krain und viele Herrschaften und Städte in Schwaben. Bald darauf war der Bund der acht alten Eidgenossenschaft vollständig. Danach ist es bis im Jahre 1422 in Rhätien immer wieder zu verschiedenen Krisen gekommen, bis bald darauf mehrere Bünde gegründet worden sind.

Die Entstehung der Drei Bünde in Graubünden

Der erste Teil des Artikels entspricht Wort für Wort dem Originaltext aus dem Buch:

So erschienen die Gotteshausgemeinden als Ganzes gegenüber dem Bischof, und weil sie zur Einlösung verpfändeter Giftsgüter, wie zum Anlauf neuer beitrugen, bekamen sie ein Aufsichtsrecht über die westliche Verwaltung des Stiftslandes. Solchergestalt verband das gemeinschaftliche Interesse die Gotteshausgemeinden unter einander zu gegenseitigem Schutze und zum Schutze des Hochstifts: das ist der Gotteshausbund, der sich, ohne ausdrücklichen Bundesbrief, durch die Natur der Verhältnisse entwickelt und ausgebildet hat. Überhaupt lebte damals im Volke das Verlangen nach einem freien und rechtlichen Zustande, dessen Herstellung es von der Willkühr und Selbstsucht seiner Herren nicht erwarten konnte. Dies konnte nur geschehen, wenn die Gemeinden in Bündnisse zusammentraten und treu zusammenhielten.

So lud Peter von Bontaningen, Abt zu Disentis die Herren und Gemeinden in den obern Landestheil zur Verabredung und Abschliessung eines gemeinsamen Bundes ein, und in der Mitte des Märzmonats 1424 erschienen zu Truns: der Abt Peter von Bontaningen, die Freiherren von Rhäzüns, Herren zu Savien, Tenna und Obersachsen, die Grafen von Sax zu Mosax, Herren in Vals, Lugnez und in der Grub, Graf Hugo von Werdenberg-Heiligenberg, Herr zu Trins und Tamins, die Vorsteher und Ammänner von Disentis, Laax, Rheinwald, Schams und Ilanz, und schwuren: «Gute Freunde und treue Eidgenossen zu sein und zu bleiben, so lange Grund und Grat steht, einander zu rathen und zu helfen mit Leib und Gut, Land und Leuten , die Strassen zu schirmen, Frieden zu halten, einander freien Kauf zu geben und zugehen zu lassen; einen jeden bei seinen Rechten zu schirmen, er sei odel oder unedel, reich oder arm, alle eigene Gewalt abzuthun, und Recht zu suchen und zu nehmen bei dem Gericht.» Das ist der Geist und Sinn des obern oder grauen Bundes, wie er bei der St. Annen-Kapelle unter dem Ahorn zu Truns beschworen wurde.

Am 30. April 1436 starb Graf Friedrich von Toggenburg ohne Leibeserben und letztwillige Verfügung über seine Hinterlassenschaft. Da traten die Vorsteher und Häuptlinge der eilf Gerichte im Prättigau, die ihm angehört hatten, zusammen und schlossen einen ewigen Bund: «Die Leute in den eilf Gerichten stehen einander bei mit Leib und Gut; kein Gericht schliesst Verträge oder Bündnisse ohne der andern Wissen und Willen; keiner, der im Bunde der eilf Gerichte ist, soll einen Bundsmann vor fremdes Gericht laden, sondern jeder Recht da nehmen, wo er ansässig ist; Frevel soll man da bestrafen, wo sie verübt werden; zur Berathung gemeiner Angelegenheiten treten die Boten der eilf Gerichte in Davos zusammen.» Die eilf Gerichte sind: das Gericht Davos; Land und Gericht Klosters; das Gericht Kastels; das Gericht Schiers und Seewis; das Kapitalgericht zu Schiers; das Gericht Malans; das Gericht zu Maienfeld; das Gericht zu Belfort; das Gericht zu Churwalden; das vordere Gericht in Schanfigg zu St. Peter; das hintere Gericht in Schanfigg zur Langen Wiese.

Dieser Teil des Buches geht um die Entstehung der Drei Bünden.
Dieser Teil des Buches geht um die Entstehung der Drei Bünden.

Der Engadinerkrieg

Nachdem im Jahre 1464 die Stadt Chur abbrannte, wurde kurz darauf der Bund auf Bazerol gegründet. Dieser, sowie der schwarze Bund, welcher von den Grafen von Werdenberg-Sargans einst gegründet wurde, wurden im Verlaufe der Zeit wieder aufgelöst. Kaiser Friedrich III hatte in der Zwischenzeit seinen Sohn Maximilian 1486 zum deutschen König wählen lassen. Während es zehn Jahre lang eher ruhig zu und her ging, kam es 1498 zum sogenannten Schwabenkrieg.

Auslöser des Schwabenkrieges, auch Schweizer Krieg oder Engadiner Krieg genannt, war die Eskalation des Vinschgau-Konflikts. Auf ein Eingreifen von Tiroler Truppen im Etschtal reagierte der Gotteshausbund 1499 mit der Besetzung des Münstertals. Der Graue Bund und der Gotteshausbund waren zu dieser Zeit zugewandte Orte der Eidgenossenschaft. Bern, Freiburg und Solothurn traten wenig später ebenfalls in den Konflikt ein. Österreich wertete die Besetzung des Münstertals als Angriff auf die und aktivierte ihr Bündnis mit dem schwäbischen Bund. Ein  in Glurns vereinbarter Waffenstillstand und Frieden wurde von beiden Parteien nicht anerkannt. Eidgenossen sowie österreichische Verbände bezogen Stellungen im Rheintal und um Sargans. Es kam zu Überfällen durch Urner Knechte über den Rhein bei Gutenberg. Und die Österreicher nahmen die Stadt Maienfeld ein. Dies brachte den Konflikt zum Eskalieren. Mit der Schlacht bei Triesen wurde der Landkrieg eröffnet. Danach dehnte sich der Grenzkrieg auf drei Fronten aus: auf Graubünden, Tirol und Vorarlberg, auf das Gebiet um Konstanz, den Hegau und Klettgau sowie auf das Rheintal von Waldshut bis Basel und in den Sundgau hinein. Einen Rachefeldzug Maximilians ins Engadin beantworteten die Eidgenossen mit einem Gegenzug, der weite Teile des Vinschgaus verwüstete. Maximilan versammelte daraufhin in Konstanz ein Heer von über 10'000 Mann. Der geplante Vormarsch gegen die Eidgenossen scheiterte jedoch und der König zog sich enttäuscht nach Lindau zurück. Maximilian stoppte seine Kriegsbemühungen und willigte in Friedensgespräche ein. Nach mehrwöchigen Verhandlungen wurde Frieden geschlossen. 

Wir besprechen das Buch in mehreren Teilen. Jeweils in den nächsten zwei Wochen folgt die nächste Passage.

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