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Velo- und Bankräuber ist endgültig verurteilt

Das Urteil des Glarner Kantonsgerichts ist mittlerweile rechtskräftig: vier Jahre Haft für den bewaffneten Banküberfall in Näfels vom 10. März 2017. Angetreten hatte der Räuber seine Strafe längst – mit einem zweiwöchigen Unterbruch Anfang letzten Monat.

Marco
Häusler
18.06.18 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Weil die Polizei bereits vor der Raiffeisenbank in Näfels steht, scheitert die Flucht des Bankräubers schon im Ansatz kläglich – denn er kommt nicht mehr dazu, sich mit seiner Beute und einem geklauten Velo aus dem Staub zu machen.l
Weil die Polizei bereits vor der Raiffeisenbank in Näfels steht, scheitert die Flucht des Bankräubers schon im Ansatz kläglich – denn er kommt nicht mehr dazu, sich mit seiner Beute und einem geklauten Velo aus dem Staub zu machen.l
ARCHIVBILD UELI WEBER

Er war dann mal kurz weg; vom 30. April bis zum 14. Mai. Geflohen war Köbi K. * am Montag vor dem Tag der Arbeit während eines landwirtschaftlichen Arbeitseinsatzes im offenen Strafvollzug aus der Strafanstalt Saxerriet in Salez im St. Galler Rheintal. Dann tauchte er 14 Tage lang unter und war zur Verhaftung ausgeschrieben, bis er sich aus unklaren Gründen, aber wiederum an einem Montag der Kantonspolizei in Glarus stellte.

Unbekannt war dieser der entflohene Mann nicht. Glarner Polizisten hatten schon am 10. März 2017 vor der Näfelser Raiffeisenbank auf ihn gewartet, als er die dortige Filiale überfiel. Der damals fast 55-jährige Schweizer aus dem Kanton Luzern hatte sie um 11.01 Uhr betreten, sich noch im Vorraum eine Sturmhaube über das Gesicht und eine Pistole aus dem Halfter gezogen, um mit dieser zwei Bankangestellte zu bedrohen. Köbi K. zwang die beiden, ihm ein Tasche mit Geld zu füllen.

Rund 50 000 Franken erbeutet

Als eine Kundin die Bank betrat, zwang Köbi K. auch diese mit vorgehaltener Waffe, sich auf den Boden zu legen. Schliesslich verliess er die Bank mit Schweizer Noten, Euros, Dollars und weiterem Geld in Fremdwährungen im Gesamtwert von rund 50 000 Franken.

Nachdem sich Köbi K. im Vorraum die Maske wieder ausgezogen und die Pistole verstaut hatte, trat er um 11.04 Uhr und 50 Sekunden wieder auf die Strasse. Mit dem zuvor gestohlenen Herrenvelo, mit dem er schon zur Bank gefahren war, wollte er jetzt zum Fluchtauto fahren, das er gemietet und in der Nähe parkiert hatte.

Noch näher lag jedoch der Näfelser Polizeiposten. Den nur rund 250 Meter langen Weg bis zur Bank hatten die dortigen Polizisten in etwas über einer Minute zurückgelegt, nachdem einer der Bankangestellten den stillen Alarm ausgelöst hatte. Als Köbi K. vor die Bank trat, waren sie schon vor Ort.

«Anständig», aber «kriminell»

«Der Mann liess sich widerstandslos verhaften», erklärte der Glarner Polizei-Mediensprecher Kurt Baumgartner noch am Tag des Überfalls. Man werte jetzt die Bilder der Überwachungskameras und Zeugenaussagen aus. Verletzt worden sei niemand, und «zum genauen Ablauf des Überfalls laufen die Ermittlungen».

Die liefen sehr genau, wie sich dann am 22. November 2017 bei der Verhandlung vor dem Glarner Kantonsgericht zeigte. So zeichnete die Anklageschrift den Bankraub fast auf die Sekunde genau nach, beleuchtete Köbi K.s Umfeld und eine grössere einschlägige Vorstrafe. «Ganz früher» sei das gewesen, erzählte er vor Gericht, in den 1990er Jahren.

Ein Psychiater attestierte ihm eine Persönlichkeitsstörung und eine sehr hohe Rückfallgefahr. «Im Umgang ist er eine höchst anständige Person», hielt die Staatsanwältin fest. «Dennoch hat er eine riesige kriminelle Energie.»

Das endgültige Urteil sollte den Parteien schriftlich zugestellt werden. Weil Köbi K. jedoch sofort alles gestanden hatte, trat er schon am Tag nach dem Überfall den vorzeitigen Strafvollzug in Salez an, um das abgekürzte Verfahren abzuwarten, auf das sich die Staatsanwältin und seine Pflichtverteidigerin samt dem Strafmass von vier Jahren Gefängnis geeinigt hatten. Diesen «Deal» hiess das Kantonsgericht jetzt gut.

Nach seinem «Ausflug» werde Köbi K. für den weiteren Vollzug in eine geschlossene Anstalt verlegt, hielt die Glarner Polizei dann in der Mitteilung fest, aus der hervorging, dass er sich ihr gestellt hatte.

*Name geändert

Marco Häusler ist Dienstchef der Zeitungsredaktion «Glarner Nachrichten». Er absolvierte den zweijährigen Lehrgang an der St. Galler Schule für Journalismus und arbeitete bei der ehemaligen Schweizerischen Teletext AG und beim «Zürcher Unterländer», bevor er im Februar 2011 zu Somedia stiess. Mehr Infos

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