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Die Umsetzung wirft für Jäger Fragen auf

Jägerpräsident Robert Brunold glaubt nicht, dass sämtliches Wild während der Hochjagd erlegt werden kann. So würde es die Sonderjagdinitiative verlangen. Er betont, dass die Jäger hinter der Sonderjagd stünden und glaubt, dass die Bevölkerung mit Argumenten überzeugt werden kann.

Ursina
Straub
09.11.17 - 04:30 Uhr
Politik
Ruft die Jäger hinter sich: Robert Brunold, Präsident des Bündner Kantonalen Patenjägerverbandes.
Ruft die Jäger hinter sich: Robert Brunold, Präsident des Bündner Kantonalen Patenjägerverbandes.

Für Robert Brunold war stets klar, dass es nicht Aufgabe des Patentjägerverbandes ist, über die Gültigkeit der Sonderjagd- initiative zu befinden. Das läge ausserhalb der Verbandskompetenz, findet der Präsident des Bündner Kantonalen Patentjägerverbandes. Er nehme deshalb zur Kenntnis, dass das Bundes- gericht den Sachverhalt der Gültigkeit offenbar anders ansehe als die Bündner Regierung, der Grosse Rat und das Bündner Verwaltungsgericht. Sicher ist für Brunold, dass der Patentjägerverband weiterhin auf Öffentlichkeitsarbeit setzen wird, um der Bevölkerung die Anliegen der Jäger näherzubringen.

Herr Brunold, wenn die Sonderjagd-initiative vom Volk angenommen wird, muss der Abschussplan während 25 Tagen im September und Oktober erfüllt werden. Ist das machbar?

Ich sehe noch nicht, wie die Sonderjagdinitiative umgesetzt werden kann. Allerdings ist es auch etwas früh, darüber zu sprechen. Denn zuerst muss die Initiative dem Volk vorgelegt werden. Bei einem allfälligen Ja könnte es eine grundlegende Änderung in der Bündner Jagd geben. Wie diese aussieht, weiss ich noch nicht. Da ist sicher auch das Initiativkomitee gefordert.

Aber könnte überhaupt so viel Wild während der Hochjagd erlegt werden?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies machbar wäre. Und ich weiss nicht, welche Vorschriften eingeführt werden müssten, damit die gesamte Jagdstrecke während der Hochjagd erlegt werden kann. Viel Rotwild wandert erst im November und Dezember in die Wintereinstandsgebiete und ist somit vorher gar nicht jagdbar. Diese Abschüsse können die Jägerinnen und Jäger also gar nicht vor November tätigen. Allenfalls wäre es in einzelnen Gebieten möglich, den Jagdplan zu erfüllen, aber auch da vermutlich nur mit Anpassungen.

«Ich sehe noch keine Variante, wie der Initiativtext sinnvoll umgesetzt werden könnte.

Demnach würde die Annahme der Initiative die Jagd vor Probleme stellen?

Für die Zukunft der Jagd wäre das sicher ein grosses Problem, vor allem aber für das Erreichen der notwendigen Abschüsse.

Würde damit auch der Druck auf die Jägerinnen und Jäger stärker?

Je nach Vorschriften, ja. Ich sehe aber wie gesagt noch keine Variante, wie der Initiativtext sinnvoll umgesetzt werden könnte. Zudem muss die Bejagung auch ethisch vertretbar sein.

Das Bundesgericht weist darauf hin, dass eine Regiejagd angeordnet werden könne, wenn die Abschusszahlen nicht erfüllt werden. Was heisst das?

Eine sogenannte Regiejagd ist eine Jagd, welche Kantonsangestellte, also die Wildhüter, durchführen müssten. Und ob das machbar ist ... Nehmen Sie die diesjährige Jagd: Auf der Sonderjagd sollen noch 1200 Hirsche erlegt werden. Ob dies durch Wildhüter möglich wäre, was für Kosten das verursachen würde und ob das Volk dahinter stehen würde, daran zweifle ich. Dann würde der Staat eine Aufgabe erledigen, für die eigentlich die Jäger zuständig sind, und das Volk müsste dafür noch zahlen.

«Die grosse Mehrheit der Jägerschaft stellte sich immer hinter die Sonderjagd.»

Die Initianten der Sonderjagdinitiative wurden vom Kantonalen Patent- jägerverband ausgeschlossen. Wie viele Jäger stehen überhaupt hinter der Sonderjagd?

Die grosse Mehrheit der Jägerschaft stellte sich immer dahinter. Das sieht man auch daran, dass Anträge gegen die Sonderjagd immer von grossen Mehrheiten abgelehnt wurden. Interessanterweise sind die Anmeldungen für die Sonderjagd seit der Einreichung der Initiative im Jahr 2013 von knapp 2400 Anmeldungen auf über 3400 Anmeldungen angestiegen. Das ist für mich ein deutliches Zeichen, dass die Sonderjagd weit- gehend akzeptiert ist, denn das sind über 60 Prozent der Jägerinnen und Jäger, welche die Hochjagd ausüben.

«Dann würde der Staat eine Aufgabe erledigen, für die eigentlich die Jäger zuständig sind, und das Volk müsste dafür noch zahlen.»

Wie wollen Sie jetzt dem Volk klar-machen, dass es eine Sonderjagd braucht?

Wir sind überzeugt, dass wir die Stimmberechtigten von der Notwendigkeit der Sonderjagd mit unseren Argumenten überzeugen können.

Und mit welchen Argumenten?

Ich möchte die Argumente jetzt noch nicht präsentieren. Warten wir doch erst einmal den Abstimmungskampf ab.

Ursina Straub schreibt als Redaktorin der «Südostschweiz» für den Regionalteil der Zeitung und für Online. Ihre Themenschwerpunkte sind Landwirtschaft, Alp, Jagd, Grossraubtiere, Natur; zudem berichtet sie regelmässig aus dem Grossen Rat. Die gelernte Journalistin, diplomierte Landwirtin und Korrektorin EFA ist auch Leiterin Qualität. Mehr Infos

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