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Preisträger sorgen für hinreissende Kostproben

Am Freitag sind Brigitta Schrepfer und Samuel Leipold mit dem Kulturpreis von Glarus Nord geehrt worden. Sie bedankten sich mit «Amuse bouches» ihres aussergewöhnlichen Könnens.

25.03.19 - 04:30 Uhr
Kultur
Pascal Vuichard (oben, links) und Thomas Kistler (rechts) überreichen den Glarus-Nord-Kulturpreis 2019 an Gitarrist Samuel Leipold, der für Jazzklänge sorgt, und Tänzerin Brigitta Schrepfer.
Pascal Vuichard (oben, links) und Thomas Kistler (rechts) überreichen den Glarus-Nord-Kulturpreis 2019 an Gitarrist Samuel Leipold, der für Jazzklänge sorgt, und Tänzerin Brigitta Schrepfer.

Für den musikalischen Rahmen musste die Kulturkommission der Gemeinde Glarus Nord nicht auf die Suche gehen. Wenn man einen jungen talentierten Jazz-Gitarristen mit einem Förderpreis auszeichnet, bietet es sich an, dass dieser dafür sorgt. Und so konnte das Publikum im gut besetzten Jakobsblick in Niederurnen einen lebhaften Eindruck gewinnen, warum die Gemeinde die musikalische Karriere des 31-jährigen Näfelser Samuel Leipold fördern will. Mit Saxofonist Toni Bechtold spielte er neben zwei Jazz-Standards zwei Eigenkompositionen, die seinen eigenständigen wie eigenwilligen Stil hörbar werden liessen.

Bühne frei hiess es dann erst recht für Preisträgerin Brigitta Schrepfer, die für ihr Lebenswerk mit dem Anerkennungspreis geehrt wird. Mit Maya Brönnimann spielte sie drei Szenen aus ihrer Somafon-Tanztheater-Produktion «Les amuse bouches». Eigensinnig, verspielt und humorvoll setzten die beiden Tänzerinnen mit minimaler Gestik und Bewegung menschliche Gewohnheiten in Szene, dass man sich selbst darin wiedererkannte und immer wieder schmunzeln musste.

Frau, die für den Tanz brennt

Die SRF-Journalistin Barbara Peter hielt die Laudatio für die aus Obstalden stammende Tänzerin, Choreografin und Dozentin. Es sei anspruchsvoll, Brigitta Schrepfers vielgestaltige Tanzkunst in Worte zu fassen. Mit einem Wimpernschlag, mit einer einzigen Bewegung könne sie eine Stimmung wenden. Beim Tanz passiere jeweils ganz viel gleichzeitig, Sprache könne da nur hinterherhinken.

Peter beschreibt Schrepfer als eine Frau, die für den Tanz brenne und diesen zugleich zu reflektieren wisse. Mit viel Gespür und mit nie nachlassendem Interesse erforsche sie mit ausgesprochener Wach- und Offenheit, was die Menschen an- und umtreibe. Menschliche Unzulänglichkeiten rücke sie wohl in den Fokus, doch führe sie diese niemals vor. Als verlässlichen Partner begleite sie in all ihren Stücken der Humor, der oft schon beim Setting mit dabei sei. Denn Lachen öffne nicht nur den Mund, sondern auch das Herz.

Und so wünschte Peter der Preisträgerin, noch lange so weiterzureisen, zu sammeln, zu forschen und zu choreografieren.

Ein beharrlicher Individualist

Musikwissenschaftler Toni Bechtold zeichnete den Weg des Studienfreundes Samuel Leipold nach. Der aus einer musikalischen Familie stammende Jazz-Gitarrist arbeite beharrlich daran, eine eigene Klangsprache zu entwickeln. Dabei lasse er sich zum Beispiel von Klavierstücken des Schweizer Komponisten Arthur Honegger inspirieren. Und so gebe es Stücke, in denen er mit der linken Hand eine andere Tonart spiele als mit der rechten oder einfachste Melodien mit komplizierten und atonalen Akkordfolgen unterlege.

Aktuell höre Leipold konzentriert mit Hip Hop Beats unterlegte Vierteltonmusik. «Man darf also gespannt sein, was Samuel als Nächstes hervorbringt. Still wird es um ihn sicher nicht.»

Mut machen für mehr

«Kultur ist als Standortfaktor wichtig für Glarus Nord», sagte Gemeinderat Pascal Vuichard zu Beginn der Feier. Kultur fördere die Integration, trage zu Toleranz bei und schaffe Identität. Der zum vierten Mal vergebende Kulturpreis solle zudem Mut machen für kulturelle Leistungen in Glarus Nord.

«Was soll ich da als Gemeindepräsident noch sagen?», schloss sich Thomas Kistler an. Freimütig bekannte er, dass er nur ein durchschnittlicher Kulturgänger sei, noch dazu einer, der die Preisträger nicht kenne, um dann auszudrücken, was er wichtig finde: Beim Sport werde üblicherweise Breiten- und Spitzenförderung betrieben. Gleiches mache eine gerechte Kulturförderung aus. So sei es Glarus Nord ein Anliegen, die Harmoniemusiken, Chöre, Orchester und das kulturelle Leben in den Dörfern zu unterstützen, ebenso aber auch einzelne Kulturschaffende, die nicht unbedingt dem Mainstream entsprächen.

Und er sei stolz darauf, was Glarus Nord im Kulturellen alles unternehme, ohne von Gesetzes wegen dazu gezwungen zu sein.

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