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Heftige Diskussionen wegen Churer-Fest-Bändel

Am Churer Fest müssen künftig die Vereine Festbändel verkaufen. Damit will das OK ein attraktives Programm gewährleisten. OK-Präsidentin Andrea Thür über die Zukunft des beliebten Stadtfestes und die Reaktionen der Vereine.

Simone
Zwinggi
11.04.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft

Seit zwei Jahren gibt es den Churer-Fest-Bändel. Er kann von den Besuchern freiwillig gekauft werden und soll dem finanziell nicht auf Rosen gebetteten Fest unter die Arme greifen. Bezahlt jeder Besucher die zehn Franken für den Fest-Bändel, könnten die Mehreinnahmen helfen, die stetig steigenden Kosten zu decken. Soweit die Überlegung der Organisatoren. Doch was theoretisch aufgeht, sieht praktisch ganz anders aus. Gerade mal je 3000 Bändel wurden in den vergangenen zwei Jahren verkauft, bei Besucherzahlen von 75'000 (2017) und 80'000 (2016).

Wird Standmiete günstiger?

Nun präsentiert das OK seine neue Idee zum Churer-Fest-Bändel: Jeder Verein, der einen Stand betreibt, muss eine gewisse Anzahl Bändel erwerben und selbst verkaufen. «Die Vereine bekommen die ihnen zugeteilte Anzahl im Juni und können so vor den Sommerferien mit dem Verkauf beginnen», erklärt OK-Präsidentin Andrea Thür. Für acht Franken müssten die Vereine die Bändel erwerben, zehn Franken betrage der Verkaufspreis. «Mit dem Gewinn von zwei Franken pro verkauftem Bändel vergünstigt sich so die Standmiete für die Vereine», so Thür. Würden die Vereine mehr als die ihnen zugeteilten Bändel verkaufen, könnten sie pro zusätzlichen Bändel gar die Hälfte des Verkaufspreises behalten.

Für den Verteilschlüssel der Bändel bezieht sich das OK auf die Grösse und die Attraktivität des Standplatzes. «So verteilen wir zwei bis sieben Bändel pro Vereinsmitglied», führt Thür aus. Die kleineren Vereine würden so die grösseren quersubventionieren, «weil diese mit den grösseren Ständen und dem kostenintensiveren Programm ein grösseres finanzielles Risiko tragen.»

Im selben Boot wie die Vereine

Über diese Neuerung zum Bändelverkauf habe das OK die Vereine vor rund zwei Wochen schriftlich informiert, sagt Thür. Am Montag habe dann eine Vereinssitzung stattgefunden. «Die Reaktion der Vereine waren verhalten», fasst Thür zusammen. «Und zum Teil heftig.» Dem OK gehe es schliesslich nur darum, weiterhin ein attraktives Programm anbieten zu können. Dazu müssten Mehreinnahmen generiert werden. «Sonst gibt es das Churer Fest in ein paar Jahren nicht mehr», so Thür.

Ertragsquellen, stellt Thür klar, habe das Churer Fest nur zwei: Platzmieten und Sponsoring. Wobei zweiteres nicht steuerbar sei, so Thür. Heuer seien zwei Hauptsponsoren, die Mobiliar und die Ring Garage, weggefallen. Und auch die Bürgergemeinde Chur fungiere nicht mehr als Platzsponsor. «Wir sitzen im gleichen Boot wie die Vereine, auch wir wollen, dass das Churer Fest weiterhin bestehen bleibt und attraktive Unterhaltung bietet.» Dass das nicht alle Vereine einsehen, bedauert Thür.

Kritik und Verständnis

Die Vereine reagieren auf die neue Auflage unterschiedlich, wie eine Umfrage zeigt. «Wir betreiben am Churer Fest einen Stand um Geld zu verdienen und können nicht gleichzeitig noch Bändel verkaufen», sagt Ines Köhli-Gabriel vom «Öpfelistand». Sie bezweifle, dass sie ihre 100 Bändel verkaufen könne. «Bleibe ich auf den Bändel sitzen, treibt mich das ins Minus.» Besser hätte das OK die Standkosten erhöht, statt den Standbetreibern eine Zwangsaufgabe aufzudrücken.

