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Bergbahnen konnten Selbstvertrauen fassen

Sowohl die Bergbahnen Rinerhorn als auch die Sportbahnen Pischa können für das Geschäftsjahr 2020/21 einen positiven Cashflow ausweisen. Besonders Pischa erfreute sich grosser Beliebtheit.

Andri
Dürst
10.08.21 - 08:00 Uhr
Wirtschaft
zvg/Davos Klosters Mountains

In den am Montag veröffentlichten Geschäftsberichten der beiden Gesellschaften wird auf den Corona-Winter mit gemischten Gefühlen zurückgeblickt. «Der Winter gestaltete sich wegen der Pandemie sehr schwierig. Wir wurden beinahe jede Woche vor neue Tatsachen gestellt», blickt Yves Bugmann zurück. Er ist Verwaltungsratsmitglied beim Rinerhorn und VR-Präsident bei der Pischa. Der vergangene Winter habe gezeigt, dass es auch während einer Pandemie möglich sei, den Skibetrieb aufrecht zu erhalten. Die Infektionszahlen seien wegen der Offenhaltung der Skigebiete ja nicht gestiegen. In diesem Sinne blickt Bugmann leicht optimistischer auf den nächsten Winter als letztes Jahr.

Alles ein bisschen anders am Rinerhorn

Die Pandemie führte bei den Bahnen zu teils erstaunlichen Zahlen. Der Gastronomie-Bereich am Rinerhorn musste einen Ertragsrückgang von 50 Prozent verbuchen. Ein Plus hingegen konnte bei der Schlittenvermietung verzeichnet werden: Im Vergleich zum Vorjahr wurden 20 Prozent mehr vermietet. Aus Mangel an anderen Freizeitangeboten hätten viele Personen, welche weniger schneeaffin seien, das Schlitteln für sich entdeckt. À propos Freizeitangebote: Wegen geschlossener Bars und Clubs wurde das Nachtskifahren stärker frequentiert als je zuvor. Schlussendlich besuchten im letzten Winter 1.7 Prozent mehr Besucher den Glariser Hausberg als noch 2019/20, wobei die Saison aber 25 Tage länger dauerte.

Knapp 30 Prozent weniger Ersteintritte wurden dafür im Sommer 2020 verzeichnet. Dies ist aber nicht nur auf Corona, sondern auch auf das neue Angebot zurückzuführen. Konnten früher alle Inhaber einer Gästekarte die Bergbahnen in Davos und Klosters während des Sommers gratis nutzen, bezahlen diese Gäste neu einen gewissen Betrag. «Wie im Vorfeld erwartet, gingen die Ersteintritte zwar zurück, die Wertschätzung für das Angebot erhöhte sich jedoch stark», heisst es dazu im Geschäftsbericht. Gesamthaft gesehen sprechen die Bergbahnen Rinerhorn von einem «ansprechenden Geschäftsergebnis», das trotz Mehraufwand für die Umsetzung der Schutzkonzepte erreicht werden konnte. Gegenüber dem Vorjahr reduzierte sich der Gesamtumsatz um 18 Prozent auf 5031795 Franken und der Cashflow um 31 Prozent auf 886438. Franken. Bei der Erfolgsrechnung wird ein Jahresergebnis von Minus114962 Franken ausgewiesen.

In naher Zukunft steht nun die Fertigstellung des Speichersees Rieberalp an – ein wichtiger Meilenstein für die Schneesicherheit am Rinerhorn, wie es heisst. Falls alle behördlichen Prozesse rasch abgewickelt werden können, werde man im Herbst zudem mit dem Bau des Kleinwasserkraftwerks bginnen – den Segen zur Wassernutzung gab der Davoser Souverän ja an der vorletzten Volksabstimmung.

