Mit einem etwas anderen Blick durchs Kirchner Museum
«Spot on! Eine Tour vom WC zum Zauberlicht» – so wird auf der Homepage des Kirchner Museums eine neuartige Führung angepriesen.
«Spot on! Eine Tour vom WC zum Zauberlicht» – so wird auf der Homepage des Kirchner Museums eine neuartige Führung angepriesen.
Die Idee dahinter: Für einmal sollen nicht die Werke Kirchners im Vordergrund stehen, sondern andere Facetten aus seiner Biografie, die in Zusammenspiel mit Wissenswertem zum Museumsbau vermittelt werden.
Am Samstag wurde die neue Führung erstmals für die Öffentlichkeit angeboten. An die 20 Personen fanden sich dafür ein. Die bunt gemischte Gruppe wartete gespannt auf die Ausführungen von Barbara Ryf, die die Gruppenleitung übernahm. Gleich zu Beginn rückte sie das wohl bedeutendste Merkmal des Museumsbaus in den Fokus: das Licht. Um die Ausgangslage für das Architektenduo Gigon/Guyer zu veranschaulichen, versammelte Ryf die Gruppe vor dem bekannten Gemälde «Davos im Sommer». «Als Kirchner dieses Bild 1925 malte, gab es in Davos noch sehr viele Giebeldächer. In den darauffolgenden Jahren hielt aber das Flachdach Einzug, und schliesslich wurde es 1961 im Baugesetz für Häuser im Zentrum vorgeschrieben», erklärte sie dazu. Für die Museumsarchitekten war somit klar: Ein Haus mit Flachdach muss her, das aber trotzdem Licht ins Innere lässt. So entwickelten Annette Gigon und Mike Guyer zu Beginn der 1990er-Jahre ein auf das Museum zugeschnittenes Konzept mit Oberlichtern, damit die Helligkeit durch vertikale Fensterscheiben in die Lichthöfe eintritt und – gedämmt durch Milchglasscheiben – die Säle im Museum erreicht. Doch wie genau funktioniert das? Ryf öffnete im Korridor eine unscheinbare Türe, hinter der sich eine ganz schmale, steile Treppe verbarg. Jemand dürfe nun dort hochsteigen und den Lichthof begutachten, meinte sie. Leider war dieses Erlebnis aber nur einer einzigen Person vorbehalten. Teilnehmer Jürg erklärte sich dazu bereit und erhaschte stellvertretend für alle einen Blick in der luftigen Höhe. Rasch war er wieder zurück und konnte sogleich anschaulich erklären, was er gesehen hatte.
Jürgs Ausflug blieb nicht das einzige interaktive Element während der Führung. An vielen weiteren Orten – das Museum wurde sogar für einige Zeit verlassen – konnte man nebst der Vermittlung von Wissen selber Hand anlegen. So konnte die eine oder andere neue Erfahrung gemacht werden. Fans von Architektur und Liebhaber von den «etwas anderen» Geschichten sind hier sicherlich gut aufgehoben.
Bilder: Walter Dürst, wdfotografie.ch
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