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Auch den Reben fehlt das Wasser

Wiesen und Wälder sind ausgetrocknet. Weil sie leicht in Brand geraten können, darf im Wald und in Waldesnähe kein Feuer entfacht werden. Auch erste Gemeinden haben ein Feuerverbot auf Gemeindegebiet erlassen. Und sogar Reben müssen bewässert werden.

Ursina
Straub
12.07.18 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Wasser für Wachstum: In Maienfeld in der Bündner Herrschaft werden junge Reben mit einem Sprinkler beregnet.Bild Gian Ehrenzeller/Keystone
Wasser für Wachstum: In Maienfeld in der Bündner Herrschaft werden junge Reben mit einem Sprinkler beregnet.Bild Gian Ehrenzeller/Keystone

Für die nächsten fünf bis zehn Tage ist laut aktuellen Prognosen warmes bis sehr warmes Wetter zu erwarten. Niederschläge fallen nur als Schauer oder Gewitter. «Die Trockenheit bleibt also bestehen», sagt Thomas Schlegel von Meteo Schweiz. In Chur hat es im Juli bisher 9,2 Millimeter Regen gegeben. In Samedan waren es 14,5 Millimeter. «Es fiel zwar Niederschlag. Doch es sind weiterhin nicht die grossen, flächenhaften Niederschläge, die notwendig wären, um die Trockenheit zu entschärfen», erklärt Schlegel.

Die gewittrigen und schauerartigen Niederschläge seien lokal begrenzt, führt Schlegel aus. «Sie verschaffen deshalb nur punktuell Linderung.» Zudem bestehe bei sehr starken kurzfristigen Niederschlägen die Gefahr, dass das Wasser nicht in den Boden ein- sickert, sondern oberflächlich abläuft.

Weil es seit mehreren Wochen in den meisten Regionen Graubündens keine ergiebigen Niederschläge gab, gilt jetzt in Wald und Waldesnähe ein absolutes Feuerverbot. «Der Waldboden und das Unterholz sind durch das schöne Sommerwetter und windreiche Tage stark ausgetrocknet», sagt Andrea Kaltenbrunner vom kantonalen Amt für Wald und Naturgefahren. «Für die kommenden Tage ist wiederum sehr warmes Wetter vorhergesagt. Feuer könnte sich unter diesen Bedingungen schnell ausbreiten und leicht ausser Kontrolle geraten.»

Auch kein Feuer in Feuerstellen

In den Bündner Südtälern gilt das absolute Feuerverbot bereits seit Montag. Seit gestern darf auch im Churer Rheintal, im Prättigau und im Schanfigg im Freien kein Feuer entzündet werden sowie in der Region Heinzenberg-Domleschg, in Mittelbünden, in der Region Schams-Albula, im Rheinwald und in der Surselva. Solange das absolute Feuerverbot gilt, dürfen auch fest eingerichtete Feuerstellen nicht benutzt werden. Selbst achtlos weggeworfene Zigaretten können bereits einen Brand verursachen. Vorläufig nicht vom Feuerverbot betroffen sind das Unter- und Oberengadin, das Münstertal, Samnaun und die Region Davos-Klosters.

Ob das Feuerverbot bis zum 1. August bestehen bleibt, vermag Andrea Kaltenbrunner noch nicht zu sagen. Sicher ist jedoch, dass einzelne Gewitter nicht ausreichen, damit sich die Situation entspannt. «Wenn es ein- bis zweistündige Gewitterregen gibt oder nur leicht regnet, gelangt der Regen nicht bis auf den Waldboden», erläutert er. «Die Niederschlagsmenge ist zu klein und bleibt im Kronendach hängen.» Es bräuchte deshalb mindestens zwei bis drei Tage Regen, um die Situation zu entschärfen.

Beurteilt wird die Lage täglich vom Amt für Wald und Naturgefahren. Mit einem für den Kanton angepassten Waldbrandmodell werden die tages- aktuellen Wetterdaten ausgewertet. Zudem fliessen die Beobachtungen von regionalen Forstingenieuren in die Beurteilung ein. Das letzte absolute Feuerverbot wurde vor drei Jahren erlassen.

Vermutlich kein Feuerwerk

Bereits haben erste Gemeinden ein Feuer- und Feuerwerksverbot erlassen. So etwa die Gemeinde Scharans im Domleschg oder die Gemeinde Masein am Heinzenberg. Auch der Gemeindevorstand von Flims hat ein Feuerverbot verfügt. Auf der Website der Gemeinde weist der Vorstand zudem darauf hin, dass aufgrund der langfristigen Prognose vermutlich auch das Abbrennen von 1.-August-Feuerwerk verboten sein wird.

Wasserzufuhr mit Lanzen

Bislang konnte die Trockenheit den Reben nur wenig anhaben – im Gegensatz zu anderen landwirtschaftlichen Kulturen wie Mais, Kartoffeln oder Getreide (Ausgabe vom 5. Juli). «Die Rebkulturen sind Trockenheit gewohnt», sagt Moritz Villinger vom Plantahof in Landquart. «In diesen niederschlagsarmen Perioden gibt es auch kaum Probleme mit Pilzbefall.»

Jungen Reben fehlt jedoch das Wasser. «Sie haben noch nicht so tiefe Wurzeln, deshalb bewässern wir sie», sagt etwa Sina Gubler-Möhr vom Weingut Möhr-Niggli in Maienfeld.

Bewässert werden auch die jungen Reben des Weinhauses Cottinelli. «Wir führen das Wasser direkt mit eigens dafür entwickelten Wasserlanzen an die Wurzeln der Pflanzen», erklärt Betriebsleiter Gaudenz Thürer. «Dadurch verbrauchen wir weniger Wasser.» Mit Wasser versorgt werden laut Thürer Parzellen in Zizers und Chur. In Malans werden keine Rebstöcke bewässert. Dort hat die Gemeinde den Wasserverbrauch eingeschränkt: Von Hydranten darf kein Wasser abgezapft werden.

Grundsätzlich seien Rebstöcke sehr robust, sagt Thürer. «Jetzt zeigen sie aber erste Trockenheitssymptome.» So würden sie langsamer wachsen. Sollte es noch länger keinen Regen geben, besteht jedoch die Gefahr, dass es im nächsten Jahr Schäden gibt, weil die Reben geschwächt in den Winter starten. Thürer hofft deshalb auf Regen. «Auf schönen, feinen Niederschlag während drei bis sechs Tagen.»

Ursina Straub schreibt als Redaktorin der «Südostschweiz» für den Regionalteil der Zeitung und für Online. Ihre Themenschwerpunkte sind Landwirtschaft, Alp, Jagd, Grossraubtiere, Natur; zudem berichtet sie regelmässig aus dem Grossen Rat. Die gelernte Journalistin, diplomierte Landwirtin und Korrektorin EFA ist auch Leiterin Qualität. Mehr Infos

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