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Rezepte für einen sparsamen Umgang mit Boden und Wohnflächen

Die Schweizer Bevölkerung braucht immer mehr Wohnfläche. Mit Instrumenten wie Belegungsvorschriften oder dem Bau von kleinflächigeren Wohnungen könnte der steigende Wohnflächenverbrauch gedrosselt werden. Das sind Massnahmen, welche die gemeinnützigen Bauträger seit Jahrzehnten erfolgreich anwenden – mit positiven Nebeneffekten.

Wohnen
Südostschweiz
16.12.16 - 10:58 Uhr
Wohnen
Rezepte für einen sparsamen Umgang mit Boden und Wohnflächen
Bild zVg

Lea Gerber / Politik und Grundlagen bei Wohnbaugenossenschaften Schweiz, dem Verband der gemeinnützigen Wohnbauträger

Die Schweizer Bevölkerung verbraucht immer mehr Wohnfläche. Durchschnittlich lebt heute jede Person auf 45 Quadratmetern. 1980 waren die persönlichen Platzansprüche noch viel tiefer. Damals verfügte eine Person im Mittel über 34 Quadratmeter Wohnfläche. Die Gründe für den höheren Platzbedarf sind in erster Linie im Zusammenhang mit dem gestiegenen Wohlstand zu verstehen. Dazu kommt die massive Zunahme an Ein- und Zwei-Personenhaushalten in diesem Zeitraum. Auch dieser Umstand treibt den Wohnflächenbedarf in die Höhe. Je kleiner der Haushalt ist, desto mehr Wohnfläche verbraucht er in der Regel. Denn während Küche und Bad in einem Mehrpersonenhaushalt geteilt werden, verfügt auch eine Singlewohnung über diese Räume.

Konflikte um den Boden
Der hohe Wohnflächenverbrauch ist einer der wichtigsten Treiber der Zersiedelung. Während die Wohnbevölkerung zwischen 1985 und 2009 nur um 17 Prozent zunahm, sind die Flächen für Wohngebäude um 53 Prozent gestiegen. Dieser Anstieg ist in der Zwischenzeit etwas abgeflacht, trotzdem geht der Trend weiterhin aufwärts. Das birgt Konfliktpotenzial, denn die Ressource Boden ist in der bereits dicht besiedelten Schweiz knapp.
Die Bevölkerung hat sich in mehreren Abstimmungen dafür ausgesprochen, dass die Landschaft und das Kulturland besser geschützt werden sollen, sei das mit der Annahme der Zweitwohnungsinitiative 2012 oder mit der Zustimmung zur Revision des Raumplanungsgesetzes 2013. Ein Umdenken beim eigenen Wohnflächenbedarf ist dringend nötig. Eine kürzlich veröffentlichte Studie zeigt aber: Lediglich jeder zehnte Haushalt findet, er verfüge über zu viel Wohnfläche.

Den individuellen Bedarf tief halten
Mit 35 Quadratmetern pro Kopf verbrauchen Genossenschaftsbewohner rund ein Viertel weniger Fläche als der Schweizer Durchschnitt. Genossenschaften setzen seit Jahren auf verschiedene Instrumente, um die individuelle Wohnfläche klein zu halten. So unterliegen zwei Drittel aller Genossenschaftswohnungen sogenannten Belegungsvorschriften. Diese regeln, wie viele Personen mindestens in einer Wohnung leben müssen. Meist gilt der Grundsatz, dass in einer 4-Zimmer-Wohnung mindestens drei Personen wohnen sollen. Wenn sich die Personenzahl im Lauf der Jahre verkleinert, bietet die Genossenschaft dem betroffenen Haushalt nach Möglichkeit eine kleinere Wohnung an. Auch der Bau von relativ kleinflächigen Wohnungen trägt dazu bei, den individuellen Wohnflächenbedarf tief zu halten.

Lösungen ohne Verzicht
Dabei bieten Genossenschaften Lösungen an, ohne dass ihre Bewohnerschaft an Wohnqualität einbüssen muss. Im Gegenteil: Will jemand ein Fest feiern, erwartet für einige Tage Besuch oder hat ein handwerkliches Hobby, stehen ihm oft grosszügige Gemeinschaftsräume, Gästezimmer oder gemeinsam betriebene Werkräume zur Verfügung.
Diese Angebote fördern zudem die Begegnungsmöglichkeiten unter den Bewohnenden und das gemeinschaftliche Zusammenleben – weit mehr als ein netter Nebeneffekt.

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