×

So stark hat sich Chur verändert – oder auch nicht

Wie stark hat sich die Churer Altstadt in den letzten 100 Jahren verändert? Dieser Frage sind drei Berufsmaturanden nachgegangen. Dabei herausgekommen ist eine Website mit rund 20 Vorher-Nachher-Bildern aus Chur.

Kristina
Schmid
13.05.19 - 04:30 Uhr
Tourismus

Statt der Kutschen fahren heute Autos am Postplatz vorbei. Statt der bodenlangen Kleider tragen Frauen heute mehrheitlich Hosen. Und eine Tankstelle sieht heute definitiv anders aus. Das sind nur wenige der Änderungen, die sofort herausstechen, wenn man sich Bilder von Chur um 1900 ansieht.

Aus architektonischer Sicht hat sich jedoch nicht so viel verändert. Im Rahmen einer Maturaarbeit zeigen drei 22-Jährige den Wandel der Churer Architektur. Dafür haben sie Archivaufnahmen vom Stadtarchiv Chur bestmöglich nachgestellt. 

Links:
Rechts:

«Viele Leute ärgern sich darüber, dass heutzutage so viel gebaut wird. Wir konnten mit unserem Projekt aber zeigen, wie sehr die Stadt bemüht ist, das Gute zu erhalten und das weniger Gute zu erneuern», sagt Lucas Krieg, einer der drei Gründer des Projekts Qhur.

Angefangen hatte alles an einem sonnigen Sonntagnachmittag. Die drei waren im Haldenhüttli in Chur. Inspiriert von der dort ausgestellten Skizze von 1953 begannen sie mit dem Blick auf die Stadt nach den Unterschieden zwischen damals und heute zu suchen. Angefressen von der Sucherei beschlossen sie, ihre Maturaarbeit darauf aufzubauen.

Schwieriges Unterfangen

Es war nicht einfach, die Archivaufnahmen nachzustellen. Manchmal konnten die drei Freunde nur ein Bild an einem Tag korrekt nachfotografieren. «Es gehört so viel dazu. Das Bild kann wegen des Lichteinfalls nicht zu jeder Tageszeit aufgenommen werden. Dennoch muss gutes Wetter herrschen. Ausserdem muss der Winkel stimmen», zählt Krieg auf. Der 22-Jährige hat die Lehre als Hochbauzeichner abgeschlossen. Mit der Berufsmatura im Sack will er dann das Architektur-Studium in Angriff nehmen.

Einiges an Zeit gekostet hat auch die Nachbearbeitung der Fotos mit Photoshop sowie der Aufbau und die Programmierung einer eigenen Projekt-Website namens qhur.ch. Dafür verantwortlich war Oscar Cortesi aus dem Puschlav. Der gelernte Informatiker ergänzt die beiden Hochbauzeichner ideal für dieses Projekt. «Ohne einen Informatiker wäre das Projekt für uns nicht umzusetzen gewesen», sagt Tobias Häfliger, der dritte Projekt-Gründer im Bunde.

Links:
Rechts:

Mit qhur.ch wollen die drei Berufsmaturanden auf die QR-Codes anspielen, die sie in ihrem Projekt verwenden. Für jedes Vorher-Nachher-Bild haben sie einen QR-Code erzeugt, den sie als Kleber haben drucken lassen. Diese gut 20 verschiedenen Kleber haben sie in der Stadt verteilt. So können Passanten mit ihrem Smartphone den Code scannen – und landen dabei automatisch in der Vergangenheit.

Hilfe gesucht

Über einen Monat waren die drei Jungs damit beschäftigt. Und die Fotos sind nur ein Teil des ganzen. Zu jedem einzelnen Vorher-Nachher-Foto kann der Nutzer gleich noch nachlesen, was es zu dieser Aufnahme in diesem Jahr zu sagen gibt. So erfährt man etwa, woher der Name Postplatz kommt, was es mit der Villa Planta oder der «neuen» Martinskirche auf sich hat.

Krieg, Cortesi und Häfliger würden das Projekt gerne noch weiter verfolgen, es professioneller umsetzen. Leider fehlen den drei die finanziellen Mittel dazu. Das Schulgeld haben sie gleich aufgebraucht, die übrigen Kosten haben sie aus eigener Tasche gezahlt. Nun würden sich die drei Freunde freuen, wenn ihnen eine Organisation oder auch Private sich am Projekt beteiligen würden.

Kristina Schmid berichtet über aktuelle Geschehnisse im Kanton und erzählt mit Herzblut die bewegenden Geschichten von Menschen in Graubünden. Sie hat Journalismus am MAZ studiert und lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern im Rheintal, worüber sie in ihrem Blog «Breistift» schreibt. Mehr Infos

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Tourismus MEHR