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Auf Baustellen im Kanton stehen die Maschinen still

Die Gewerkschaften Unia und Syna haben für heute, Dienstag, 6. November, Protestaktionen angekündigt. Auch auf den grössten Baustellen im Kanton St.Gallen legen die Bauarbeiter ihre Arbeit nieder.

Christine
Schibschid
05.11.18 - 18:37 Uhr
News
Bau steht still: Auf den grössten St. Galler Baustellen ruht der Betrieb wegen Protestaktionen für einen Tag.
Bau steht still: Auf den grössten St. Galler Baustellen ruht der Betrieb wegen Protestaktionen für einen Tag.
KEYSTONE

von Sina Bühler


Alle drei Jahre kommt es zum Streit zwischen dem Baumeisterverband und den Gewerkschaften – immer dann, wenn der Landesmantelvertrag für das Bauhauptgewerbe (LMV) erneuert werden soll. Dieses Jahr ist es nicht anders: Wenn es in den nächsten Wochen keine Einigung gibt, herrscht ab Januar der vertragslose Zustand. Für Danijela Bašic, Unia-Gewerkschaftsleiterin der Sektion Säntis-Bodensee im Sektor Bau und Gewerbe, schneiden sich die Baumeister damit ins eigene Fleisch. Ohne LMV könne eine Firma aus dem Ausland die Schweizer Löhne und damit die flankierenden Massnahmen unterbieten», sagt Bašic. «Heute müssen sie sich an die Bedingungen des LMV halten, was besonders in Grenznähe wichtig ist.»

Die Fronten sind verhärtet

Die Gewerkschaften fordern die Weiterführung der Rente ab 60 Jahren und eine Lohnerhöhung von 150 Franken. Die Arbeitgeber wollen eine komplette Flexibilisierung der Arbeitszeit: Die tägliche Maximalarbeitszeit von neun Stunden würde damit abgeschafft.

Weil die Fronten seit Wochen verhärtet sind, haben die Bauarbeiter schweizweite Protestaktionen geplant, auch im Kanton St. Gallen. Heute Dienstag wollen die Arbeiter auf vier der grössten Baustellen die Arbeit niederlegen: auf dem Stadler Areal St. Margrethen, dem Spital St. Gallen und zwei Mehrfamilienhäuser-Baustellen in Widnau und St. Gallen-Haggen. Es ist eine gemeinsame Fahrt nach Zürich geplant, wo die Protestierenden auf ihre Kollegen aus der ganzen Schweiz treffen.

Diese Aktionen seien nicht leicht zu planen, meint Bašic, die alles koordiniert: «Die Leute haben Angst um ihre Jobs und sind Repressionen ausgesetzt.» In der Vergangenheit waren die meist spektakulären Aktionen der Bauarbeiter oft von Erfolg gekrönt. So etwa mit der Einführung der Rente 60 vor 15 Jahren. Diese Frühpensionierung sei notwendiger denn je, sagt Bašic, denn die Arbeitsbedingungen auf den Baustellen hätten sich immer weiter verschärft. «Man baut immer mehr, immer schneller, mit immer weniger Leuten.»

Günstig, schnell, unrealistisch

Bašic sagt, dass obwohl eigentlich genug Arbeit für alle Baufirmen da wäre, ein absurder Wettbewerb um Aufträge entstanden sei. Zuerst streite man ewig über Geld und erteile dann jener Firma den Auftrag, die das am günstigsten und schnellsten erledigen wolle – ganz egal wie unrealistisch es sei.

Ein weiterer Diskussionspunkt in den LMV-Verhandlungen ist der Praktikantenstatus, den die Baumeister ausweiten wollten. «Eine Kategorie, die es eigentlich gar nicht gibt», sagt Gewerkschafterin Bašic. Die Lohnklasse C im LMV decke die Handlanger bereits ab. Wenn diese Leute künftig nicht mehr den Mindestlohnvorgaben unterstehen müssen, fördere dies besonders in Grenzregionen wie der Ostschweiz das Lohndumping: «Dann könnten ausländische Firmen einfach 90 Tage lang 20 Praktikanten für 1000 Euro anstellen.» Der C-Mindestlohn liegt in der Region bei knapp 4500 Franken.

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