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Asbest – die gefährliche Wunderfaser

Für die Römer und die Griechen war Asbest schlicht eine Wunderfaser. Über 2000 Jahre später weiss man: Das Material kann Lungenkrebs verursachen. In Europa ist es mittlerweile verboten – aber nicht verschwunden.

Wohnen
Südostschweiz
31.03.15 - 13:20 Uhr
Wohnen
Asbest
Archiv Keystone

James Cristallo  / Geschäftsführer der IG Bauen + Energie sowie Fachvorsteher Holzbau an der IBW Höhere Fachschule Südostschweiz in Chur

Wer durch das Feuer gehen will, muss sich einen Umhang aus Asbest anziehen. Das wusste schon der römische Naturforscher Plinius der Ältere. Zur gleichen Zeit wurde die ewige Flamme der Akropolis ebenfalls mit einem Docht aus Asbest am Leben gehalten. Einige Jahrhunderte später, man schrieb das Mittelalter, ging das Wissen um das Asbestvorkommen schon wieder vergessen. Man glaubte, es handle sich bei diesem feuerfesten Material um Schuppen von Drachen oder Federn des Phönix. Die Wirkung war dieselbe: Kaiser Karl V beeindruckte seine Gäste mit der Vorführung einer Tischdecke, die nicht brennen konnte, sondern im Feuer gereinigt wurde. Derartige Darbietungen wären heute nicht mehr möglich. Asbest wurde in der Schweiz 1990 verboten – seit 2005 darf es im gesamten EU-Raum nicht mehr verwendet werden. Es wurde vor allem als Dämmstoff benutzt. Eines der berühmtesten Gebäude, das mit Asbest verbaut wurde, war das World Trade Center in New York. Als die Zwillingstürme am 11. September 2001 nach den Terroranschlägen einstürzten, atmeten Zehntausende Menschen unter anderem Asbestfasern ein. Die gesundheitlichen Folgen sind fatal – noch heute leiden viele der Betroffenen unter dem sogenannten New-York-Husten.

Asbest fachgerecht entfernen 
Bei uns findet man Asbest in vielen Gebäuden, die vor 1990 gebaut wurden. Vor allem bei Abbrucharbeiten werden auch heute noch zahlreiche Bauleute aus verschiedensten Bereichen mit Asbest konfrontiert. Entscheidend ist, Asbest frühzeitig zu erkennen und die richtigen Massnahmen zu treffen. Sanierungsarbeiten insbesondere bei Gebäuden sind sehr aufwendig, der Asbest muss entfernt und in vielen Fällen durch eine im Brandfall aufschäumende Farbe ersetzt werden. Diese erfüllt den gleichen Zweck wie der Asbest. Doch aufgepasst: Nicht alles, das wie Asbest aussieht, ist auch Asbest. Die Platten aus Glasfasern, Gesteinsmehl oder Mineralfasern, die heute eingesetzt werden, sehen dem giftigen Stoff zum Verwechseln ähnlich – sind aber total ungefährlich.

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