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Studenten beleben Tourismus

Sie sind jung, sie wollen in die Tourismusbranche, und sie strotzen vor Kreativität: Studenten der HF Tourismus Graubünden entwickeln Ideen, wie der Tourismus im Linthgebiet attraktiver werden könnte.

01.10.17 - 04:30 Uhr
Tourismus
 Die Ideen der Studenten für den Atzmännig nimmt Roger Meier (Mitte), Geschäftsführer der Sportbahnen, gerne auf.
Die Ideen der Studenten für den Atzmännig nimmt Roger Meier (Mitte), Geschäftsführer der Sportbahnen, gerne auf.
DANIEL GRAF

Das Konzept ist schnell erklärt: Auf der einen Seite stehen Tourismusorganisationen aus der Region – und ihre Probleme. Auf der anderen die Studenten der Höheren Fachschule Tourismus Graubünden – und ihre Ideen. In der Intensivseminarwoche im Atzmännig wurden sie zusammengeführt: Die Studenten erhielten von den Tourismusorganisationen konkrete Problemstellungen und versuchten, diese zu lösen.

Entstanden ist ein buntes Sammelsurium an Ideen für die Belebung des regionalen Tourismus. Dass dabei auch so skurril anmutende Vorschläge, wie neuste Entwicklungen der Digitalisierung (siehe Infokasten) bei der Bergstation Atzmännig einzusetzen, zur Sprache kommen, ist durchaus im Sinn der Sache.

Keine Luftschlösser bauen

Rund 20 Studenten präsentierten am gestrigen Abschlusstag des Intensivseminars fünf Ideen. So befasste sich eine Gruppe mit der Fragestellung, wie der Hirschpark in Rapperswil-Jona an Attraktivität und Bekanntheit gewinnen könnte. Das zentrale Problem, dass «der Erlebniswert für die Besucher beim Betrachten der Tiere eher gering ausfällt», war für die Studenten unschwer zu erkennen. Durch Recherchen, Interviews mit den Verantwortlichen und Umfragen entwickelten sie Ideen wie Führungen, Informationstafeln oder Quizfragen für Kinder. Ideen, welche Rapperswil Zürichsee Tourismus gerne aufnimmt und nach Beendigung der Arbeit der Studenten eingehend prüfen will. «Ein zentraler Aspekt der Ideenfindung war, dass keine Luftschlösser gebaut, sondern konkrete, umsetzbare Massnahmen entwickelt werden sollten», sagte Michael Tamàs, Dozent des Lehrgangs.

Eine Führung stand auch im Mittelpunkt einer anderen Projektgruppe. Genauer: eine geführte Heilkräuterwanderung im Goldingertal. «Geführte Wanderungen stellen im grossen Action-Angebot des Atzmännig eine Lücke dar», hatten die Studenten festgestellt. Anhand von Nutzwertanalysen und weiteren Methoden bestimmten sie die sinnvollste Route, die geeignete Grösse der Gruppen und weitere für die Umsetzung massgebliche Punkte.

Kritische Fragen willkommen

Die restlichen Gruppen gingen ähnlich vor und beschäftigten sich mit den Fragen: Wie kann die Bergstation Atzmännig attraktiver gemacht werden, sodass sie mehr Publikum anlockt? Kann ein Ostermarkt die Lücke schliessen, welche durch die Absetzung der Osterchilbi in Rapperswil-Jona entstanden ist? Und welche innovativen Zusammenarbeitsmöglichkeiten ergeben sich zwischen der lokalen Gastronomie und regionalen Produzenten im Zürcher Oberland?

An der gestrigen Präsentation waren auch sämtliche Auftraggeber anwesend. So ergaben sich durchaus auch kritische Fragen. So wollte Roger Meier, Geschäftsführer der Sportbahnen Atzmännig AG, wissen, ob die Gruppe, welche neue Biketrails als eine Möglichkeit zur Attraktivitätssteigerung vorgeschlagen hatte, diese in kombinierter Nutzung mit den Wanderwegen umzusetzen gedenke. Die Gruppe bejahte, was Meier veranlasst, Kritik an dieser Idee anzubringen: «An schönen Tagen werden die Wege von Wanderern gut frequentiert. Bei einer gemeinsamen Nutzung mit Mountainbikern würde dies unweigerlich zu Konflikten führen», führte er aus. Eine Anregung, welche die Gruppe dankend aufnahm – und die zeigte, dass die Zusammenarbeit mit arrivierten Akteuren des hiesigen Tourismus und jungen, angehenden Fachleuten Sinn macht und Früchte trägt.

Von der Idee zur Umsetzung

Das sieht auch Irene Schuler, Leiterin Public Events bei Rapperswil Zürichsee Tourismus, so: «Wir haben den Studenten bewusst von Beginn weg freie Hand gelassen bei der Ideenentwicklung für den Ostermarkt.» Dadurch, dass einmal Leute, «die nicht in unserem Kämmerchen hocken», die Situation analysiert hätten, seien neue Ideen und Anregungen zustande gekommen.

Schuler ist guten Mutes, dass diese fruchten werden: «Das Ziel ist es, bereits 2019 den ersten Ostermarkt durchführen zu können.» Bei der Organisation sollen die Erkenntnisse der Studenten einfliessen. Die Bewilligung hänge natürlich noch von der Stadt ab. Wenn alles klappe, beweise das: Von der Zusammenarbeit zwischen Studenten und aktiven Tourismus-Playern könnten letztlich viele profitieren.

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SO schreibt:
"...strotzen vor Kreativität: Studenten der HF Tourismus Graubünden entwickeln Ideen, wie der Tourismus im Linthgebiet attraktiver werden könnte."
Frage: Wäre es für die BÜNDNER HF-Tourismus nicht angebrachter, erstmal im eigenen Hause GR "Höchstkreativität" zu beweisen (bitte nicht mit Partnunsee-Bungalows und Bergün Fotografierverbot etc.), statt Ihre Geistesblitze zu exportieren beispielsweise ins Linthgebiet? Wie wäre es, wenn Sie in Brennpunkten brillieren statt die Provinz in Anbetung zu versetzen?
Als Beispiel für Ihre Kulminationsgripsgymnastik führt die SO an: "Durch Recherchen, Interviews mit den Verantwortlichen und Umfragen entwickelten sie Ideen wie Führungen, Informationstafeln oder Quizfragen für Kinder." Wow. Das hätte ich auch ohne "Recherchen, Interviews und Umfragen" geschafft: In Arosa "Eichhörnliweg" wird das längst praktiziert, soweit ich das sah schon vor einiger Zeit. Und: aus meiner Sicht bringt das den anvisierten Effekt aber gar nicht, und ich könnte Ihnen aber sagen, wie Sie den erreichen. Zusatzfrage: Wenn Sie höchste Qualität liefern, schaffen Sie demnach Traumrenditen, verzichten Sie auf Subventionen und zahlen Ihrerseits dem Kanton Ihre Überschüsse etwas zurück?

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