960 Pflegeleute und es werden immer mehr
Der Kanton Graubünden hat entschieden, dass sich jegliche Personen melden müssen, die eine pflegerische Ausbildung absolviert haben. Diese Leute werden je nach Bedarf in Spitälern, Spitex und Pflegeeinrichtungen eingesetzt. Die Spitäler in Graubünden haben vom Aufruf Kenntnis genommen. Momentan stände aber kein zusätzliches Personal im Einsatz.
Der Kanton Graubünden hat entschieden, dass sich jegliche Personen melden müssen, die eine pflegerische Ausbildung absolviert haben. Diese Leute werden je nach Bedarf in Spitälern, Spitex und Pflegeeinrichtungen eingesetzt. Die Spitäler in Graubünden haben vom Aufruf Kenntnis genommen. Momentan stände aber kein zusätzliches Personal im Einsatz.
In den vergangenen Tagen und Wochen wurde vermehrt ein Thema besprochen. Das Coronavirus. Zuletzt hat der Kanton Graubünden entschieden, dass sich Personen, welche eine Ausbildung im pflegerischen Bereich haben, jedoch nicht auf diesem Beruf tätig sind und auch nicht der Risikogruppe angehören, melden müssen. Das zusätzliche Personal soll den Gesundheitsinstitutionen unter die Arme greifen, die personelle Engpässe aufgrund des Coronavirus haben. Dadurch wolle man so gut wie möglich, auf die Situation rund um das Coronavirus vorbereitet sein.
Wie die Kommunikationsstelle Coronavirus Kanton Graubünden erklärt, haben sich gut 960 Personen gemeldet. Die eingegangenen Anmeldungen seien vielfältig und umfassten alle denkbaren Bereiche des Pflegeberufs von der Intensivmedizin zu Spitex zur Psychiatriepflege. Ebenso seien auch alle Altersklassen vorhanden von Pflegefachpersonen in Ausbildung bis zu Frischpensionierten.
Es gäbe auch Personen, die hätten vor bald 40 Jahren ihre Ausbildung absolviert und seither nie mehr im Beruf gearbeitet. Andere könnten eine lange Karriere im Gesundheitsbereich vorweisen, heisst es bei der Kommunikationsstelle auf Anfrage. Auch gäbe es gewisse Leute, die nur am Rande einen Bezug zum Gesundheitswesen haben. Bei diesen Leuten stände der Wille zum Helfen im Vordergrund. «Die Meldungen stammen aus allen Regionen des Kantons. Es ist wirklich erfreulich, wie viele Personen sich gemeldet haben. Das Echo ist ganz einfach wunderbar», so die Verantwortlichen.
Ganz am Anfang
Eingesetzt werden die Personen in Pflegeeinrichtungen, Spitex und Spitälern. Dafür findet ein Matching statt, welches die Fachpersonen auf die diversen Gesundheitsbetriebe zuteilt. Grundsätzlich würden die Personen gemäss ihrer Ausbildung und ihrem Fachgebiet den entsprechenden Institutionen zugeteilt. Das Matching hat jedoch erst kürzlich begonnen und es werden laufend neue Personen zugewiesen, wie die Verantwortlichen erklären.
Das kantonale Projekt befindet sich also noch am Anfang. Daher sind in vielen Spitälern zurzeit noch keine Personen im Einsatz, die sich auf den Aufruf gemeldet haben. So auch nicht im Kantonsspital Graubünden, wie Dajan Roman, Bereichsleiter Unternehmenskommunikation am Kantonsspital Graubünden, bestätigt. In Zusammenarbeit mit dem Kanton plane man jedoch aktiv das weitere Vorgehen, so Roman.
Ähnlich läuft es zurzeit auch im Unterengadin. Der Krisenstab des Center da Sandà Engiadina Bassa erklärt auf Anfrage, dass er noch nicht in der Lage ist, etwas dazu zu sagen. Es sei noch zu früh, da sie selbst erst kürzlich über das Vorgehen des Kantons informiert wurden.
Die Einsätze basieren auf Vorwissen und Erfahrung
Das gleiche Szenario findet man auch in der Gemeinde Surses. Im Center da Sanadad in Savognin hat man zurzeit noch keine personellen Engpässe, wie die stellvertretende Direktorin, Sandra Luzio, erklärt. Jedoch mache man sich Gedanken, wie man handeln würde, wenn es zu personellen Engpässen kommen würde. Luzio meint, man müsse dann individuell entscheiden, wo und wie die Leute eingesetzt würden. «Entscheidend sind die Erfahrung und die Vorkenntnisse. Wahrscheinlich würde man die Leute dort einsetzen, wo kein vertieftes Wissen verlangt wird», so Luzio weiter. Grundsätzlich sollte dies aber kein Problem darstellen. Ehemalige Fachpersonen besässen meist noch immer ein gutes Grundwissen.
Eine Herausforderung für die stellvertretende Direktorin sind vielmehr die Lernenden in der Ausbildung. «Zurzeit hat die Ausbildung der Lernenden Vorrang, aber mir wäre es lieber, wenn man sie als Reserve brauchen darf. Denn sie arbeiten schon täglich aktiv mit, sind mit den diversen Massnahmen vertraut und kennen die Situation sehr gut», wie Luzio erzählt. Als ersten Schritt, noch vor dem kantonalen Aufruf, hätte Luzio darum die Möglichkeit begrüsst, die Auszubildenden aus der Bildungsphase rauszunehmen. Nach Luzios Ansicht, spielt all das Personaltechnische nicht so eine grosse Rolle wie die Menschen im Allgemeinen. «Diesen Applaus für die Pflegeleute haben wir schon geschätzt, aber wir haben noch immer das Anliegen, dass sich alle Menschen an diese Massnahmen halten.» Man soll zu Hause bleiben, das sei die einfachste und effektivste Lösung.
In Schiers ist man vorbereitet
Wie sich die Situation verändert, ist unklar. Trotz oder genau wegen dieser Ungewissheit, will das Spital in Schiers vorbereitet sein. Peter Philipp, CEO der Flury Stiftung, meint: «Unserem Personal geht es gut, aber es könnte der Fall eintreten, dass sich Mitarbeitende anstecken.» Darum habe man im Prättigau schon vorgesorgt.
Philipp erklärt: «Wir haben bereits schon vor dem kantonalen Aufruf unsere ehemaligen Angestellten und Leute aus der Branche, die man kennt, angefragt. Darum können wir im Notfall auf eine ganze Liste zurückgreifen.»So könne man im Ernstfall schnell handeln und verliere keine kostbare Zeit. Aus diesem Grund sei auch der kantonale Aufruf eine gute Massnahme, meint Philipp und fügt hinzu: «Zurzeit weiss niemand, wie sich die Situation verändert. Es ist damit zu rechnen, dass die Zahlen der Erkrankten steigen. Aber man kann noch keine Prognosen stellen.»
Für den CEO steht fest, wie wichtig darum eine gute Vorbereitung ist. Grundsätzlich kann sich Lage im gesamten Kanton Graubünden täglich verändern. Personelle Engpässe seien möglich und könnten eintreffen. Laut dem kantonalen Krisenstab wird sich je nach Entwicklung der Lage zeigen, ob der Bedarf von Pflegepersonal durch diese neuen Massnahmen gedeckt werden kann.
Anna Panier arbeitet als Redaktorin bei Online/Zeitung. Sie absolvierte ein Praktikum in der Medienfamilie Südostschweiz und studiert aktuell Multimedia Production im Bachelor an der Fachhochschule Graubünden in Chur. Mehr Infos
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Bereits Abonnent? Dann schnell einloggen.