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Fünf Kinder machen Zeitung

Fünf Kinder interviewen am Zukunftstag Medienschaffende der «Glarner Nachrichten» und erhalten Einblicke in die Welt des Journalismus.

Südostschweiz
11.11.22 - 04:30 Uhr
News
Spannender Berufsalltag: Am nationalen Zukunftstag besuchen die 5.- und 6.-Klässlerinnen und -Klässler Annalisa Fallico (von links), Elise Orthwein, Leandro Alvarez, Olivia Wintle und Tabea Reutlinger unter der Obhut von Redaktor Daniel Fischli die «Glarner Nachrichten».
Spannender Berufsalltag: Am nationalen Zukunftstag besuchen die 5.- und 6.-Klässlerinnen und -Klässler Annalisa Fallico (von links), Elise Orthwein, Leandro Alvarez, Olivia Wintle und Tabea Reutlinger unter der Obhut von Redaktor Daniel Fischli die «Glarner Nachrichten».
Bild Sasi Subramaniam

Von Annalisa Fallico, Olivia Wintle und Elise Orthwein

«Wow», dachte Elise, als sie am Donnerstagmorgen in die Redaktion der «Glarner Nachrichten» eintrat. «Das Gebäude ist ja riesig!» Annalisa fragte sich gespannt, was sie am Zukunftstag erwarten würde. Olivia erinnert sich: «Ich war ein wenig aufgeregt, als ich am Morgen zur Tür eintrat.»

Die Redaktion der «Glarner Nachrichten» hat am Zukunftstag ihre Türen und Zeitungen geöffnet und fünf interessierten 5.- und 6.-Klässlerinnen und -Klässlern ihr Handwerk nähergebracht. Die Kinder nahmen an der Redaktionssitzung teil, begleiteten die Zeitungsmacher und interviewten zwei Redaktoren, einen Fotografen und eine Online-Journalistin.

Wie wird aus einem langweiligen Text ein spannender? Wie interviewe ich Personen und wie höre ich richtig zu, um wichtige Informationen herauszufiltern? Dies waren Fragen, mit denen sich die Kinder befassten. «Ich fand den Tag sehr spannend», sagt Elise. «Mir hat gefallen, die Leute zu interviewen», findet Annalisa. «Mir hat es Spass gemacht, die Berufe bei einer Zeitung kennenzulernen», sagt Olivia.

Mit Redaktionsleiter Sebastian Dürst sprach Tabea Reutlinger.
Mit Redaktionsleiter Sebastian Dürst sprach Tabea Reutlinger.
Bild Sasi Subramaniam

Herr Dürst, was gefällt Ihnen am Job als Redaktionsleiter?

Ich habe grosse Freiheiten. Ich habe einen Chef, der aber weit weg von hier, in Chur sitzt. Deshalb kann ich viel selber entscheiden.

Und was gefällt Ihnen nicht so gut?

Zu meinen Aufgaben gehört auch, dass ich die Ansprechperson für Leute von ausserhalb bin. Meistens sind das nette Leute, die auf eine nette Art Fragen stellen. Aber manchmal kommt es auch vor, dass sie nicht nett sind, und es ist dann schwierig, selber nett zu blieben.

Welches sind Ihre Aufgaben?

Es sind vier Aufgaben. Zuerst einmal leite ich das Team, mache die ganzen Personaldinge, wie etwa Jahresgespräche. Das sind die langweiligen Aufgaben. Die zweite Aufgabe ist: Ich trage die redaktionelle Verantwortung. Das heisst, am Ende des Tages bin ich verantwortlich dafür, was in der Zeitung steht. Drittens repräsentiere ich, wie gesagt, die Redaktion nach aussen. Und viertens ist es meine Aufgabe, darüber nachzudenken, was man anders und besser machen könnte.

Welche Ausbildung haben Sie?

Ich habe Religionswissenschaften studiert. Während des Studiums habe ich bereits als Journalist gearbeitet. Vor sieben Jahren habe ich bei den «Glarner Nachrichten» angefangen und habe dann vor zweieinhalb Jahren die Leitung übernehmen können.

Vermissen Sie das Schreiben?

Ja, sehr! Journalist wird man ja, weil man gerne schreibt. Ich versuche auch, mir Zeit für das Schreiben freizumachen.

Mit Redaktor Loris Piva sprachen Elise Orthwein und Leandro Alvarez.
Mit Redaktor Loris Piva sprachen Elise Orthwein und Leandro Alvarez.
Bild Sasi Subramaniam

Herr Piva, was ist Ihre Aufgabe als Redaktor?

