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«Wir appellieren an den gegenseitigen Respekt»

Heute öffnet die «Rollbar» im Volksgarten in Glarus – eine Woche später als geplant. Inhaber Fabian Noser freut sich darob, zeigt aber Respekt vor dem Ungewissen.

Paul
Hösli
12.05.20 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Endspurt: Fabian Noser und sein Team bereiten die «Rollbar» für die heutige Eröffnung vor.Bild Sasi Subramaniam
Fabian Noser und sein Team bereiten die Rollbar für die heutige Eröffnung vor.
SASI SUBRAMANIAM

Während einige Barbetreiber im Kanton aus diversen Gründen vorerst auf eine Eröffnung verzichten, gibt es ab heute im Volksgarten in Glarus wieder die Möglichkeit auf einen Morgenkaffee oder ein Feierabendbier. Eine Woche später als ursprünglich geplant öffnet die «Rollbar» von Betreiber Fabian Noser. «Das ist okay und kommt uns zeitlich gerade recht», sagt der Geschäftsführer der Gastrowärchstatt.

Vieles bleibt bei der «Rollbar» in der dritten Saison im Volksgarten beim Alten, einiges wird aufgrund der speziellen Situation neu. «Am System wollen wir jedoch nicht viel ändern, damit für alle Involvierten wenig Verwirrung entsteht», hält Noser fest. «Die Gäste kennen uns, und wir wollen die Normalität wahren. Zumindest den Anschein machen», sagt er und lacht.

Weiterhin Selbstbedienung

Das bedeutet: Es herrscht weiterhin Selbstbedienung, und das Angebot kommt im gewohnten Umfang daher. «Wir haben geprüft, ob wir servieren wollen und es damit allenfalls speditiver vonstattengeht. Wir sind aber zum Schluss gekommen, dass das Konzept bestehen bleibt und wir dadurch keine grösseren Einbussen befürchten müssen», so Noser. Der 30-Jährige ergänzt: «Punkto Dauer der Bestellung dürfte es genau gleich lange dauern wie mit der Selbstbedienung.»

Letztlich sei es auch eine finanzielle Angelegenheit, verrät der Unternehmer. «Ich müsste mehr Personal einstellen, was auch mehr Platz benötigen würde, auf Kosten von Sitzplätzen», so Noser.

Selbstverständlich kann der Betrieb nur unter dem Schutzkonzept des Bundes aufgenommen werden. «Die Gastrobranche hat dieses Konzept ausgearbeitet, danach richten wir uns», sagt Fabian Noser. Für einen reibungsloseren Bestellvorgang hat es am Boden Markierungen, überall die Möglichkeit, sich die Hände zu desinfizieren und Aushänge mit den Hygieneempfehlungen.

Keine Angst, aber Respekt

Pro Tisch dürfen laut Noser nur vier Gäste aus derselben Gruppe Platz nehmen, und der Abstand zwischen den Tischen wurde erweitert. «Wir haben nur eine gewisse Fläche zur Verfügung, daher wird es weniger Sitzmöglichkeiten als in den Vorjahren haben.»

Die Leute mussten lange auf ihr Feierabendbier verzichten, Angst vor dem grossen Ansturm hat Noser aber nicht, wie er sagt: «Einen gesunden Respekt. Es herrscht aufgrund der Situation eine Ungewissheit, wie man nun miteinander umgehen soll», erklärt der Gastronom. Letztlich appelliert er an jeden einzelnen Gast, sich an die Vorgaben zu halten und einander respektvoll zu behandeln. «Die Polizisten spielen wollen wir lieber nicht.»

Froh, dass es losgeht

Marc Brunner eröffnet das «Route 66» in Glarus noch nicht, da es sich aus seiner Sicht finanziell nicht lohnt. «Für uns ist wichtig, dass wir die Kosten decken können», sagt hingegen Fabian Noser. «Und dass wir loslegen können. Ich möchte meine Mitarbeiter wieder beschäftigen, die Situation hat mich als Geschäftsführer auch belastet. Es geht nun darum, möglichst schnell wieder Umsatz zu generieren.»

Für Wirbel sorgten die ursprünglichen Richtlinien des Bundes, dass sich jeder Gast registrieren muss. Davon ist dieser mittlerweile abgekommen. Dagegen hat Fabian Noser nichts einzuwenden, wie er sagt. «Es liegt eine Liste auf. Wer sich eintragen will, darf das natürlich sehr gerne machen.» Aktiv auf die Gäste zugehen werde das Team der «Rollbar» aber nicht.

Jeder ist in der Pflicht

«Das Allerwichtigste ist, dass wir wieder loslegen können, auch wenn es sehr spezielle Umstände sind», zeigt sich Fabian Noser über den heutigen Saisonstart im Volksgarten erleichtert. Dass er mit seinem Gastrowagen das Glück hat, an der frischen Luft Speis und Trank anzubieten, ist ihm bewusst. «Das ist sicher ein Vorteil. Wir haben keine Wände, und die Leute haben daher wohl weniger Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus.»

Letztlich sei es aber jedem selber überlassen, ob er seinen Gastrobetrieb nun öffne oder nicht (siehe Box unten). «Man muss es abwägen. Natürlich ist es für einige Gastrobetriebe schwieriger als für andere», zeigt er Mitgefühl mit seinen Branchenkollegen.

Fabian Noser hofft in dieser aussergewöhnlichen Situation auf eine baldige Lockerung der Regeln für Bars und Restaurants. Aber dafür müssen die Fallzahlen der Corona-Infizierten stimmen, respektive kontinuierlich fallen. «Da ist jeder Einzelne in der Pflicht», sagt Fabian Noser bestimmt.

Paul Hösli ist Redaktor bei den «Glarner Nachrichten» in Ennenda. Wenn er keine Artikel über das regionale Geschehen verfasst, produziert er die Zeitung. Zudem ist er der Stellvertreter von Ruedi Gubser für das Ressort Sport. Er ist seit 1997 bei der «Südostschweiz», im Jahr 2013 wechselte er intern von der Druckvorstufe in die Redaktion. Zuerst in einem 40-Prozent-Pensum und seit 2016 zu 100 Prozent. Mehr Infos

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