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Verkehrsbetrieb Davos sagt dem Münz adieu

Es ist schon fast eine kleine Revolution in Sachen ÖV-Ticketing: Denn mit dem neuen Verkaufssystem «Venda», das in Davos pilotiert wird, verschwindet einerseits das Bargeld, andererseits sind Billettkäufe neu auch an ausgewählten Haltestellen möglich.

Andri
Dürst
30.10.22 - 07:05 Uhr
Ereignisse
Der «oberste VBDler» Stefan Walser freut sich, dass Davos «Venda» als erstes einführen darf.
Der «oberste VBDler» Stefan Walser freut sich, dass Davos «Venda» als erstes einführen darf.
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Wer ein neues Verkaufssystem anschaffen will, sieht sich mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Dies wurde an einer am Montag durchgeführten Medienkonferenz klar. Im VBD-Busdepot informierten verschiedene Vertreter der Bündner ÖV-Branche, wie es zur Einführung von «Venda» kam. Ursprung des Ganzen ist, dass die bisherigen Chipcard-Geräte in den Regionen Chur (Tarif­gemeinschaft Trans Reno), Davos (Verkehrsbetrieb Davos, VBD) und Ober-engadin (Tarifverbund engadin mobil) am Ende ihrer Lebensdauer angelangt sind. Etwas Neues sollte her, das einerseits die Vorteile der Digitalisierung nutzt, andererseits aber auch für möglichst viele verschiedene Kunden zugänglich ist. Thierry Müller, Leiter öffentlicher Verkehr beim Kanton, erklärte, dass man sich dabei vom Londoner System inspirieren lassen habe. Obschon das Hauptelement der hierzulande weitverbreitete «Swisspass» sein wird, sollen Billette auch über andere Kanäle gekauft werden können. So besteht die Möglichkeit, sein Ticket auf die Bankkarte zu laden. Wer seine Fahrkarte aber lieber anonym erwerben möchte, kann mit «Venda Prepaid» eine unpersönliche Einwegkarte im Wert von 10 oder 20 Franken beim Chauffeur kaufen – was somit weiterhin eine Abwicklung mit Bargeld zulässt. Ansonsten sind Münz und Nötli bei «Venda» aber kein Thema mehr. «Digitalisierung macht einigen Leuten zwar Angst, Digitalisierung kann aber auch einfach gehen», meinte Müller zu diesem Schritt.

Viele Vorteile

Los gehen soll es mit «Venda» in Davos spätestens am 11. Dezember (Fahrplanwechsel). Bereits installiert wurden die «Venda-Automaten» an acht ausgewählten Haltestellen auf dem VBD-Netz sowie in den Fahrzeugen. In den Solobussen stehen je zwei Geräte zur Verfügung, in den Gelenkbussen gar drei. Montiert sind sie so, dass sie auch von Rollstuhlfahrern gut bedient werden können. Das neue System werde von den Chauffeuren sehr wohlwollend aufgenommen, erklärt VBD-Betriebsleiter André Fehr gegenüber der DZ. «Falls nötig und wo möglich, werden sie der Kundschaft auch weiterhin beim Billettkauf behilflich sein.»

Dass «Venda» nicht nur des Modernisierungswillens wegen eingeführt wird, zeigt die Liste mit den Vorteilen des neuen Systems. So erhoffen sich die Busbetreiber kürzere Haltezeiten, was insbesondere bei sogenannten «Fahrbahn-haltestellen» den Verkehr verflüssigt und dadurch die Anschlüsse zuverlässiger werden. Auch die Kundschaft profitiere, führte Ralf Kollegger, Unternehmensleiter der Bus und Service AG, aus: «Leute, die bisher ihr Billett beim Chauffeur lösten, haben nun viel mehr Zeit für den Kauf». Dies sei besonders bei den Seitentälern ein grosser Vorteil, findet Fehr. Denn nebst den meistfrequentierten Haltestellen auf dem Ortsnetz habe man auch die Wendeplätze Teufi und Sertig Sand mit «Venda-Automaten» ausgerüstet. «So können beispielsweise Wanderer, die auf den Bus warten, schon mal ihr Billett kaufen.» Neu ist auch, dass mehrere Tickets – für Mitreisende, Velo oder Hund – gelöst werden können.

Davos macht den Anfang

Davos stellt nun die Pilotregion dar. Doch «Venda» sei ein Gemeinschaftsprojekt, wie der zuständige Kleine Landrat, Statthalter Stefan Walser, erklärte. Müller ­ergänzte, dass im Landwassertal das ­System bereits jetzt von einer kleinen Benutzergruppe getestet werde. Allfällige Kinderkrankheiten liessen sich so schon einmal beheben. Nach dem bereits erwähnten Start im Dezember sollen die Region Chur im ersten Quartal 2023 und das Oberengadin im zweiten Quartal eingeführt werden. Der gesamte Kanton kommt dann ab 2024 in den Genuss von «Venda». Dass Davos Pilotregion sei, komme daher, dass hier die ruhigere Zwischensaison für die Tests genutzt werden könne. Und da wegen der allseits bekannten Lieferprobleme noch nicht so viele Geräte geliefert werden konnten, eigne sich der vergleichsweise kleine Verkehrsbetrieb gut für den Test.

Längerfristig lasse sich das System auch noch ausbauen, doch man wolle nun erst einmal schrittweise vorgehen, meinte der kantonale ÖV-Leiter. So sei beispielsweise eine «Pay-as-you-go»-Funktion vorgesehen. Beginnt man eine Reise, kann man sich mit dem «Swisspass» einchecken, bei Reiseende wird dann ausgecheckt. Das System ermittelt daraufhin den günstigsten Fahrpreis, wie man das bereits den Angeboten Easy Rider» oder «Fairtiq» kennt.

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