Am Morgen schaue ich zuerst in den Medien, was auf der Welt und im Glarnerland passiert ist. Um 9.30 Uhr haben wir Redaktionssitzung. Dort beraten wir, welche Termine wir wahrnehmen wollen. Vielleicht findet zum Beispiel irgendwo eine Theateraufführung statt. Jemand aus der Redaktion muss Ideen bringen und wenn er es vergisst, ist er Gipfeli schuldig. Dann verteilen wir die Arbeiten, meistens erfahre ich erst dann, was ich den ganzen Tag machen werde. Dann lese ich mich in mein Thema ein und meistens versuche ich, jemanden zu finden, der mir Auskünfte geben kann. Früher habe ich gedacht, dass das Schreiben den grössten Teil der Arbeit ausmache, aber das stimmt nicht. Die meiste Zeit brauche ich dafür, an die Informationen zu kommen.

Was haben Sie gelernt, um hier zu arbeiten?

Ich habe die Matura gemacht und bin jetzt hier Praktikant, ich bin also noch am Lernen. Und es macht mir Spass.

Schreiben Sie lieber oder führen Sie lieber Interviews?

Ich finde die Mischung gut. Wenn ich mich selber über ein Thema informieren und darüber schreiben kann, aber auch andere Personen dazu ausfragen und zu Wort kommen lassen kann.

Was mögen Sie an der Arbeit nicht so gerne?

Am wenigsten mag ich, wenn ich viele Themen hätte, aber niemanden erreiche, der mir Auskunft geben kann. Weil die Person das Telefon nicht abnimmt oder in den Ferien ist.

Mit Fotograf Sasi Subramaniam sprach Annalisa Fallico.
Mit Fotograf Sasi Subramaniam sprach Annalisa Fallico.
Bild Sasi Subramaniam

Herr Subramaniam, was ist Ihre Aufgabe als Fotograf?

Ich begleite die Redaktorinnen und Redaktoren, um Fotos für ihre Artikel zu machen.

Weshalb braucht es noch eine teure Kamera, wo es doch in jedem Handy eine hat?

Mit dem Handy kann man sehr gute Fotos machen, aber für den Druck einer Zeitung braucht es Bilder einer richtigen Kamera.

Was haben Sie vorher beruflich gemacht?

Ich bin seit 15 Jahren in der Schweiz. Vorher habe ich in meiner Heimat Sri Lanka als TV-Journalist gearbeitet.

Wann ist ein Bild gut?

Ich versuche, ungewöhnliche Bilder zu machen. Aber je nach Auftrag kann ich nicht immer kreativ sein. Ein Bild soll nicht langweilig sein. Langweilige Bilder sind unsere Feinde.

Welches Material braucht ein Fotograf?

Das Material spielt keine so grosse Rolle. Verschiedene Fotografen haben unterschiedliche Vorlieben. Ich habe gerne lichtstarke Objektive, damit ich keinen Blitz brauchen muss.

Weshalb?

Auch mit wenig Licht kann man sehr kreativ sein. Geblitzte Bilder finde ich meistens langweilig.

Was gefällt Ihnen am Beruf?

Mir gefällt an meinem Beruf besonders, dass ich unterschiedliche Menschen treffen kann. Als Fotograf hat man Zugang zum Leben der Menschen.

Mit Online-Redaktorin Sara Good sprach Olivia Wintle.
Mit Online-Redaktorin Sara Good sprach Olivia Wintle.
Bild Sasi Subramaniam

Frau Good, was ist Ihr tägliches Ziel?

Jeden Tag eine möglichst gute Startseite für unser Online-Portal zu gestalten. Also spannende regionale Nachrichten und Artikel zu bringen.

Erreichen Sie dieses Ziel jeden Tag?

Gerade jeden Tag vielleicht nicht. Zum Teil bin ich stark von den Aktualitäten abhängig. Vielleicht gibt es irgendwo einen Brand oder ein Politiker sagt etwas Wichtiges. Aber das passiert nicht jeden Tag.

Was ist der Unterschied zwischen einem Online-Portal und der Zeitung auf Papier?

Die Leute, die online lesen, haben tendenziell weniger Geduld und Zeit, um lange Texte zu lesen. Man hat andere Ansprüche an ein Online-Portal, es ist wichtig, dass nicht nur lange Texte publiziert werden, sondern dass sie durch Bilder aufgelockert werden.

Wie lange braucht man, um einen Online-Artikel zu publizieren?

Das ist ganz unterschiedlich. Wenn zum Beispiel von der Polizei eine Meldung über einen Unfall hereinkommt, muss man sie vielleicht nur leicht umschreiben, noch etwas nachfragen oder ein Bild auswählen. Das dauert dann vielleicht 15 bis 30 Minuten. Anderes dauert länger.

Was gefällt Ihnen am Beruf?

Am besten gefällt mir, dass die Formen sehr flexibel sind. Eine Zeitung hat eine bestimmte Anzahl Seiten, die man füllen muss. Online ist das nicht der Fall. Ich kann selber bestimmen, wie viele Artikel ich veröffentlichen will. Online ist dafür schnelllebiger. Das kann auch ein Nachteil sein.

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