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Die Schlossherren und ihre Visionen

Hell und lichtdurchflutet, so soll das Schloss Rapperswil künftig daherkommen. Doch kreative Ideen hatten nicht nur die Sieger des Architekturwettbewerbs. Eine Ausstellung zeigt, wer sonst noch alles um das Schloss buhlte.

26.10.18 - 09:06 Uhr
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Die Namen klingen märchenhaft bis wild-romantisch: «Dornröschen», «Dreirosen» und «Balthasar». Ob die Architekten auch märchenhafte Schlösser entworfen haben, davon können sich die Besucher nun selber ein Bild machen. Zehn Schlossvisionen sind derzeit in der Ausstellung an der Hochschule für Technik Rapperswil (HSR) zu sehen, zehn ganz unterschiedliche Projekte. Bewerber aus der ganzen Schweiz wollten das Schloss Rapperswil, das Wahrzeichen der Stadt, modernisieren und in neuem Glanz erstrahlen lassen.

Sehenswert ist nicht nur das Siegerprojekt «Gletscherspalte und Gletschermühle» der beiden Zürcher Architekturbüros Park und Raumfalter, das im August für den Schlossumbau auserkoren wurde (diese Zeitung berichtete). Aus diesem Grund haben Stadt und Ortsgemeinde Rapperswil-Jona, die Besitzerin des Schlosses, entschieden, die zehn Projekte der engeren Auswahl der Bevölkerung zu zeigen.

Ortsgemeindepräsident Matthias Mächler lobte gestern Abend an der Ausstellungseröffnung die eingereichten Schlossvisionen in den höchsten Tönen: «Sehr hochstehend» seien sie, die Ideen extrem vielfältig, aber auch gegensätzlich. Dies habe die Auswahl spannend gemacht. Und gleichzeitig erschwert: Ganze 13 Stunden habe sich die Jury die Köpfe darüber zerbrochen, welches Schlossprojekt den Sieg verdient habe, schilderte Mächler. «Ein bisschen war es wie bei der Wahl des Papstes: Wir zogen uns zurück und traten erst wieder hervor, als der Sieger feststand.»

Ein Stück Dach mitgebracht

Ein Rundgang durch die Ausstellung zeigt: Es sind keine Luftschlösser, die in den Architekturbüros entstanden sind. Detaillierte Pläne, ergänzt mit Skizzen und Fotos, lassen erahnen, wie vertieft sich die Bewerber mit dem Schloss Rapperswil befasst haben. Schwungvolle Schlosstreppen, moderne Deckenlampen und schicke, gläserne Überdachungen sind zu sehen. Die Visualisierungen zeigen Brautpaare im Innenhof und Besucher, die durchs Schloss flanieren.

Einige sind noch ein Stück weiter gegangen: Das Team hinter dem Projekt «Luisa» hat ein Fragment vom dunkelbraun getäfelten Dach mitgeliefert, das für das Bistro im Schlosshof vorgesehen war. Und Team «Balthasar» trumpft mit einem dreidimensionalen Schlossmodell auf, das die Vision der Architekten auch für Laien greifbar macht. Solche Modelle seien jedoch nicht verlangt worden, sagte Mächler.

Extras waren denn auch nicht immer von Vorteil: Mächler deutete auf das Dachstück des Projekts «Luisa»: Das dunkle Braun stimme nicht mit dem hellen Farbton auf dem Foto überein, macht er ein Beispiel. Darum sei das mitgebrachte «Stück Dach» eher irritierend. Die Jury habe aber in erster Linie auf die Funktionalität der Projekte geachtet. Ein Hauptziel ist es, im Schloss die Besucherströme zu entflechten. Wer auf den Schlossrundgang geht, soll nicht mit Hochzeitsgästen oder dem Personal aus der Gastronomie kollidieren. Nicht alle Bewerber der engeren Auswahl hätten dies erfüllt.

Wenig pompös, dafür durchdacht

Eher unscheinbar zwischen den Modellen und grossformatigen Schlossbildern kommt das Siegerprojekt «crepaccio e mulini» – oder eben: «Gletscherspalte und Gletschermühle» – daher. Allerdings sei es sehr durchdacht, sagte Mächler. Die Art und Weise, wie Alt und Neu verbunden werde, wie alle geschichtlichen Elemente ihre Berechtigung hätten – dies habe letztlich den Ausschlag zum Sieg gegeben.

 

Die Ausstellung der Schlossprojekte ist wie folgt geöffnet: heute Freitag 7 bis 20 Uhr, morgen Samstag 9 bis 14 Uhr und Montag, 29. Oktober, 7 bis 20 Uhr (im Foyer der HSR). Der Eintritt ist frei.

 

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