×

Zu Gast im Nidfurner Museum für Wohnkultur

Im Landvogthaus in Nidfurn kann man im Interieur aus vier Jahrhunderten wohnen, essen, schlafen oder auf Anmeldung eine Führung besuchen.

15.07.18 - 09:26 Uhr
Kultur
Rarität: Christian Behring zeigt das Modell einer Kommode aus dem 18. Jahrhundert. CLAUDIA KOCK MARTI
Rarität: Christian Behring zeigt das Modell einer Kommode aus dem 18. Jahrhundert.

«Was ist das?», fragt Christian Behring beim Gang durch das herrschaftliche Haus. «Ein Schmuckkästchen», laute jeweils die Antwort. Der Gastgeber des Historischen Privathotels im Landvogthaus in Nidfurn lächelt. «Das ist das Modell für eine Kommode, etwa um 1750». Er dreht das Miniaturmöbel in der Hand und weist auf eine edle Kommode im Salon hin. Das Modell davon habe er leider nicht. Um ihn herum gibt es Hunderte von Gegenständen aus dem 17., 18. oder 19. Jahrhundert, die alle Geschichten zu erzählen hätten.

Doch zurück zum kleinen Möbelmodell, das in der Regel für ein Puppenstubenmöbel oder eine «Schmucktrugge» gehalten wird. Es sei von einem Möbelschreiner im süddeutschen Raum angefertigt worden, weiss Behring, der es zufällig bei einer Hausauflösung gefunden habe. Denn suchen könne man solche Schätze nicht. Nur finden. Der Schreiner habe es geschaffen, um seinem Auftraggeber Vorschläge zu machen.

Zum Sitzen und Anfassen

«CAD-Computer gab es ja noch nicht», so Behring, «und eine Kommode, vor allem mit Intarsien, war damals sehr teuer wie heute die Anschaffung eines Mercedes.» So habe der Auftraggeber schon einmal sehen können, wie viele Schubladen oder was für eingelegte Edelhölzer er auf der Vorderseite, wollte. Der Corpus konnte auch aus billigerem Holz sein.

Von Stühlen machte man keine Modelle, wohl aber von Sekretären oder speziellen Schränken, weiss Behring. Inspiriert von Frankreich, sollte das Luxus-Möbel seinen Besitzer repräsentieren. Er zeigt auf die geschweifte Form der Schubladen, die damals Mode war. «Solche Modelle sind heute sehr, sehr selten», sagt Behring. Weil sie filigran seien oder weggeschmissen wurden. Als Schmuckkästchen sei das eine oder andere wohl auch genutzt worden. «Schauen Sie sich ruhig um. Sie dürfen sich gern hinsetzen.» Im Unterschied zum Freulerpalast darf man im Landvogthaus, das auch mit vier Doppelzimmern als historisches Bed & Breakfast geführt wird, sitzen, essen oder auch schlafen. Besuchern, die sich für eine Führung durch das Museum für Wohnkultur angemeldet haben, werden von Behring durch das Haus der früheren Blumer-Landvögte geleitet. Und können dabei seinen Geschichten zu Möbeln, Bildern und Accessoires lauschen. Sie dürfen aber auch mal ein Tässchen aus Meissner Porzellan in die Hand nehmen, um das Material zu spüren. Was man in anderen Museen nicht darf.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Kultur MEHR