«Die Kommunikation war nicht ideal. Bis im Oktober musste man sich für einen Stand anmelden und erst nachträglich wird klar, dass Bändel verkauft werden müssen», so Sandro Capaul vom EHC Chur. Wenn ein Stand Live-Musik betreibe, müsse er aufgrund der höheren Ausgaben weniger Bändel verkaufen als beispielsweise ein Stand, der Frühlingsrollen anbiete. Daher werde die Aufgabe insbesondere für kleine Vereine schwierig. Grundsätzlich sei es aber eine Möglichkeit, die Standkosten runterzubringen. «Wir müssen das Ganze jetzt durchziehen, da die Kosten für Sicherheit immer teurer werden.» Nach dem Churer Fest werde man dann weiterschauen müssen. 

Chur Unihockey sieht den Bändeli-Verkauf nicht als Problem: «Die Änderung ist uns recht kurzfristig mitgeteilt worden, wir sind jedoch positiv eingestimmt und werden unseren Teil für die Zukunftssicherung des Festes beitragen.» Für den Verkauf habe man bereits ein paar Ideen, wie Pascal Hirsiger, Vorstandsmitglied bei Chur Unihockey, abschliessend sagt.

Stände besetzen ist einfach

Sorgen, dass Ende August nicht alle Churer-Fest-Stände besetzt sein werden, hat Thür keine. Die Frage sei aber wie, sagt Thür. «Ess- und Trinkstände sind nie das Problem. Aber uns geht es darum, dem Besucher ein attraktives Programm mit Konzerten und verschiedenen Aktivitäten bieten zu können.» Und das werde immer schwieriger.

Simone Zwinggi ist Redaktorin bei Zeitung und Online. Nach einem Sportstudium wendete sie sich dem Journalismus zu. Sie ist hauptberuflich Mutter, arbeitet in einem Teilzeitpensum bei der «Südostschweiz» und hält Anekdoten aus ihrem Familienleben in regelmässigen Abständen im Blog Breistift fest. Mehr Infos

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Händel wegen Bändel?
Zitat Thür. "«Ess- und Trinkstände sind nie das Problem. Aber uns geht es darum, dem Besucher ein attraktives Programm mit Konzerten und verschiedenen Aktivitäten bieten zu können.» Und das werde immer schwieriger."
Also die jahrelange Zwängerei - aktuell in einer kurzfristig (erst nach Anmeldeschluss offenbarten) und neuen "Zwangs"-Variante - nur wegen der "Konzerte" (weil die Bolgenplazalärmerei immer noch nicht kontraproduktiv-ubiquitäre Ausmasse genug in GR erreicht hat)?
Erinnert mich an die Zwängereien des GR-Tourismus wie "Skilager-Zwang für Schüler" (zur Bergbahnen-Auslastung) und gegenüber Zweitwohnungsbesitzern mit Steuererhöhungen und der neuen "Top-Card" gleich für drei Ski-Bergbahnregionen, obwohl man doch in der Regel wohl nur in die eigene will, etc. etc.? Und nun "sparte" sich GRF samt "Destinationen" gemäss CEO Martin Vincenz auch noch den "Roger Federer der Mountainbikes" zusammen und quasi "vom Munde ab" (zahlt das letztlich nicht schon wieder der Tourismuskunde und GR-Steuerzahler und Zweitwohnungsbesitzer und, und, und?), diesen "Schottischen Holpertrail-Influencer". Bei den Schotten lernt man sparen?
Siehe Kommentare:
https://www.suedostschweiz.ch/tourismus/2018-04-10/wir-wollen-damit-moe…
Liebe Leute, auch wenn mir meine guten Aufrufe hoffnungslos auf taube Ohren zu stossen scheinen seit jeher: Hier nochmal zum mitschreiben:
Das Produkt müsst ihr ändern, nicht das Marketing oder die Marktschreier - denn "warme Weggli" verkaufen sich von selbst.

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