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Glarus: Gemeindeversammlung sagt Ja zur Sanierung der Badi Netstal

Die Stimmberechtigten von Glarus sind am Freitagabend in allen Punkten dem Gemeinderat gefolgt.

Ueli
Weber
02.06.23 - 22:52 Uhr
Politik
Die Glarner Stimmberechtigten sprechen sich an der Gemeindeversammlung im Buchholz Glarus mit 247 zu 158 Stimmen für die Sanierung der Badi Netstal aus. 
Die Glarner Stimmberechtigten sprechen sich an der Gemeindeversammlung im Buchholz Glarus mit 247 zu 158 Stimmen für die Sanierung der Badi Netstal aus. 
Bild Ueli Weber

Jetzt also doch: Die Badi Netstal wird für 4,8 Millionen Franken saniert. Das haben die rund 400 Stimmberechtigten an der Gemeindeversammlung in Glarus am Freitagabend beschlossen. Noch vor einem Jahr hatten sie eine beinahe identische Vorlage zurückgewiesen, weil diese zu teuer war. Der Gemeinderat fand die Alternativen aber nur wenig günstiger und fürchtete zudem um die Sicherheit der Badegäste. Diese Argumente haben offenbar am Freitagabend bei einer Mehrheit in der Buchholzturnhalle gewirkt: Ein weiterer Rückweisungsantrag von Remo Goethe im Namen der FDP wurde mit 247 zu 158 Stimmen abgelehnt. Ein Ablehnungsantrag von Fernando Reust blieb gänzlich chancenlos. 

Die Badi Netstal soll nun nach Ende der Badesaison ab September umgebaut werden. Läuft alles nach Plan, öffnet das Schwimmbad schon im Juni 2024 wieder seine Tore. 

Kritik von FDP und SVP

Remo Goethe hatte den Antrag gestellt, der Gemeinderat solle die Kredite für die Sanierung der Bäder Glarus und Netstal gemeinsam vor die Gemeindeversammlung bringen. Für ihn sei nämlich nicht sicher, dass sich die Gemeinde noch zwei Schwimmbäder leisten könne. Er erhielt Unterstützung von SVP-Landrat Franz Freuler. Beide kritisierten, der Gemeinderat habe den Volkswillen missachtet, indem er ein fast gleiches Projekt nochmals vor die Gemeindeversammlung bringe.  

Gemeinderat Hansjörg Schneider verteidigte das Vorgehen des Gemeinderates. Dieser sei sehr wohl auf den Volkswillen eingegangen. Das zeigten die vier Varianten für die Sanierung, welche der Gemeinderat vorgestellt habe. Schneider warnte, die Sanierung der Badi werde bei einer Rückweisung auf unabsehbare Zeit verzögert. 

Pedro Leuzinger unterstützte im Namen der Mitte den Gemeinderat. Die Sanierung sei wegen des Zustands der technischen Anlagen dringend nötig. Grössere Einsparungen seien nur auf Kosten der Sicherheit möglich. 

Gemeinde kauft neue Forstmaschine

Marc Brunner aus Glarus stellte im Namen der FDP den Antrag, den Verpflichtungskredit für eine neue Forstmaschine zurückzuweisen. Zuerst solle die Gemeinde die Überarbeitung ihrer Forststrategie abschliessen, sagte er. Erst wenn klar sei, welche Aufgaben die Förster der Gemeinde künftig haben, solle man über den Kauf der Maschine entscheiden. Angesichts der finanziellen Lage sei es nicht der Moment, 610’000 Franken für eine neue Forstmaschine auszugeben, wenn man nicht wisse, ob diese tatsächlich gebraucht wird. 

Fernando Reust, Ennenda, stellte einen Ablehnungsantrag. Seine Begründung: «Ich will weg von der verdammten Wegwerfgesellschaft.» Man solle besser einen schlauen Mechaniker finden, der das Gerät noch eine Weile in Schuss halten könne. Oder – wer weiss – vielleicht könne man ja auch wieder Pferde einsetzen. 

