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Die Bündner Gletscher leben nicht mehr lange

Die Schweizer Gletscher sind im vergangenen Sommer um 2,5 Prozent zurückgegangen. Um die Bündner Gletscher stehe es gar noch schlechter, sagt Glaziologe Matthias Huss.

Simone
Zwinggi
17.10.18 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Morteratschgletscher Grotte Gletschergrotte Gletscher
Glaziologe Matthias Huss sagt dem Morteratschgletscher ein baldiges Ende voraus.
Yanik Buerkli / YANIK BÜRKLI

Wie die Akademie der Naturwissenschaften am Dienstag mitteilte, haben die Schweizer Gletscher im Hitzesommer 2018 massive Verluste verzeichnet.  Viele Gletscher büssten gemäss der Mitteilung 1,5 bis 2 Meter mittleren Eisdicke ein, teilweise auch deutlich mehr. Lediglich im südlichen Wallis seien die Verluste dank des vielen Winterschnees etwas weniger als einem Meter geringer ausgefallen. Wie es weiter heisst, ist damit das momentan noch vorhandene Gletschervolumen in diesem Jahr um rund 2,5% zurückgegangen.

Schwarze Prognosen für Graubünden

In Graubünden stehe es gar noch schlechter um die Gletscher als im Rest der Schweiz, sagt Matthias Huss, ETH-Glaziologe und Leiter des Schweizer Gletschermessnetzes (Glamos). Der Gletscherschwund dürfte hier noch etwas mehr als 2,5 Prozent betragen, glaubt er. «Denn der relative Massenverlust hängt im Vergleich zum Gesamtvolumen von der Dicke des Gletschers ab», erklärt Huss. Und in Graubünden gebe es mit Ausnahme des Morteratschgletschers relativ viele kleine Gletscher. Auf vier bis fünf Prozent schätzt Huss den Massenverlust bei den hiesigen Gletschern ein.

Huss und sein Team nehmen in Graubünden Messungen am Silvretta- und am Corvatschgletscher vor. Dort hätten sie diesen Sommer sehr starke Verluste festgestellt, so Huss. «Etwa zwei Meter haben die Bündner Gletscher an Dicke verloren.»

Die kleinen zuerst

Weil die meisten Bündner Gletscher relativ klein seien, werden diese in der Schweiz als erste verschwinden, sagt Huss. «Aber leider müssen wir auch davon ausgehen, dass selbst der Morteratschgletschers bis Ende dieses Jahrhunderts praktisch komplett verschwunden ist.» Bis auf ein paar kleine Überreste vielleicht, fügt der Glaziologe an.

Simone Zwinggi ist Redaktorin bei Zeitung und Online. Nach einem Sportstudium wendete sie sich dem Journalismus zu. Sie ist hauptberuflich Mutter, arbeitet in einem Teilzeitpensum bei der «Südostschweiz» und hält Anekdoten aus ihrem Familienleben in regelmässigen Abständen im Blog Breistift fest. Mehr Infos

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Die Schweiz ist besonders vom weltweiten Klimawandel betroffen und Graubünden noch besonderer.
Trotzdem sehe ich seit langem fast nur die Wasserzinsendiskussion zwischen GR und z.B. ZH:
https://www.suedostschweiz.ch/politik/2018-08-31/wasserzinsen-buendner-…
Aber viel wichtiger finde ich Wassermangel, Waldbrände, Alpenerosion (Permafrost), was letztlich auch das Chlorophyll verringert, dessen Nichtmaximierung ich als einen Grund des Klimawandels betrachte.
Siehe meinen Kommentar:
https://www.suedostschweiz.ch/ereignisse/2018-10-16/buendner-grundwasse…

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