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Rätsel lotsen Neugierige durch die Rosenstadt

Ein toter Polizist, ein Taximord und Überbleibsel eines alten Wachturms: Der «Food Trail» durch Rapperswil offenbart allerhand Kurioses aus der Rosenstadt. Auch wer glaubt, alle Geschichten zu kennen, dürfte sich irren.

15.11.18 - 10:54 Uhr
Tourismus

Zugegeben: Der Blick aus dem Fenster macht keine Lust, stundenlang durch die Stadt zu stiefeln. Es regnet Bindfäden, der Himmel ist wolkenverhangen und grau. Doch der Entschluss ist gefasst, die Tickets für den «Food Trail» Rapperswil liegen bereit. «Genussvolle Schnitzeljagd», mit diesem Slogan wirbt die Stadt seit Kurzem für das neue Angebot. Rätsel lösen, essen und trinken, Spass und Spannung – und der Ausblick, die Stadt einmal «anders» zu erleben. Das alles verspricht der Rundgang durch die Rosenstadt. Und macht neugierig: Gibt es etwas, das auch in Rapperswil Heimische noch nicht wissen, noch nicht entdeckt haben? Ein Selbstversuch soll es zeigen.

Wo war die Metzg früher?

Die Ausrüstung ist schnell gefasst: Zum Start gibt es ein Couvert mit dem ersten Rätsel, einen grell-grünen Stoffbeutel – für kulinarische «Probiererli» zum Einpacken – und ein Notfallcouvert, falls man nicht mehr weiter wissen sollte. Los gehts! Ein Blick auf das erste Rätselblatt zeigt: Nebst den Hinweisen, die zum nächsten Stopp lotsen, gibt es kleine Anekdoten, Historisches und Tipps für Highlights in der Stadt. Der Weg zur ersten Genuss-Station führt zur Seepromenade, vorbei am Clown-Schuh, der an den Circus Knie erinnert und weiter in die Altstadt. Der Hinweis darauf, welches altehrwürdigen Haus früher eine Dorfmetzg beherbergte, und was heute noch daran erinnert, ist für die Autorin das erste «Aha-Erlebnis». Ebenso, wo einst das lebhafte Treiben des Wochenmarkts durch die Gassen schallte. Der erste Stopp ist dann aber schnell gefunden. Er wird an dieser Stelle nicht verraten, nur so viel: Dort wartet eine kleine Stärkung in der Wärme – und das zweite Rätsel. Wohin es diesmal geht, offenbaren eine Reihe von Hinweisen. Wo steht eines der ältesten Kinos der Schweiz, bei welchem Brunnen in Rapperswil gibt es «aromatisiertes Wasser»? Die Lösung ist manchmal näher, als man vermutet.

Der Wächter im Turm

Beim dritten Stopp, ein Gastrolokal mit einem ungewöhnlichen Namen, wartet ein währschaftes Mittagessen auf die Rätselratenden. Bevor aber das Essen auf den Tisch kommt, gilt es für historisch Interessierte, genau hinzuschauen: Am Rande der Altstadt nämlich verbergen sich, kaum erkennbar, die Überbleibsel eines ehemaligen Wachturmes. Ein Wächter kontrollierte hier vor vielen Jahrzehnten, wer in der Stadt ein- und ausging.

Der nächste Zettel im Couvert weist den Weg durch den Blinden-Rosengarten der Stadt. Das nasskalte Wetter lässt uns zügig voranschreiten. «Überquere die Strasse nicht zu oft», mahnt das Infoblatt. Und lenkt den Blick auf Ungewöhnliches, das man beim blossen Vorbeispazieren kaum wahrnehmen würde: ein heimeliges Chalet mitten in der Stadt. Staunen, innehalten – auch das will der neue «Food Trail».

Den Verbrecher enthauptet

Unterwegs zum letzten Stopp hält der «Food Trail» nochmals eine Anekdote bereit, die es in sich hat: Auf einem unscheinbaren Parkplatz wurde vor etwas mehr als 80 Jahren ein Polizist erschossen – von einem Mann, der bereits einen Taximord auf dem Gewissen hatte. Der Verbrecher wurde 1938 mit der Guillotine enthauptet. Nichts wie weg hier, denken wir uns, und flüchten zum letzten Gastrostopp. Bei einem Glas Wein lassen wir die neuen Erkenntnisse über die Stadt setzen.

Fazit: Ein spannender Rundgang, auch für jene, die glaubten, bisher jeden Winkel der Rosenstadt zu kennen. Und zur schaurigen Anekdote vom Mordfall mitten in der Stadt passt jetzt auch das düstere Herbstwetter.

Eine Schnitzeljagd durch die Rosenstadt
wurde im Mai dieses Jahres lanciert. Rapperswil-Jona gehört somit zum Netz von schweizweit zwölf Städten, die einen FoodTrail anbieten. Entstanden sei das Ganze aus der Idee, Besuchern und Touristen nebst den bestehenden Stadtführungen etwas Neues anzubieten, bei dem Interessierte , schildert Yasmin Kistler von Rapperswil Zürichsee Tourismus. Daraufhin hat Markus Thurnheer, Stadtführer und ehemaliger Stadtarchivar, zur Stadt zusammengetragen. Davon erfahren die Teilnehmer häppchenweise auf ihrem Rundgang durch die Stadt. Durch das Lösen eines Rätsels findet sich jeweils der nächste Stopp. Dort warten als Belohnung Rapperswiler Spezialitäten.quasi, um den kulturellen Hunger zu stillen. Seit dem Start haben rund 400 Erwachsene und 50 Kinder den FoodTrail besucht. Insbesondere bei Familien sei das Angebot sehr beliebt. Für Kinder gibt es ein zusätzliches Rätselblatt. Die Tourismusverantwortlichen überlegen sich – also eine grössere Schnitzeljagd, die mit komplexeren Rätseln verbunden ist. Ein solcher Foxtrail würde auch die angrenzenden Regionen umfassen. Dazu laufen gemäss Kistler derzeit Gespräche mit möglichen Partnern. Der FoodTrail kostet 49 Franken (Erwachsene) und 30 Franken für Kinder. . Der Trail steht von Dienstag bis Samstag offen (November bis März: samstags kein Trail möglich). Anmeldung via Tourist Information am Fischmarktplatz oder foodtrail.ch. 

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