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Sernftal ohne Hausarzt: Schwierige Ersatz-Suche – für Patient und Doktor

Noch ein halbes Jahr, und dann schliesst Thomas Zimmermann in Matt seine Praxis. Was seine Patienten nun tun sollten. Und warum er jahrelang gesucht und keinen Nachfolger und keine Nachfolgerin gefunden hat.

08.02.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Dr. Thomas Zimmermann hat bisher noch keinen Nachfolger gefunden.
Dr. Thomas Zimmermann hat bisher noch keinen Nachfolger gefunden.
CLAUDIA KOCK MARTI

Für seine Praxis in Matt hat Thomas Zimmermann keinen Nachfolger gefunden. «Die Leute fragen mich jetzt, was sie machen sollen», sagt der Arzt. Er antwortet ihnen, sich bei den Ärzten in der Umgebung zu erkundigen, ob sie noch Patienten aufnehmen.

«Falls Sie keinen Hausarzt finden, wenden Sie sich an unseren kantonalen Gesundheitsdirektor Rolf Widmer. Der Kanton ist grundsätzlich für die hausärztliche Versorgung verantwortlich», rät er weiter in seiner Info zur Praxisschliessung.

Denn die Hausärzte der Region hätten eigentlich keinen Bedarf für neue Patienten. Doch Patienten, die regelmässig zum Arzt müssten, benötigten eine Lösung, ebenso das Altersheim in Elm, das er betreut. Und eine Handvoll Patienten seien nach wie vor auf Hausbesuchen zu versorgen.

Aus der Heide dann doch nicht

Dabei hat Zimmermann seit mehreren Jahren nach einer Lösung gesucht. Ein Norddeutscher aus der Lüneburger Heide wäre fast mit seiner Familie nach Matt gekommen. Er habe zuletzt aus finanziellen Gründen abgesagt. Eine Firma, die Ärzte aus der Schweiz, Deutschland, Österreich oder Italien vermittelt, ist noch auf der Suche für ihn. «So tief in den Bergen wollen wir dann doch nicht arbeiten und leben», bekam Zimmermann als Absagegrund von weiteren Deutschen zu hören.

Bei den Ausländern spielt die Geografie offenbar eine Rolle. Doch sind es andere Gründe, welche junge Ärzte davon abhalten, eine vorhandene Praxis mit Patientenstamm zu übernehmen, wie Zimmermann erklärt: «Sie wollen nicht die finanzielle Verantwortung tragen, nicht in einer Einzelpraxis arbeiten, nicht den ganzen administrativen Aufwand am Hals haben.» Zu einem Fixlohn angestellt zu sein, in einer Gruppenpraxis eventuell auch in Teilzeit, das sei heute gefragt.

Dabei empfindet Zimmermann den Alltag in einer Landarztpraxis heute nicht mehr so streng wie früher. Hingegen müsse er potenziellen Anwärtern erklären, dass sie nicht reich würden. Vor 20 Jahren habe er besser verdient, das Einkommen von Hausärzten sei seither nicht mehr gestiegen.

Auch unter Zimmermanns fünf Töchtern findet sich keine Nachfolgerin. «Bei der Berufsfindung steht der Vater den Kindern wohl zu fest vor der Sonne», meint der Arzt lächelnd. Allzu abschreckend könne sein Beispiel aber nicht gewesen sein. Die älteste Tochter hat neben einem Studium der Geowissenschaften dann doch noch Medizin studiert, aber in Tropenmedizin abgeschlossen und lebt heute in Holland.

Ein Arztzentrum in Schwanden?

Die Chance, in Matt doch noch jemanden zu finden, sieht er als gering an. Zwei Mal hat der Matter Arzt dem Sanitätsdirektor geschrieben. In einer Antwort sei auf die kantonale Kommission hingewiesen worden, die sich mit dem Thema befasse. Er wisse aber nicht, was darin diskutiert werde. Auch den Gemeinderat hat Zimmermann informiert. Dieser sehe aber noch keinen dringenden Handlungsbedarf.

Thomas Zimmermann hingegen schwebt schon lange eine Lösung vor Augen: Ein Ärztezentrum in Schwanden könnte nach ihm vor allem junge Ärzte motivieren, einzusteigen. Räume wären etwa im leer stehenden Schwerbehindertenheim in Schwanden vorhanden, aber auch in anderen, mit dem öffentlichen Verkehr besser erreichbaren Gebäuden. Allerdings müsse der Kanton Hand bieten, so Zimmermann.

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