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WWF ist gegen Schneekanonen

Die Glarner Umweltverbände haben gegen das Baugesuch der Beschneiungsprojekte der Sportbahnen Elm Einsprache erhoben. Die Schneekanonen würden nichts bewirken. Die Sportbahnen wehren sich dagegen.

Paul
Hösli
07.06.19 - 04:30 Uhr
Tourismus
Das Projekt ist laut der Umweltschutzorganisation wegen der Dimensionen ein massiver Eingriff in das Ökosystem.
Das Projekt ist laut der Umweltschutzorganisation wegen der Dimensionen ein massiver Eingriff in das Ökosystem.
Olivia Item / OLIVIA ITEM

Die Glarner Umweltverbände listen in einer Mitteilung diverse Punkte auf, die gegen die geplanten Beschneiungsprojekte der Sportbahnen Elm sprechen. Daher haben sie gegen das Baugesuch Einsprache erhoben. «Das Projekt gewährleistet keine nachhaltige Sicherung des Skitourismus in Elm», schreibt der WWF Glarus. Das Skigebiet Elm liege mit knapp 1000 Metern über Meter sehr tief und sei mit der Ausrichtung nach Süden und Osten eher warm. «Daran ändern auch Beschneiungsanlagen nichts», so der WWF.

Das Projekt ist laut der Umweltschutzorganisation wegen der Dimensionen vielmehr ein massiver Eingriff in das Ökosystem. Die Liste an baulichen Massnahmen ist lang: Speicherbecken, Wasserleitungen und ein neues Wehr im Sernf sind nur einige davon.

Dadurch würden etwa die Flora, Gewässer, Wald und andere Lebensräume tangiert und kaum geschont. Diese Praxis werde seit 1987 nicht mehr toleriert, heisst es in der Mitteilung weiter. Ein Speicherbecken soll zudem mitten in den Steinibach gebaut werden, sodass der Bach zeitweise trockengelegt werde. Das könne für das Ökosystem des Bachs fatal sein.

Auf den Sommertourismus setzen

«Andere Skigebiete haben naturverträglichere Lösungen für die Speicherung des Wassers gefunden», so der WWF. Nicht zuletzt gebe es durch die Beschneiung einen unnatürlichen Wassereintrag in das Gebiet, was zu einer Veränderung der Vegetation führe.

Das Vorhaben der Sportbahnen Elm befindet sich zudem laut dem WWF Glarus fast vollständig im eidgenössischen Jagdbanngebiet Kärpf, das seit 1548 bestehe und damit das älteste Europas sei. Darin sei der Zweck der Schutz und die Erhaltung von seltenen und bedrohten Tieren und ihren Lebensräumen. «Laut Gesetz sorgen Bund und Kanton dafür, dass die Schutzziele der Banngebiete nicht durch andere Nutzungen beeinträchtigt werden. Das haben die Sportbahnen Elm möglicherweise anders verstanden», schreibt der WWF.

Aus Sicht der Glarner Umweltverbände stelle sich bei diesem Projekt vor allem die Frage der Verhältnismässigkeit: «Es geht sehr, sehr viel Natur verloren, und der Gewinn ist im Vergleich dazu winzig.» Der WWF Glarus schreibt weiter, dass eine konsequente Ausrichtung der Anlage auf den Sommertourismus sinnvoller sei als Investitionen in Beschneiungsanlagen, die weder ökonomisch noch ökologisch nachhaltig seien.

Die Sportbahnen Elm nehmen dazu Stellung: «Wir haben seit Beginn mit den Umweltverbänden eng zusammengearbeitet und sind überzeugt, dass wir ein sorgfältiges Projekt erarbeitet haben», erklärt Geschäftsführer Bruno Landolt. Sie hätten einen umfassenden Umweltverträglichkeitsbericht erstellen lassen, der zusammen mit dem Baugesuch für jeden einsehbar sei. Darin seien die Anliegen zum Schutz der Umwelt vollumfänglich berücksichtigt. «Wir nehmen den Umweltschutz sehr ernst», so Landolt weiter. «Es liegen auch mehrere Gutachten bezüglich der Schneesicherheit für die künstliche Beschneiung vor.» Diese würden aufzeigen, dass das Skigebiet trotz der klimatischen Veränderungen in Zukunft gesichert sei, inklusive der Talabfahrt.

Paul Hösli ist Redaktor bei den «Glarner Nachrichten» in Ennenda. Wenn er keine Artikel über das regionale Geschehen verfasst, produziert er die Zeitung. Zudem ist er der Stellvertreter von Ruedi Gubser für das Ressort Sport. Er ist seit 1997 bei der «Südostschweiz», im Jahr 2013 wechselte er intern von der Druckvorstufe in die Redaktion. Zuerst in einem 40-Prozent-Pensum und seit 2016 zu 100 Prozent. Mehr Infos

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