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«Mythos Davos» begeistert auch die Jugend

Noch bis am 29. Oktober wird in vier Davoser Museen die Ausstellung «Europa auf Kur» gezeigt, die sich voll und ganz dem «Mythos Davos» widmet.

Andri
Dürst
11.10.22 - 12:20 Uhr
Ereignisse

Bevor die Ausstellung ins Landwassertal kam, war sie im Germanischen Museum in Nürnberg zu sehen. Andreas Leisinger war massgeblich daran beteiligt, dass die Ausstellung den Weg an den Ort des Geschehens fand. Mit der Idee, eine Zusammenarbeit zwischen den Museen und der SAMD aufzugleisen, trat er an Rektor Severin Gerber. Schnell war man sich einig, dass dies eine feine Sache wäre. Und so widmeten sich vergangene Woche die Zweit-, Dritt-, und Viertklässler dem Thema «Mythos Davos». Die Schüler waren in vier Gruppen eingeteilt und besuchten von Montag bis Donnerstag jeweils täglich einen anderen Themenblock. Grosszügig unterstützt wurden sie dabei von Marietta Zürcher, die das Waldhotel für die Bedürfnisse der SAMD zur Verfügung stellte. Auch das Engagement der Dokumentationsbibliotheksleiterin Annick Ryf, die jeden Tag eine Gruppe empfing, wurde lobend hervorgehoben. Was die Jugend bei diesen Ausflügen alles erfahren hat, zeigte sie am Freitagmorgen im Rahmen von vier Präsentationen gleich selber. Doch nicht nur die Schüler profitierten von einem Erkenntnisgewinn, auch die Lehrerschaft kam in den Genuss von historischen Exkursen. «Auch für die Lehrpersonen war die Auseinandersetzung mit dem Thema spannend», blickte Prorektor Markus Schmid zurück. Was dabei für Jung und Alt gelte: «Das neu gewonnene Wissen der Vergangenheit hilft uns, die Gegenwart besser zu verstehen».

Die Gruppe 1 widmete sich dem Thema «Medizin, Klima und Entwicklung von Davos vom Bauerndorf zum Kur- und Forschungsort». Obschon die drei Referentinnen ein sehr breites Spektrum abzudecken hatten, konnten sie detailliert und mit viel Fachwissen über ihre Erlebnisse berichten. So erklärten sie unter anderem, wie ein Pneumothorax angewandt worden war, was ein Dorno-UV-Spektograph ist und wieso es auch Kritik an den Davoser Heilstätten gegeben hatte. Nebst medizinhistorischen und physikalischen Exkursen nahm man sich aber auch der Botanik an. Eine Erkenntnis aus ihrem Besuch des Alpinums Schatzalp: «Man könnte viel mehr Medikamente mithilfe der Natur entwickeln». Ob die Zuhörerschaft auch wirklich aufgepasst hatte, prüften die Vortragenden mittels eines Quiz. Via Handy konnten alle an einer Fragerunde über die Online-Plattform «Kahoot» teilnehmen.

«Davos als Sportort, Nationalsozialismus, Weltkriege, Entwicklung von Davos vom Bauerndorf zur internationalen Stadt», so die Richtschnur der 2. Gruppe. Wie auf dem Bild unschwer zu erkennen ist, nahm der eine oder die andere gleich ein Wintersportgerät mit auf die Bühne. Selbstverständlich ging man auch auf die Geschichte dieser Vergnügungsutensilien ein. So erfuhr man, wer das Skilaufen nach Davos «brachte», welches der älteste Sportclub im Ort ist und wieso man auf der Schatzalp eine Bobbahn gebaut hatte. Doch nicht nur sportliche, sondern auch wirtschaftliche Aspekte kamen zur Sprache. Nach dem Aufstieg vor und nach der Jahrhundertwende erlebte Davos einen starken Rückgang während des Ersten Weltkrieges. Danach kam eine weitere Blütezeit, und die Einwohner- und Touristenzahl stieg. Keine einfache Zeit durchlebte die Gemeinde aber während der Nazi-Zeit, in die auch der Mord an NSDAP-Landesgruppenleiter Wilhelm Gustloff fiel.

Gruppe 3 beschäftigte sich mit der Kunst und der Architektur. Es überrascht daher nicht, dass ein Besuch des Kirchner Museums auf ihrem Programm stand. Beim Besichtigen des Josephs-Haus und der Villa Fontana versetzten sich die Jugendlichen in den Autor und Kunsthistoriker John Addington Symonds. Selber Hand angelegt wurde ebenfalls. Alle Schüler gestalteten gruppenweise Werbeplakate, die auf dieser Zeitungsseite dargestellt sind. Zwar lehnte man sich dabei an historische Vorbilder – wie beispielsweise Walter Koch – an, doch wählten die einen oder anderen auch moderne Sujets. Gestaltet wurden die Plakate übrigens ohne Stift oder Pinsel. Ausgeschnittene Papierteile wurden zusammengesetzt, und die Schriftteile druckte man am Computer aus.

Literatur und Philosophie – dies waren die Themenbereiche, über die die Gruppe 4 referierte. Dabei kam man auf ganz Grundsätzliches zu sprechen, nämlich auf die Frage, was ein Mythos überhaupt ist. «Wenn eine Person, eine Sache oder eine Begebenheit legendären Charakter besitzt, ist es ein Mythos», lautete ihre Definition. Mit der Literatur als Richtschnur lag es nahe, dass mit Thomas Manns «Zauberberg» wohl einer der grössten Davoser Mythen zur Sprache kam. Der Roman, in dem Davos als Schmelztiegel von Ideen und Nationen dargestellt wird, wurde ebenso beleuchtet wie auch Werke von Klabund und Arthur Conan Doyle.

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