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Hommage an einen rebellischen Glarner Künstler

René Fritschi (1943 bis 2004) ist vielen als Zeichenlehrer der Kantonsschule Glarus und Christbaumfäller in Erinnerung. Am 3. Dezember eröffnet die Galerie Gallarte in Mollis eine Rückschau auf den kreativen Künstler.

30.11.17 - 04:30 Uhr
Kultur
Sichten auf sich selbst: Die Galerie Gallarte in Mollis zeigt Selbst- und Fremdporträts sowie andere Werke von 1975 bis 2003.
Sichten auf sich selbst: Die Galerie Gallarte in Mollis zeigt Selbst- und Fremdporträts sowie andere Werke von 1975 bis 2003.
CLAUDIA KOCK MARTI

René Fritschi, das war ein Rebell.» «Und auch ein Aktionskünstler.» «Der hat doch aus Konsumkritik einen Weihnachtsbaum vor der Stadtkirche abgesägt – und damit zugleich seinen Posten als Zeichenlehrer an der Kanti.» «Bei ihm konnte man auch nach der Schule und gratis weiteren Zeichenunterricht besuchen.» So erinnern sich ehemalige Schüler an René Fritschi.

Für das Galeristenehepaar Ruth und Hansruedi Gallati gehört Fritschi zur damaligen Glarner Kunstszene. Näheres darüber, was vor 37 Jahren zwei Wochen vor Weihnachten in Glarus geschehen ist, wissen sie nicht.

Die «Glarner Nachrichten» berichteten damals vom Vandalenakt, an dem eine unbekannte jugendliche Täterschaft die Weihnachtstanne vor der Stadtkirche kurz vor Mitternacht umhaute und sich auf Velos aus dem Staub machte. Und später dann noch von zwei weiteren Tannen vor dem Rathaus. Mit dem «Denkanstoss» zu Weihnachten und dem doch nicht so jugendlichen Alter der Täter der Baumaktion konnten Leserbriefschreiber von einst nicht viel anfangen und ihnen ihre Tat auch nicht verzeihen.

Lehrer, Bühnenmaler, Künstler

In der Galerie in Mollis schaut derweilen René Fritschi mit Beret-Mütze und langen Haaren im blumigen Liegestuhl auf einem Selbstporträt die Galeriebesucher mit einem leichten Lächeln an. «Denkt euch, was ihr wollt», könnte man da hineininterpretieren. Daneben hängen Selbstbildnisse eines älteren Fritschi, mit und ohne Zigarette. An die Wand gelehnte Bilder erinnern an das Atelier des Künstlers.

«1992 hat Fritschi schon einmal bei uns ausgestellt», erzählt Hansruedi Gallati. Nach seinem Abgang in Glarus, wo Fritschi von 1972 bis 1974 als Zeichenlehrer an der Sekundarschule und dann bis 1980 an der Kantonsschule Glarus wirkte, arbeitete er als Bühnenmaler am Neumarkttheater in Zürich, dann am Städtebundtheater Biel-Solothurn und zuletzt als Werklehrer auf der Entzugsstation in der Psychiatrie Hard. Die Idee einer heutigen Retrospektive sei mit ehemaligen Glarner Schülern und seinen beiden Töchtern gereift, so Hansruedi Gallati. Am Vernissagetermin, am 3. Dezember, wäre der 2004 verstorbene Künstler 74 Jahre alt geworden.

Von Porträts bis zum Glarner Stillleben

Im Galerieraum geht die Entdeckungsreise im malerischen Werk von Fritschi weiter. Es sind weitere Selbstbildnisse mit Beret wie auf den bekannten Bildern von Che Guevara. «Dusch das» heisst der witzige Titel des Selbstporträts, auf dem Fritschi wegen der brennenden Seife ein Auge zukneifen muss. Dann setzt er sich mit schweren Töfffahrern in Szene oder als einsamer Trinker vor einer grossen Portion Käse.

Porträtiert hat Fritschi aber nicht nur sich selbst. Bilder von Meret Oppenheim und Robert Walser hängen als Beispiele für Porträts an der Wand. Oder Szenen aus dem Kultfilm «Der Nachtportier».

Einige Bilder scheinen von der Pop Art inspiriert zu sein. Andere Objekte, wie den Neubau der Kantonsschule Glarus, hat der Zeichenlehrer 1975 im Stil des Fotorealismus festgehalten. Oder auch den Ausblick aus einer Glarner Dachwohnung auf einen Kamin und eine Katze oder auf eine Fabrik mit Kanal.

Ganz weihnachtlich grüssen auch sieben Engel hoch oben von der Wand: «GiKa» oder Gips-Kabinett nannte Fritschi diese Weihnachtsaktion.

Sonntag, 3. Dezember, 11 Uhr, Vernissage, Galerie Gallarte Mollis. Ausstellung bis 31. Dezember.

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