Die Abendaktivitäten am Rinerhorn erfreuten sich grosser Beliebtheit.
Die Abendaktivitäten am Rinerhorn erfreuten sich grosser Beliebtheit.
zVg/Jo Werner

Stabilisierung bei der Pischa

Bei den Sportbahnen Pischa, welche lange Zeit als Sorgenkind der Davoser Bergbahnen galten, hatte die Pandemie keinen negativen Einfluss. «Im Gegenteil», so der Geschäftsbericht, «das Konzept mit Winterwandern, Freeriden und anderen alternativen Schneesportarten zahlte sich während einer anspruchsvollen Zeit aus». Im Februar 2021 konnten die Ersteintritte um knapp 25 Prozent gegenüber einem sehr guten Vorjahr gesteigert werden, im März gar um 121 Prozent (jedoch konnten analog zum Rinerhorn heuer auch mehr Betriebstage gezählt werden). Total beträgt die Zunahme 30.5 Prozent, sodass ein Total von 20109 Ersteintritten erreicht wurde. «Aufgrund dieser positiven Entwicklung entschieden wir kurzfristig, während den Ostertagen vom 2. bis 5. April ebenfalls zu öffnen», blicken die Berichtverfasser zurück.

Im Geschäftsjahr konnte der Cashflow gegenüber dem Vorjahr um 15.5 Prozent gesteigert werden und beträgt nun 109275 Franken. Die Liquidität hat sich von 1.44 Millionen Franken auf 1.61 Millionen Franken erhöht, und gleichzeitig wurde der Verlustvortrag durch den Reingewinn von 20655 Franken auf 802560 Franken reduziert. «So gesehen dürfen wir von einem erfolgreichen Jahr der Sportbahnen Pischa AG sprechen und blicken gespannt in die Zukunft, inwiefern sich die Zahlen weiter stabilisieren werden».

Die Pischabahn konnte vergangenen Winter mehr Leute transportieren als auch schon.
Die Pischabahn konnte vergangenen Winter mehr Leute transportieren als auch schon.
zVg/Davos Klosters Mountains

Wie weiter mit der Pischabahn?

 Die 1967 in Betrieb genommene Luftseilbahn erreicht langsam, aber sicher das Ende ihrer Lebensdauer. Betriebs- und Konzessionsbewilligung laufen im Frühjahr 2024 aus. Bereits 2018 wurde eine Studie in Auftrag gegeben, die aufzeigen soll, wie und mit welchen Szenarien die Fortführung der Gesellschaft gesichert werden könnte. In der Zwischenzeit wurden die Möglichkeiten auf realistisch oder nicht realistisch bewertet. Nun würden diverse technische Analysen wie beispielsweise eine Seilprüfung gemacht, wie Yves Bugmann gegenüber der DZ erklärt. «Wir klären nun ab, wie viel wir wirklich erneuern müssen», präzisiert der VR-Präsident. Je nachdem könne auch nochmals die Betriebsbewilligung verlängert werden, doch das sei vom Bundesamt für Verkehr abhängig.

Der Rahmen an möglichen Investitionen sei derzeit noch sehr gross, weshalb Bugmann keine klare Aussage zur Zukunft der Bahn machen kann. «Eine Vollsanierung wäre nicht tragbar, eine Teilsanierung hingegen schon». Welche Finanzierungsmodelle hierbei infrage kommen könnten, könne man erst nach den laufenden Abklärungen sagen. Resultate dazu dürften bis im Winter 2021/22 vorliegen.

Klar ist für Bugmann hingegen, dass eine Wiedereröffnung der Pischabahn während des Sommers nicht infrage komme. «Das wäre nicht rentabel und würde uns nur das Minus vergrössern». Das Konzept für den Winter habe sich aber bewährt und passe gut zu Davos Klosters. «Was das Angebot betrifft, stehen wir gut da; doch bei den Zahlen sind wir noch nicht da, wo wir gerne wären». Investitionen könne die Gesellschaft noch nicht selber tragen. Doch genau dies ist ein Ziel, das im Geschäftsbericht formuliert wird: «Es ist jedoch notwendig, dass die Sportbahnen Pischa AG eine Sanierung mitfinanzieren kann und ein positiver Cashflow deutlich über Null erreicht wird. Der Verwaltungsrat steht auch gesetzlich in der Pflicht, kein Eigenkapital zu vernichten und die Umsetzung einer neuen Lösung wird deshalb auch zwangsweise Konsequenzen auf die zukünftige Betriebsstruktur haben».

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