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«Das Siegerprojekt sorgt für Klarheit»

Das Werk «Davoser Schlitten» machte das Rennen beim kürzlich durchgeführ-ten Ideen -und Projektwettbewerbs. Es sorge für Klarheit im Bereich des neuen Bahnhofs, so Landammann Philipp Wilhelm.

Andri
Dürst
18.10.22 - 06:57 Uhr
Ereignisse
Frank Kaufmann, Christian Florin, Vidal Schertenleib, Daniel Ladner und Philipp Wilhelm.
Frank Kaufmann, Christian Florin, Vidal Schertenleib, Daniel Ladner und Philipp Wilhelm.
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Am Freitagabend wurde ins Kongresszentrum zur Eröffnung der Wettbewerbsausstellung geladen. Das Interesse der Bevölkerung war durchaus vorhanden, und so wohnten rund 30 Personen dem Anlass bei. Dass das Thema «Ortszentrum Dorf» die Menschen bewegt, das entging auch dem Landammann nicht. «Es ist eines der Themen, die derzeit in Davos am meisten verhandelt werden – sei es in der Politik, auf der Strasse oder am Stammtisch», sagte Wilhelm in seiner Ansprache. Denn: «Es ist wohl das grösste Projekt, das Davos je gestemmt hat». Er betonte aber, dass es nicht nur von der Gemeinde, sondern von vier Partnern getragen werde: Mit dazu gehören auch die Rhätische Bahn (RhB), die Davos Klosters Bergbahnen AG (DKB) sowie die Immobiliengenossenschaft Konsum. Zusammen erhalte man nun die Chance, etwas Neues zu gestalten. Die Aufgabe der Wettbewerbsteilnehmenden war gewesen, einen städtebaulichen Entwurf für das Ortszentrum und einen architektonischen Entwurf für den neuen Bahnhof zu entwickeln. «Ein komplexer Auftrag», ergänzte der Landammann.

Bahnhofsumbauten sind für RhB nichts Neues

Vonseiten der RhB vertritt Christian Florin, Leiter Infrastruktur, das Projekt. Am Freitagabend erklärte er nochmals die Gründe, wieso «die kleine Rote» beim Projekt mit dabei ist. «Aufgrund des Behindertengleichstellungsgesetzes müssen wir 40 von 100 Bahnhöfen umbauen. Das Ziel ist aber, dass die Bahnhöfe auch dort sind, wo wir sie brauchen.» Der Bahnhof Dorf sei nun ein gutes Beispiel dafür, wo man etwas realisieren könne, das für kürzere Wege sorge – insbesondere eine bessere Anbindung an die Parsennbahn. Mit solchen Verbesserungen erhöhe sich auch die Motivation der Menschen, auf den ÖV umzusteigen, so Florin.

Ein neues Eingangstor

Nicht nur für die RhB, auch für die DKB sei dies ein sehr grosses Projekt, meinte Vidal Schertenleib. «Der Parsennparkplatz ist heute eine Asphaltbrache. Auch die Situation beim Hotel Montana (dieses gehört auch der DKB, Anm. der Red.) ist verbesserungswürdig. Wir erhalten nun die Chance, ein neues Eingangstor zu schaffen, das auch etwas hergibt», erklärte Schertenleib. Für den Parsennparkplatz sehe man eine touristische Nutzung vor. Der DKB-Verwaltungsrat führte die Stichworte warme Betten sowie bewirtschaftete Wohnungen ins Felde, und auch Hotellerie oder Gastronomie könne man sich dort vorstellen. Doch genauere Pläne bestünden dafür noch nicht, denn für die Areale Parsennparkplatz und Konsum wird später noch ein separater Wettbewerb durchgeführt. Diese zentral gelegenen Parzellen überbauen zu können und so der Forderung nach verdichtetem Bauen entgegenzukommen, darauf freut sich auch Frank Kaufmann, Präsident ­der Immobiliengenossenschaft Konsum. «Wir werden sicherlich Mietwohnungen erstellen, und keine Eigentumswohnungen bauen», präzisierte er.

