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Sie zeigen Szenen aus dem Leben von Glarus bis Seoul

Der Glarner Kunstverein präsentiert am Hauptsitz der Glarner Kantonalbank in Glarus Werke von Alexander Soldenhoff, Martin C. Mächler und Ekaterina Chernetskaya.

20.09.19 - 04:30 Uhr
Kultur
Ekaterina Chernetskaya entdeckt das Glarnerland von seiner malerischen Seite.
Ekaterina Chernetskaya entdeckt das Glarnerland von seiner malerischen Seite.
CLAUDIA KOCK MARTI

Der Kitt für die aktuelle Gruppenausstellung des Kunstvereins in der Glarner Kantonalbank (GLKB) ist laut Kunstvereinspräsident Kaspar Marti die Internationalität der Künstler und ihr Bezug zu Glarus. Gemeinsam sei ihnen auch, in unterschiedlicher Weise mit dem Mittel der Abstraktion zu arbeiten. Dies steche besonders ins Auge, wenn man die Werke von Alexander Soldenhoff, Martin Carl Mächler und Ekaterina Chernetskaya einmal mit einer Malerei im realistischen Stil von Rudolf Koller (1828 bis 1905) vergleiche.

Marti zeigt dazu auf die grossformatige Malerei, die eine ganze Wand im Foyer der Bank einnimmt. Von dem berühmten Maler der Gotthardpost hat er auch das Bild «Idylle» aus dem Jahr 1871 aus der Sammlung des Kunstvereins aufhängen lassen, auf dem eine Frau mit Kind und Kühen auf einer Wiese zu sehen ist.

Der Publikumsandrang an der Vernissage am Mittwoch ist gross. Die Einführung und das Künstlergespräch helfen, die eigenen Eindrücke einzuordnen und mehr über Hintergrund und Motivation der Kunstschaffenden zu erfahren. Einige Besucher, darunter junge Bankangestellte, geniessen es, die Werke in Ruhe zu betrachten, als die ersten Besucher bereits beim Apéro anstossen. Die Reaktionen auf die recht gegensätzlichen Positionen sind positiv. «Der Spagat ist gelungen», meint ein interessierter Besucher.

Landsgemeinde zweimal gemalt

Von Alexander Soldenhoff sind eher untypische Bilder zu sehen, oder eben solche, die den Weg in die Sammlung des Glarner Kunstvereins fanden und nicht von Privaten gekauft wurden. Letztere hätten in der Regel die schönsten Bilder bei sich zuhause, so Marti.

Zum Bild der Landsgemeinde von 1936 weiss er eine Anekdote zu erzählen. So ist bekannt, dass Soldenhoff die Landsgemeinde in bunten Farben live auf der Dachterrasse von Rudolf Gallati malte. Er trug das Bild auf dem Heimweg unter dem Arm, als ihm Daniel Jenny-Squeder begegnete, der es ihm sogleich abkaufte. Später kam es dann via Gerichtshaus doch noch zum Glarner Kunstverein, so Marti.

Doch damit nicht genug. Bekannt ist weiter, dass sich Soldenhoff über den schnellen Verkauf des Bildes ärgerte. Und so malte er die Landsgemeinde aus der Erinnerung in Zürich eben noch einmal.

Die üppige Bemalung im Soldenhoffsaal der Landesbibliothek kennen viele. Alexander Soldenhoff (1882 bis 1951) wurde in Genf als Sohn einer polnischen Adelsfamilie geboren. Das Glarnerland war zeitweise seine Wahlheimat. Rudolf Koller wurde in Glarus Zeichenlehrer und heiratete eine Linthalerin. Seine Lehrjahre haben ihn wohl auch beim gewissenhaften Realismus von Rudolf Koller vorbeigeführt.

Klöntalruhe …

«Da fahre ich mit dem Velo durch», sagt eine Besucherin, die in einem Sprechzimmer der Bank ein kleines Aquarellbild mit dem Titel «Mollis» von Ekaterina Chernetskaya betrachtet. Sie kann es auf Anhieb verorten, auch wenn es kein fotorealistisches Bild ist. Daneben hängen ebenso unverkennbar Motive aus dem Klöntal. Sie male Landschaften und Szenen, die sie beobachte und die ihr gefallen, sagt Chernetskaya. So wurden auch rauchende Männer im Bahnhof Zürich zu einem Motiv. Das Malen bezeichnet sie als Leidenschaft, ihre Zeichnungen als Illustratorin hingegen als Arbeit. Die Architektin und Zeichenlehrerin aus Moskau lebt heute in Ennenda, ist aber weiterhin mit ihrer Heimat Russland verbunden, was auch Bilder von einem Park in Moskau anschaulich zeigen.

… und Hochhausstress

Die Arbeiten ohne Titel von Martin Carl Mächler sind vollständig abstrakte, von Hand gezeichnete Grafiken, welche zwar Architektur erkennen lassen, die sich zugleich abnormal schief zu verändern scheint. «Die Stadt mit ihren 180 Stockwerke hohen Wohntürmen frisst einen auf», erzählt der in Glarus aufgewachsene Mächler.

28 Jahre lebte er aus beruflichen Gründen mit seiner Frau in den verschiedensten Ländern. In der Metropole Seoul in Südkorea begann er, autodidaktisch zu zeichnen. «Ich bezeichne dies als zeichnende Meditation», sagt Mächler. Man solle die Bilder auch einmal von der Seite anschauen. «Wenn es jemanden dabei schwindlig wird, habe ich mein Ziel erreicht.»

Die Ausstellung ist bis zum 6. März am Hauptsitz der Kantonalbank Glarus zu Geschäftszeiten zu sehen.

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