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So viel wird in Graubünden beschneit

Ohne Wasser keine Pistenbeschneiung. Doch wie viel Wasser wird für die technische Beschneiung überhaupt gebraucht? Was wäre ohne Schneekanonen? Wir haben bei Marcus Gschwend, Geschäftsführer der Bergbahnen Graubünden, nachgefragt.

22.03.18 - 04:30 Uhr
Tourismus
Schneekanonen Beschneiung Skigebiet Pradaschier
Die Schneekanonen retteten in den letzten Jahren manchen Winterstart.
OLIVIA ITEM

Der Rohstoff Wasser ist im Skitourismus nicht mehr wegzudenken. Auch und gerade, was die Beschneiung angeht. Ist die künstliche Beschneiung - wie sie von den meisten Menschen genannt wird - überhaupt so künstlich? Und wie viel Wasser wird in Graubünden überhaupt benötigt, um diese durchzuführen?

«Wir sprechen nicht von einer künstlichen, sondern einer technischen Beschneiung», so Marcus Gschwend, Geschäftsführer der Bergbahnen Graubünden. «Es ist ein technischer Vorgang und hat nichts mit irgendwelcher Chemie zu tun. Sondern ist ein physikalischer Prozess von Wasser, welches bei Minustemperaturen zu Eiskügelchen gefriert und so Schnee produziert.»

Die Bündner Bergbahnen beschneien 36 Prozent oder 706 km ihres Pistenangebots, wie dem Jahresbericht 2011 zu entnehmen ist. Damals wurde die letzte genaue Berechnung veröffentlicht. Dies ergibt eine Fläche von rund 1000 Hektaren. Die Bergbahnen Graubünden gehen von einer durchschnittlichen Wassernutzung für die Beschneiung von 250 Litern pro Quadratmeter aus. Bei einer Beschneiungsfläche von 1’000 Hektaren ergibt dies 2,5 Millionen Liter oder 2,5 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr. Das entspreche ungefähr der Hälfte des jährlichen Verbrauchs der landwirtschaftlichen Bewässerung in Graubünden. Klingt nach einem extremen Wasserverbrauch, oder?

«Das ist es eben nicht. Denn wir sprechen nicht von einem Wasserverbrauch, sondern von einer Wassernutzung. Das Wasser wird umgewandelt in Eis oder in Schnee und geht nachher wieder in den natürlichen Kreislauf zurück», erklärt Marcus Gschwend. Im Gegensatz zum Verbrauch von Wasser im Haushalt. «Wenn ich dusche, das WC benutze oder abwasche, dann ist das Wasser verunreinigt und es muss in eine Kläranlage, um gereinigt zu werden.» Zudem werde das Wasser nicht einfach beliebig von einer Quelle oder einem Bach entnommen, sondern mit einem Wasserbezugskonzept kontrolliert. «Beim genutzten Wasser handelt es sich zu einem Grossteil um Überlauf-Wasser, also von Seen oder Flüssen, die genügend Wasser haben. Wir dürfen das aber erst nutzen, wenn die Gemeinde, der Kanton und das Amt für Natur und Umwelt das genehmigt haben.»

«Was wäre gewesen ohne?»

Die technische Beschneiung führt immer wieder zu Diskussionen. «Im Vergleich zur Nutzung von der Wasserkraft ist die technische Beschneiung ein Klacks.» Gschwend, welcher vor ein paar Jahren eine Tagung mit den Umweltorganisationen zum Thema Wasser im Engadin besucht hatte, erzählt:«Als wir unsere Zahlen auf den Tisch legten, lachten uns die ganzen Energieproduzenten aus. Ich bin dazumals selbst über die Dimensionen im Vergleich zur Wasserkraft erschrocken.» Die Wassernutzung für die Beschneiung sei definitiv vernachlässigbar, so Gschwend weiter.

Es sei nicht so, dass die technische Beschneiung nur für die Bergbahnen wichtig wäre, sondern für die gesamte Tourismusindustrie in Graubünden. Für viele Leute seien Ferien die wohl wichtigste Zeit im Jahr. Wenn man in die Ferien gehe, dann wolle man das Angebot mit einer möglichst hohen Garantie nutzen. Gehe man ans Meer, wolle man das Meerwasser und schönes Wetter. Dasselbe gelte im Winter, wenn die Skiferien rufen würden. «Die technische Beschneiung ist wichtig, um dem Gast die Garantie zu geben. Unsere ganze Region hat somit Nutzen von der technischen Beschneiung.» Man müsse nur einmal auf die letzten drei Jahre zurückdenken und sich fragen: Was wäre gewesen ohne?

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So rosig, wie den Wasserverbrauch hier Marcus Gschwend, Geschäftsführer der Bergbahnen Graubünden, schönredet, sehe ich es nicht. Weitere Schneekanonenarmada-Stichworte: Energieverbrauch, Lärm, Pistenbullies-Diesel (Luftkurorte?). Vor allem: Je länger Sie sich mit unnatürlichen/künstlichen "technischen" Mitteln symptomatisch gegen den Klimawandel aufrüstend stemmen statt ätiotrop, je länger Sie den TURNAROUND (Heilung) wie ich es vorschlage, hinausschieben statt anpacken, umso hoffnungsloser die Langzeitprognose.
Dass unsere Gesundheit beispielsweise durch die surreal ausufernden Heerscharen von Nano-Verbrennungsmotorenvehikeln geschädigt wird ebenso wie das Klima, so dass auch das Wasser bereits jetzt spürbar zurückgeht, was laut Medienberichten sogar die von Ihnen erwähnten Wasserenergieproduzenten bemerkten, sollte auch die Bergbahnen-Touristiker zur Umsicht bewegen (auch wenn ich bei diesen aus bisheriger Erfahrung leider eher Hopfen, Malz und Wasser verloren sehe).

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