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Bleiben unsere Nachbarn auch zu Hause?

Mit dem Coronavirus hat sich Schweiz in den letzten Wochen stark auseinandergesetzt. Heute wird der Bundesrat erneut vor die Medien treten und über den atuellen Stand der Dinge sprechen. So läuft es aber nicht in allen Ländern ab. Denn auch wenn das Virus ein globales Thema ist, verhalten sich die Regierungen weltweit unterschiedlich.

Anna
Panier
16.04.20 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Das Coronavirus beschäftigt die ganze Welt.
Das Coronavirus beschäftigt die ganze Welt.
UNSPLASH.COM

Die Schweiz. Ein Land, das sonst wohl eher für Sicherheit, Wohlstand, seine vorbildliche Politik, Uhren und Schokolade bekannt ist. In den letzten Wochen war die Heimat der Schweizerinnen und Schweizer eher aufgrund des Coronavirus internationales Gesprächsthema. Der Bundesrat ergriff seit dem Ausbruch der Pandemie immer wieder strikte Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung. Beispielsweise wurden Schulen geschlossen, Menschenansammlungen von mehr als fünf Personen untersagt und Läden, die keine Güter des täglichen Bedarfs anbieten, geschlossen.

Diese Massnahmen gelten voraussichtlich bis zum 26. April. Anschliessend sei eine schrittweise Lockerung geplant. Ob dieses Vorgehen wirklich so stattfindet, entscheidet der Bundesrat heute Donnerstag in einer Konferenz. Wie aber meistern die Nachbarländer der Schweiz die momentanen Herausforderungen?

Wie die «nzz.ch», «srf.ch» und viele weitere nationale und internationale Newsportale berichten, sieht die Situation bei den Nachbarn anders aus. Es fällt auf, dass die Länder verschiedene Vorgehensweisen verfolgen.

Für manche ist es zu früh...

Beginnen wir mit Italien. Das Land, welches an Teile der Süd-Schweiz grenzt, weist die meisten Infektionen in Europa auf. Rund 162'000 Fälle sind bekannt und mehr als 21'000 Leute sind an dem Virus gestorben. Italien führte bereits vor einigen Wochen eine Ausgangssperre ein. Diese gilt voraussichtlich bis zum 3. Mai. Die neusten Zahlen zeigen, dass Neuinfektionen nur minimal zurückgehen. Anfang Woche gab es in einigen Regionen Italiens erste Lockerungen der Massnahmen. Betriebe wie Schreibwarenläden oder Läden mit Babybekleidung durften wieder öffnen. Viele Besitzer von solchen Lokalen empfinden dies jedoch als verfrüht und lassen ihre Läden geschlossen. 

Die sonst lebendigen Gassen Italiens sind zurzeit aufgrund des Coronavirus menschenleer.
Die sonst lebendigen Gassen Italiens sind zurzeit aufgrund des Coronavirus menschenleer.
KEYSTONE-SDA.CH

Ähnlich sieht die Situation in Frankreich aus. Frankreich an die West-Schweiz und hat mehr als 130'000 Infizierte. Knapp 16'000 Menschen sind in Frankreich an Corona gestorben. Genau wie die Schweiz hat Frankreich schon vor einigen Wochen verschiedene Massnahmen eingeführt. Unter anderem gibt es bei unseren französischen Nachbarn eine Ausgangssperre. Die Französinnen und Franzosen dürfen ihr Haus nur in dringenden Fällen verlassen. Diese Massnahmen gelten mindestens bis zum 11. Mai. Zuletzt äusserte sich der Präsident von Frankreich, Emmanuel Macron, zuversichtlich zur aktuellen Situation. Er sehe den 11. Mai als Beginn einer neuen Phase. Es werde mit Sicherheit Lockerungen geben, welche schrittweise erfolgen und auch wieder angepasst werden könnten.

