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Augen auf für instabile Verhältnisse

Seit Samstag zeigen Luisa Tschannen und Simon Risi ihre Auseinandersetzungen mit dem Klimawandel und dem Off-Kunstraum im Güterschuppen Glarus.

05.08.19 - 04:30 Uhr
Kultur
Die Vernissagebesucherin erfährt im Interview mit Fredi Jud, wie dieser mit Hitze- und Dürreperioden umgeht.
Die Vernissagebesucherin erfährt im Interview mit Fredi Jud, wie dieser mit Hitze- und Dürreperioden umgeht.
CLAUDIA KOCK MARTI

Pflanzenstängel und Zigarettenstummel liegen in geordneten Bahnen am Boden. Ein Home-Roboter surrt durch den Raum, verheddert sich und sorgt zunehmend für Unordnung. Erste Besucher lauschen den Interviews, die auf drei im Raum verteilten Bildschirmen laufen. Wer sich genau umschaut, bemerkt rasch einmal, dass da etwas nicht ganz stimmt. Die Lichtröhren hängen schief. Die Tür ist halbwegs aus den Angeln gehoben. Eine Wandverschalung beim Fenster fehlt. «War das schon immer so oder hat da jemand bewusst Hand angelegt?»

Im Künstlergespräch diskutieren Florian Spälty und Johanna Burger mit den beiden Kunstschaffenden. Einen Titel trägt die Ausstellung nicht. Als verbindendes Element ortet Spälty die Beschäftigung mit unsicheren Verhältnissen, bei Tschannen als Klimaaktivistin ist dies der Klimawandel, bei Risi der Raum an sich.

So wollte Tschannen in Glarus konkret mehr darüber erfahren, wie Bauern den Klimawandel erleben, respektive wie sie mit Hitze- und Dürreperioden umgehen und was sie denken, was zu tun sei. So hat die junge Städterin drei ausführliche Interviews mit dem Landwirtschaftsberater des Kantons, mit einem Bio-Bergbauern in Mitlödi und mit einem Bio-Gemüseproduzenten aus der Region geführt. Darin erfährt der Zuschauer, dass Gemüse vor allem nachts gewässert werden muss, da Setzlinge bei über 29 Grad sonst verbrennen würden. Oder auch, was zu Ernteeinbussen führt und weiter, was die befragten Bauern von politischen Massnahmen und Selbstverantwortung halten. Tschannen wiederum hat Gedanken dazu auf kleine Zettel geschrieben, die neben den Bildschirmen hängen .

Minimale Raumeingriffe

Simon Risi hat sich mit Glarus und besonders dem zur Verfügung gestellten Raum beschäftigt. Mit seinen minimalen Eingriffen fordert er die Besucher nun auf, nicht oberflächlich, sondern mit offenen Augen hinzuschauen. Und so zu entdecken, was allenfalls falsch läuft.

Die Gepäckausgabe im Güterschuppen Glarus bietet seit sechs Jahren eine Plattform für junge Kunst in Glarus. Dieses Jahr werden jeden ersten Samstag im Monat zwei Kunstschaffende aus verschiedensten Sparten präsentiert, die das Kuratorenteam aus über 70 Bewerbungen ausgewählt hat und die sie als Blind Date in Glarus zusammenführt. Für die nächsten zwei Wochen sind dies Luisa Tschannen und Simon Risi. Sie schliesst derzeit an der Zürcher Hochschule für Kunst ihr Studium in Kultur-Publizistik ab und er in Kunst und Medien. Risis Interventionen im Raum und Tschannens Video-Interviews sind bis zum 18. August zu sehen. Den Schlüssel gibt es am SBB-Schalter im Bahnhof Glarus.

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