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«Ich werde mich für alle Bündner einsetzen»

«Pfarrer Kurt Susak kandidiert für die Bündner Regierung.» Mit dieser Mitteilung liess die katholische Kirchgemeinde am letzten Donnerstag eine grössere Bombe platzen. Die Ausgangs­lage für die am 15. Mai anstehenden Wahlen verändert sich mit dieser Sprengkandidatur nun komplett.

Andri
Dürst
01.04.22 - 07:00 Uhr
Politik
Ihm liegen wichtige Infrastrukturprojekte am Herzen: Susak anlässlich des Durchstichs am Albulatunnel II.
Ihm liegen wichtige Infrastrukturprojekte am Herzen: Susak anlässlich des Durchstichs am Albulatunnel II.
zVg/RhB/swiss-image.ch

Sechs Kandidierende für fünf Sitze – gerade riesig war die Auswahl für die Gesamterneuerung der Bündner Exekutive bis anhin nicht. Aufgrund dessen beschäftigte sich Susak schon länger mit dem Gedanken, sich auch politisch engagieren zu wollen. In den letzten Wochen hätten ihn nun zahlreiche Leute dazu motiviert, auch noch ins Rennen um einen Regierungsratssitz zu steigen. «Ich würde meine Kräfte gerne nicht nur der Kirche, sondern der gesamten Allgemeinheit zur Verfügung stellen», erklärt der Pfarrer im Gespräch mit der DZ. Er amtet bereits seit zwölf Jahren als Pfarrer in Davos. Im Zuge seines Zehn-Jahr-Jubiläums ist er mit dem Schweizer Pass beehrt worden, womit die Voraussetzung für die passive Wählbarkeit gegeben ist. Das Politische liege ihm keineswegs fern, meint Susak. Nicht nur beim WEF, immer wieder durfte er bekannte Amtsträger in Davos willkommen heissen – so beispielsweise alt Bundesrat Christoph Blocher (siehe Foto). Auch mit Ständerat Stefan Engler und alt Landammann Tarzisius Caviezel pflegt er Kontakte zu Personen, welche die Bündner Politik aus dem Effeff kennen.

Parteilosigkeit als Trumpf?

Doch wie ist Susak politisch ausgerichtet? «Mein Herz schlägt am ehesten für die CVP, respektive die heutige Mitte. Doch ich möchte auch von anderen Parteiprogrammen positive Aspekte übernehmen, weshalb ich als Parteiloser kandidiere.» Da er als Dekan sehr viel im Kanton herumkomme und der «Bündner Schlag» dem «Allgäuer Schlag»– wo Susak herkommt – gleiche, habe er ein gutes Gespür für die Anliegen der Menschen. Die gute Vernetzung in Graubünden könnte ihm dabei ebenfalls in die Hände spielen. Der Theologe betont, dass nicht nur die katholische Pfarrei Davos, sondern alle Menschen in Graubünden profitieren werden; egal, welcher Konfession oder Weltanschauung. Somit könne sich seine Parteilosigkeit im Wahlkampf durchaus als positiver Aspekt herausstellen.

Neue Wege beschreiten

Angesprochen auf sein Wunschdepartement, meint Susak: «Grundsätzlich muss ich als Neugewählter das Departement übernehmen, das gerade frei wird». Am meisten reizen würde ihn aber das Departement «Bau» für Infrastruktur, Energie und Mobilität. Denn dort könne man sich sprichwörtlich als Brückenbauer betätigen. «Als Pfarrer und Dekan durfte ich schon für viele Menschen unterschiedlichen Alters einen Weg zum Evangelium bauen», führt er die Metapher weiter. Es sei sein Naturell, mutig auch neue Wege zu beschreiten – eine Fähigkeit, die er für das Infrastrukturdepartement als sehr passend erachtet. Denn auch die Kirche könne nicht immer auf alten Wegen bleiben, sondern müsse mit Weitblick und zukunftsorientiertem Denken voranschreiten.

Er nennt aber auch ganz konkrete Punkte, die er als Regierungsrat angehen möchte. So würde er seinen Einfluss auf die Denkmalpflege nutzen und sich vermehrt für den Erhalt der zahlreichen Kirchen und Kapellen im Kanton sowie weiterer Kulturgüter einsetzen. Denn: «Da es immer mehr Kirchenaustritte gibt, gehen die Steuererträge der Kirchgemeinden laufend zurück. Vielerorts wird es darum immer schwieriger, die Pflege und den Erhalt der Denkmäler finanziell zu stemmen. Auch im Bündnerland soll die Kirche im Dorf bleiben». Im Zuge vieler Bauarbeiten an Kirchen und Pfarreizentrum habe er einen fundierten Einblick in diese Thematik bekommen. Doch auch ausserhalb der Kirche sieht er wichtige Projekte: «So beispielsweise die geplante Strassenumlegung am Flüelapass. Die Neugestaltung würde schliesslich ja auch den Zugang zur Tschuggenkapelle verbessern», meint er mit einem Augenzwinkern. Weitere Anliegen sind ihm fortschrittliche Infrastrukturlösungen, wie die Verschiebung des Bahnhofs Dorf oder ein Umfahrungstunnel in Schmitten. «Der Reiz des Bündnerlandes liegt ja gerade in der Tatsache, dass aus Alt und Neu eine Symbiose entsteht.»

Im Rahmen einer Abdankungsfeier traf Kurt Susak kürzlich auf Christoph Blocher.  Bild: zVg
Im Rahmen einer Abdankungsfeier traf Kurt Susak kürzlich auf Christoph Blocher. Bild: zVg
zvg

Zweischneidiges Schwert für Kirchgemeinde

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge blickt Kirchgemeindepräsident Dino Brazerol auf die Kandidatur Susaks. Der Vorstand habe die Thematik im Vorfeld intensiv mit dem Pfarrer diskutiert. «Für uns als Kirche wäre sein Wechsel in die Regierung ein riesiger Verlust. Andererseits hoffen wir, dass er sich mit seinem Fleiss und seiner Zielstrebigkeit auch in der Politik für kirchliche Anliegen engagieren wird», meint er auf Anfrage der DZ. Immerhin bliebe aufgrund des Amtsantrittes per 1. Januar 2023 genügend Zeit, um das Pfarramt neu zu besetzen.

Auf sein Erfolgsrezept angesprochen, meint Susak: «Bewährtes soll bewahrt werden, doch gleichzeitig soll man neuen und unkonventionellen Ideen offen entgegentreten. Wichtig ist mir auch, allen Menschen herzlich zu begegnen und alles mit einer Prise Humor zu nehmen».

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Hallelujah!
Endlich wieder jemanden den man wählen kann!
Also mit Gott an unserer Seite wird das auch bestimmt mit der flüela Umfahrung ganz toll klappen!
Meine Stimme hat er. (Und die von meiner Frau auch, ich fülle immer gleich für beide aus).

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