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Bereits diesen Sommer könnte es wieder zu einem Felssturz kommen

Vor knapp einem Jahr haben mehrere Murgänge Bondo und die Umgebung verschüttet. Bundesrat Guy Parmelin, Regierungsrat Christian Rathgeb und Gemeindepräsidentin Anna Giacometti informieren nun in Stampa an einer Pressekonferenz über die Zukunft und schauen auf das Jahrhundertereignis zurück.

Südostschweiz
13.08.18 - 14:24 Uhr
Ereignisse

Am Mittwochmorgen, 23. August 2017, stürzten vom Piz Cengalo im Val Bondasca Felsmassen ins Tal. Bondo wurde dabei schwer getroffen. Acht Personen sind beim Unglück verstorben. Sie konnten bis heute nicht gefunden werden. 147 mussten nach den Murgängen evakuiert werden. Seit Juli ist am Piz Cengalo wieder Fels in Bewegung. Nach wie vor besteht die Gefahr weiterer Bergstürze und Murgänge in der Val Bondasca; sämtliche Wanderwege des Seitentals sind gesperrt. Am 13. August 2018 haben die Behörden nun über die bisherigen Arbeiten und was noch bevorsteht informiert. Die wichtigsten Informationen im Ticker:

Ticker

Anna Giacometti betont auf Anfrage von Südostschweiz-Journalistin Ursina Straub, dass die Suche nach den acht Vermissten abgeschlossen ist. Eine erneute Suche anfangs Sommer war erfolglos geblieben. Damit beenden wir unsere heutige Liveübertragung. Interviews mit den Anwesenden gibt es zu einem späteren Zeitpunkt auf «suedostschweiz.ch», Radio Südostschweiz und TV Südostschweiz.

NICHOLAS DEICHMANN

Dieses Bild hat uns Leserreporter Nicolas Deichmann aus Sent geschickt. Er hat dieses Bild am 6. August 2018 vom Gipfel des Piz Cengalo gemacht. Hier sieht man das Ausmass der Murgänge deutlich.

Gemäss Anna Giacometti habe man vergangenen Herbst einen Rückgang der Touristen festgestellt. Diesen Sommer sei dies nicht der Fall gewesen.

Zudem erklärt die Gemeindepräsidentin, dass man am Alarmsystem noch einzelne Verbesserungen vornehmen könne. Bereits jetzt könnten automatische Strassensperren vollzogen werden. Nach dem Bergsturz wurde in der Val Bondasca das bestehende Alarmsystem für Murgänge weiter ausgebaut. Der Piz Cengalo wird seither permanent mit Radar und Kameras überwacht und die Situation wird laufend durch Experten beurteilt.

Nun spricht Martin Keiser über die Situation am Piz Cengalo und die Massnahmen. Während dem Winter bis und mit Ende Juni habe es keine Bewegungen mehr gegeben. Nun sehe die Situation anders aus. Am 5. Juli sei der Berg das erste Mal in Bewegung geraten. Es handle sich um etwa 3 Millionen Kubikmeter Fels. Wenn die Bewegungen anhalten, kann diesen Sommer ein Bergsturz mit mehr als 1 Million Kubikmeter nicht ausgeschlossen werden. Bisher sei es nur zu kleineren Ereignissen gekommen. Man könne aber nicht sagen, wie es nun weitergehe.

In den nächsten Jahren werde es aber so oder so zu einem Bergsturz kommen. Die Gemeinde habe aber alles unternommen, damit sie maximal vorbereitet sei.

Das Rückhaltebecken wurde provisorisch auf ca. 300'000 m3 Fassungsvermögen erhöht und in Zusammenarbeit mit den kantonalen Ämtern wurde eine Notfallplanung erarbeitet. Die Bevölkerung wurde zudem über das Verhalten im Ereignisfall ausführlich informiert. Sollte die Ortszufahrt wieder gefährdet werden, steht die Notstrasse über eine Behelfsbrücke der Armee nach wie vor zur Verfügung.

Zusammen mit dem Tiefbauamt des Kantons Graubünden arbeitet die Gemeinde am definitiven Schutzbautenkonzept für das Gebiet Bondo, Spino, Sottoponte und Promontogno und den künftigen Strassenverbindungen. Das Konzept berücksichtigt auch das schützenswerte Ortsbild von Bondo. Kostenpunkt: 23 Millionen Franken.

Insgesamt seien 99 Gebäude durch den Felssturz bzw. die Murgänge beschädigt worden. Ein Drittel davon gar total beschädigt, wie Anna Giacometti nochmals zusammenfasst. Bis auf 10 Personen konnten schliesslich alle wieder zurück in ihre Häuser und Wohnungen.

Der Piz Cengalo ist aber nicht zur Ruhe gekommen. (Anmerkung der Redaktion: Erst vor wenigen Tagen kam es zu einem Hochwasser- und Murgang-Alarm). Man sei dabei das künftige Konzept für den Schutz der Gemeinde fertigzustellen.

 

Der Bündner Regierungsrat Christian Ratgheb bedankt sich für das Kommen von Guy Parmelin. Dies sei ein sehr schönes Zeichen und bedankt sich auch herzlich für den Einsatz des Bundes während dieser Zeit. Natürlich erwähnt auch Rathgeb den guten Einsatz aller Institutionen und lobt Gemeindepräsidentin Anna Giacometti für ihre Arbeit.

Rathgeb betont zudem vor den Medien, dass der Piz Cengalo seither beobachtet werde. Sieben Wohnhäuser und Gebäude mussten jedoch abgebaut werden bzw. können nicht mehr aufgebaut werden, da es zu gefährlich wäre.

Misox
Bundesrat Guy Parmelin lässt sich am 29.12.2016 durch Regierungsrat Christian Rathgeb über die Lage der Waldbrände im Misox informieren. Bild Marco Hartmann
Marco Hartmann

Bundesrat Guy Parmelin blickt ebenfalls auf die verehrenden Ereignisse vor einem Jahr zurück und lobt noch einmal die Arbeit von Bund und Kanton. Der Katastrophenschutz habe hervorragend gearbeitet. Er danke auch der Schweizer Bevölkerung für die Solidarität. Innert wenigen Tagen seien mehrere Millionen Franken dazugekommen. Der Bund werde auch künftig die Aufräumarbeiten unterstützen.

Zmorgamit Anna Giacometti
Zmorgamit Anna Giacometti am 25.7.2018 in Stampa. Bild Rolf Canal (honorarpflichtig)
Rolf Canal

Anna Giacometti blickt auf das traurige Ereignis mit acht Toten zurück. Dieser werde immer ein Tag der Erinnerung bleiben. «Der 23. August wird fortan der Tag sein, an dem wir an die acht Opfer in der Val Bondasca und deren Hinterbliebene sowie an die vielen Betroffenen der Naturkatastrophe in unserer Gemeinde denken», sagt Giacometti. «Wir erinnern uns dabei auch an die grosse Welle der Solidarität im Tal und weit darüber hinaus und an den grossen Einsatz aller Rettungs- und Hilfskräfte.»

 

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