Viele Diskussionen

Vorerst aber geht es in erster Linie um die Neugestaltung des Seehofseeli-Areals mit dem neuen Bahnhof als Herzstück. Von allen 15 Projektvorschlägen – sie stammen von Architekten- und Planerteams aus der Schweiz und dem nahen Ausland – konnte das Projekt «Davoser Schlitten» die elfköpfige Jury am meisten überzeugen. Der Vorschlag der Arbeitsgemeinschaft Bearth und Deplazes Architekten Chur und Marques Architekten Luzern (die kürzlich den Umbau des Davoser Eisstadions verantwortet hatten), kam punkto Städtebau, Architektur, Landschaftsarchitektur, Mobilitätsplanung, Wirtschaftlichkeit sowie Nachhaltigkeit und Klimaschutz am besten weg. Der Landammann hielt fest, dass es innerhalb der Jury intensive Diskussionen gegeben habe. «Die Leitungsfunktion in diesem Gremium war nicht immer sehr einfach», blickte er zurück. Der Schlussentscheid aber sei ein klarer und einstimmiger Beschluss gewesen.

Zwei Parkhäuser

Vertreten wurde das Siegerteam am Freitagabend von Daniel Ladner. Er erklärte den Anwesenden gleich am Modell, was man nun mit dem Dorf vorhabe und schickte voraus, dass die Ausgabe wirklich eine «harte Nuss» gewesen sei, aber Davos erhalte mit dem Projekt die grosse Chance, dieses Gebiet neu zu bebauen. Seine Projekterläuterungen begann Ladner mit der Gestaltung des Grünraums. «Wir wollen den Park wieder aufwerten und die Kirche St. Theodul mit dem Baumbestand integrieren.» Das Seehofseeli soll es weiterhin geben und sowohl sommers wie auch winters bespielbar sein. Mit je einer Spirale wolle man dieses Areal und dasjenige des heutigen Parsennparkplatzes – das man als neues Quartier etablieren wolle – miteinander unterirdisch für Fussgänger und Velofahrer verbinden. «Aus dieser Unterführung führen dann behindertengerechte Aufgänge zu den Perrons», so der Architekt. Parkiert werden soll künftig unterirdisch, und zwar auf beiden Seiten des Landwassers. Im Untergrund zwischen dem neuen Bahnhof und der Parsenn-Talstation werden rund 500 Parkplätze erstellt, deren 250 sind es auf der anderen Bachseite. Für die Einfahrtsrampe des grossen Parkhauses müsse man nur einmal kurz in das Grundwasser «tauchen», hob der Planer hervor.

Beim Hotel Parsenn sowie in der neuen Siedlung ennet dem Landwasser sollen Rampen für eine Unterführung entstehen.
Beim Hotel Parsenn sowie in der neuen Siedlung ennet dem Landwasser sollen Rampen für eine Unterführung entstehen.
zVg

Nachhaltigkeit angestrebt

Das Bahnhofsgebäude selbst sei als Holzbau konzipiert. «Das grosse, lange Dach erinnert an einen Davoser Schlitten, weshalb wir diesen Namen gewählt haben», erklärte Ladner. Integriert werden soll auch eine Photovoltaikanlage. Nahe beim Bahnhof ist der Busbahnhof geplant, der über sechs Haltekanten verfügen soll. Auf demselben «Streifen» sind auch Taxi- und Hotelbus- sowie Kurzzeitparkplätze geplant, ebenso eine Aussengastronomie und Veloabstellplätze. Anschliessend an diesen Bereich kommt die «neue» Talstrasse. Diese soll verkehrsberuhigt, aber in beide Richtungen befahren werden, denn die Promenade bei der Parsenn-Talstation soll verkehrsfrei werden. Die nach Davos kommenden Autos fahren also künftig am Hotel Montana und am neuen Bahnhof vorbei, ehe sie im Gebiet des heutigen Rudolph-Parkplatzes einen Kreisel befahren. Dort kann man entweder in die neue Tiefgarage einfahren oder über eine Querspange, für die das heutige Migros-Gebäude «geopfert» werden muss, die Promenade erreichen.

Als grosser Vorteil des Siegerprojektes nannte der Landammann die Klarheit, die entsteht. Auch der dem Bahnhof vorgelagerte Bereich hob er lobend hervor. «Wenn man aus dem Zug aussteigt, stolpert man nicht gleich auf die Talstrasse.»

Über weitere Aspekte zur Neugestaltung Ortszentrum Dorf informiert die DZ am Freitag.

Alle Projekte sind bis Freitag, 21. Oktober, von 17 bis 19 Uhr im Kongresszentrum (Saal Landwasser) einsehbar.

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