Beide Anträge blieben chancenlos. Die Stimmberechtigten folgten den Argumenten des Gemeinderates, welche Eva-Maria Kreis vorbrachte. Diese mahnte: «Die Bäume wachsen jetzt und sie warten nicht, bis wir uns über unsere Strategie einig sind.» In der Zwischenzeit bräuchten die Mitarbeitenden im Forst entsprechendes Werkzeug. 

Höslis Antrag bleibt chancenlos

Heiri Hösli kämpfte vergeblich für seinen Antrag, mit dem er die Vergabe von Pachtland in der Gemeinde ändern wollte. Anders als an der Landsgemeinde im Jahr 2022, als der Landwirt aus den Ennetbergen einen Achtungserfolg erzielte, war das Resultat hier aber mehr als deutlich. 

Hösli wollte jedem Bauernbetrieb mit einer gewissen Grösse ein Recht auf drei Hektaren Pachtland garantieren. Er argumentierte, die Gemeinde Glarus verpachte von ihren 400 Hektaren Land den einen Bauern nur wenig, den anderen aber 10 bis 20 Hektaren, so Heiri Hösli. Die Grossen würden gefördert, die Kleinen hingegen «unter den Boden gebracht». 

Gemeinderätin Eva-Maria Kreis warnte, Höslis Antrag sei kontraproduktiv: Bei einer Annahme bekämen sogar weniger Bauernbetriebe als heute Pachtland. Ausserdem fehle der Gemeinde Reservepachtland, weshalb man einigen Betrieben Pachtland wegnehmen müsste. 

Der Gemeinderat wurde von Bauernpräsident und Mitte-Landrat Fritz Waldvogel und Martin Stützle aus Ennenda unterstützt. 

Kartoni-Zonenplan wird geändert

Der Zonenplan rund um das Kartoni-Areal wird wie vom Gemeinderat vorgeschlagen abgeändert. Ein Antrag von Fritz Waldvogel blieb chancenlos. Er begründete seinen Rückweisungsantrag damit, dass bei der vorgesehenen Linienführung einer Strasse die restliche Landwirtschaftszone zerschnitten werde. Er wollte den Gemeinderat beauftragen, die Strassenzone im Süden des Quartiers an anderer Stelle vorzusehen. 

André Maerz vom Verein Begegnungsort Glarus warnte, dass das geplante Kartoni-Areal auf Jahre hinaus verzögert würde, wenn die Zonenplanänderungen nicht genehmigt werden. Unterstützung für die Zonenplanänderung gab es auch von Ralf Dubacher von der Musikschule, welche ins Kartoni-Areal ziehen will, und Fernando Reust. 

Gemeinderat Hans Peter Spälti sagte, dass die von Waldvogel kritisierte Strasse kaum je so gebaut werde. Gleichzeitig warnte er, dass die Investoren die Geduld verlieren könnten, wenn sich das Projekt um Jahre verzögern sollte.  

Die Beschlüsse im Überblick

Die Gemeindeversammlung von Glarus hat: 
– Die Jahresrechnung der Technischen Betriebe Glarus genehmigt.
– Die Jahresrechnung der Alters- und Pflegeheime Glarus genehmigt.
– Die Jahresrechnung der Gemeinde Glarus genehmigt.
– Einer Rechtsänderung bei der familien- und schulergänzenden Kinderbetreuung zugestimmt.
– Einem Kredit für den Kauf einer neuen Forstmaschine über 610’000 Franken zugestimmt.
– Den Antrag von Heiri Hösli, Ennenda, auf eine Änderung der Vergabe von Pachtland abgelehnt. 
– Einem Kredit für die Erneuerung der Badi Netstal über 4,8 Millionen Franken zugestimmt.
– Der Änderung des Zonenplans rund um das Kartoni-Areal zugestimmt. 

Bruno Knobel aus Glarus stellte zuhanden einer nächsten Gemeindeversammlung den Antrag, dass der Gemeinderat nicht mehr eigenständig die Durchfahrt öffentlicher Strassen versperren dürfen soll. Solche Vorhaben müssten zwingend vor die Gemeindeversammlung.

Ueli Weber ist stellvertretender Redaktionsleiter der «Glarner Nachrichten». Er hat die Diplomausbildung Journalismus am MAZ absolviert und berichtet seit über zehn Jahren über das Glarnerland. Mehr Infos

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