×

Nun wissen es auch die Gewerbler in Glarus Nord

«D Gwärbler wänds wüssä». Unter diesem Titel hat der Gewerbeverein Glarus Nord alle sechs Männer zum Gespräch gebeten, die bei den Wahlen vom 4. März Nachfolger des zurücktretenden Gemeindepräsidenten Martin Laupper (FDP) werden wollen. Ihre Argumente dafür wollten in der Lintharena gut 60 Personen hören.

Marco
Häusler
23.02.18 - 04:30 Uhr
Politik
Hannes Hochuli (v.l.) moderiert das Podiumsgespräch: Roger Schneider, Thomas Kistler, Kaspar Krieg, Stefan Gasser, Bruno Gallati und Ruedi Schwitter stehen ihm Red und Antwort und buhlen um die Gunst des Publikums.
Hannes Hochuli (v.l.) moderiert das Podiumsgespräch: Roger Schneider, Thomas Kistler, Kaspar Krieg, Stefan Gasser, Bruno Gallati und Ruedi Schwitter stehen ihm Red und Antwort und buhlen um die Gunst des Publikums.
SASI SUBRAMANIAM

Wenn sich gleich sechs Personen auf den Stuhl setzen wollen, den Martin Laupper (FDP) als erster Präsident des Gemeinderats der fusionierten Grossgemeinde Glarus Nord nach acht Jahren jetzt räumt, dürfte in dieser Kampfwahl ziemlich viel Pfeffer stecken. Könnte man zumindest annehmen. Und dem ist wohl auch so. Mit Anfeindungen, Gehässigkeiten oder Schlammschlachten in diesen Wettbewerb zu steigen, scheint aber so gar nicht Sache der sechs Kandidierenden zu sein (siehe Box) .

«Uns geht es darum, sachbezogen und konkret mehr von den Kandidaten zu erfahren», hatte auch Gastgeber Andy Lippuner am Donnerstagabend in der Lintharena erklärt. Dorthin hatte der Vorsitzende des Gewerbevereins Glarus Nord alle Kandidaten und Gäste zum Podiumsgespräch eingeladen. Und sie kamen seinem Wunsch nach und dies – zumindest in einem Punkt nachgewiesenermassen und deklariert – erfrischend ehrlich.

Gesucht: ein Präsident für alle

Sechs Fragen mussten die sechs Kandidaten bereits im Vorfeld des Diskussionsabends beantworten. Wie sie das getan hatten, liess Moderator Hannes Hochuli dann zum jeweiligen Thema an die Wand des Panoramasaals projizieren. «Würden Sie wiederkehrend den Dialog mit dem Gewerbe suchen?», lautete eine dieser Fragen. «Eher ja», sagte dazu Bruno Gallati als Einziger, alle anderen antworteten mit einem eindeutigen «Ja».

«Was hätte man auch sonst dazu sagen können, wenn man vom Gewerbeverein eingeladen wird?», erklärte Ruedi Schwitter seine Antwort mit einer rhetorischen Gegenfrage. Und auch Thomas Kistler machte klar: «Hätten die Sportvereine oder Umweltorganisationen eingeladen, hätte ich natürlich auch denen gesagt, ich wolle das regelmässige Gespräch mit ihnen suchen.»

Was zu dieser Frage vermutlich alle ungefähr gleich empfanden, hatte Bruno Gallati zuvor schon als einziger «Abweichler» wohl ziemlich genau auf den Punkt gebracht: «Natürlich möchte auch ich grundsätzlich den Dialog mit dem Gewerbe suchen», betonte er. «Aber ich denke auch, dass ein Gemeindepräsident für alle da sein und den Kontakt zu allen Gruppen pflegen muss.» Das könne dann irgendwann zum Kapazitätsproblem oder zur Ressourcenfrage werden. «Und deshalb habe ich ‘nur’ mit ‘eher ja’ geantwortet.»

Schnell führte das Gespräch dann vom «Schlösslidialog», der sich als einstiges institutionalisiertes Gespräch mit Vertretungen des Gewerbes totgelaufen habe, zur Submission oder der Vergabepraxis bei öffentlichen Aufträgen. Dazu waren sich alle ziemlich einig, dass sie natürlich am liebsten einheimische Betriebe bevorzugen würden, das auch aus gesetzlichen Gründen aber oft kaum machbar sei.

Wem kann man vertrauen?

Gleich als Erstes wurde die Frage aufgeworfen, ob der zurückgewiesene, erste Nutzungsplan der Grossgemeinde samt Baureglement als vermutlich grösste Aufgabe des neuen Gemeinderates nach den Wahlen innert eines Jahres erneut einer Gemeindeversammlung vorgelegt werden könne.

«Eher nein», fanden alle ausser Kaspar Krieg, der schlicht «Nein» dazu sagte, und Stefan Gasser, der sich mit «Weiss nicht» auf keine Äste hinauswagen wollte. Aber: «Man muss es angehen», fand er, «und zur Chefsache erklären.» Kaspar Krieg sah das zwar ähnlich, angesichts der langen Verfahren, die zum Teil neu eingeleitet werden müssten, rechne er aber damit, der Gemeindeversammlung frühestens 2020 eine neue abstimmungsreife Vorlage präsentieren zu können.

Hannes Hochulis Frage, ob man bei der zurückgewiesenen Vorlage auch zu «obrigkeitshörig» auf den Kanton vertraut habe, bejahte Roger Schneider. «Wir sind da definitiv zu blauäugig gewesen.» So seien zum Beispiel auch in Bezug auf die Gewässerräume – anders als vom Kanton erklärt – durchaus Spielräume vorhanden gewesen. «Aber wenn man dem Kanton nicht vertrauen kann; wem dann?»

Dem neuen Gemeinderat in Glarus Nord, hoffentlich, fand Hannes Hochuli. Doch wer immer das dann auch werde: «Erwarten und verlangen wir nichts Übermenschliches von ihm.»

Marco Häusler ist Dienstchef der Zeitungsredaktion «Glarner Nachrichten». Er absolvierte den zweijährigen Lehrgang an der St. Galler Schule für Journalismus und arbeitete bei der ehemaligen Schweizerischen Teletext AG und beim «Zürcher Unterländer», bevor er im Februar 2011 zu Somedia stiess. Mehr Infos

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Politik MEHR