...für andere ist es Zeit für Lockerungen

Anders ist die Lage in Deutschland. Das Land, welches an den nördlichen Teil der Schweiz grenzt, hat mehr als 132'000 Infizierte und knapp 3500 Todesfälle. Am 15. April hat die Regierung erneut über die aktuelle Situation getagt und neue Entscheidungen getroffen. Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von bis zu 800 Quadratmeter dürfen ab dem 20. April wieder öffnen. Schulen, Kitas und Unis sollen ihren Betrieb am 4. Mai wieder aufnehmen.

Grossveranstaltungen bleiben bis Ende August verboten. Weitere Massnahmen wie Kontaktbeschränkungen bleiben bis mindestens 3. Mai bestehen. Auch ist bis auf Weiteres das Versammlungsverbot in Gotteshäusern gültig. Zudem wird in Deutschland das Tragen von Schutzmasken im öffentlichen Verkehr und Einzelhandel empfohlen. Laut Angela Merkel, Bundeskanzlerin Deutschland, gibt es im ganzen Land aber noch nicht viel Spielraum für weitere Änderungen oder ein Vorpreschen.

In unserem vierten Nachbarland Österreich gibt es 14'200 Infizierte und mehr als 350 Todesfälle. In der Vergangenheit beschloss das Land diverse Massnahmen und Beschränkungen wegen des Virus. Anfangs April wurde eine Maskenpflicht beim Einkaufen eingeführt. Zu Beginn dieser Woche lockerte Österreich als eines der ersten Länder in Europa seine Beschlüsse. Läden mit weniger als 400 Quadratmeter Verkaufsfläche sowie Bau- und Gartenmärkte dürfen ihren Betrieb ab sofort wieder aufnehmen. Ab dem 1. Mai sollen laut der Regierung Einkaufszentren, grössere Geschäfte und Coiffeure wieder öffnen. Ab Mitte Mai ist geplant, dass auch Restaurants und Hotels nachziehen und wieder öffnen.

Das kleinste unsere Nachbarländer, Fürstentum Liechtenstein, orientiert sich vorwiegend an der Schweiz. Es findet eine enge Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern statt. Demnach ist die heutige Sitzung des Bundesrates auch für das Land des Fürsten von Bedeutung.

Unterschiedliche Ansichten in der grossen weiten Welt

Blickt man noch weiter über die Grenzen hinaus, gibt es auch Länder, die eine ganz andere Taktik zur Bekämpfung des Coronavirus verfolgen. In Schweden gibt es beispielsweise zurzeit noch keine Verbote. Die Regierung setzt eher auf Empfehlungen an die Bevölkerung. Schulen und Restaurants sind weiterhin geöffnet. Registriert sind laut den neusten Mitteilungen 11'440 Infektionen und etwas mehr als 1000 Todesfälle.

Auf der Nordatlantikinsel Island ist laut den neusten Studien der Höhepunkt der Pandemie erreicht. Rund 1720 Personen wurden infiziert. Davon starben acht Personen. Die Zahlen der Infizierten sinken jedoch immer weiter. Island hat seit Beginn der Pandemie die meisten Tests pro Kopf durchgeführt. So wollte die isländische Regierung wissen, wie weit das Virus verbreitet ist. Ebenso werden zurzeit verschiedene Forschungen rund um das Coronavirus auf dem Inselstaat durchgeführt. Ab Mai will Island seine Schulen, Museen und Coiffeursalons wieder öffnen.

Ob die Schweiz, Österreich oder Island. Das Thema ist allgegenwärtig. Aktuell beschäftigt das Coronavirus und seine Auswirkungen die ganze Welt. Die nächsten Wochen werden also zeigen, wie sich die Lage weiter entwickelt und ob und wo bald Normalität einkehrt.

Anna Panier arbeitet als Redaktorin bei Online/Zeitung. Sie absolvierte ein Praktikum in der Medienfamilie Südostschweiz und studiert aktuell Multimedia Production im Bachelor an der Fachhochschule Graubünden in Chur. Mehr Infos

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