Hier wird das Geheimnis unserer «Nötli» gehütet
Die Papierfabrik «Landqart» öffnete der «Büwo» die Türen zu ihren Hallen – ein exklusiver Einblick in die Produktion von Sicherheitspapier.
Die Papierfabrik «Landqart» öffnete der «Büwo» die Türen zu ihren Hallen – ein exklusiver Einblick in die Produktion von Sicherheitspapier.
von Andri Dürst
Auch wenn immer mehr Leute ihre Zahlungen elektronisch tätigen: Wie die aktuellen Banknoten der Schweiz aussehen, weiss wohl jeder und jede. Doch was weniger bekannt ist: Das Papier für diese «Nötli» wird in Graubünden produziert, genauer gesagt in Landquart. Seit 152 Jahren gibt es dort eine Papierfabrik. Und seit 1979 wird dort Banknotenpapier hergestellt, 2011 stieg das Unternehmen, das mittlerweile den Namen «Landqart» trägt, komplett auf die Herstellung von Sicherheitspapier um. Doch wie wird so etwas hergestellt? Die «Büwo» kam in den Genuss einer der seltenen Medienführungen und schaute den Macherinnen und Machern über die Schultern.
Sicherheit wird grossgeschrieben
Doch in die Papierfabrik zu kommen, ist gar nicht so einfach. Kein Wunder, schliesslich handelt es sich beim Endprodukt, das in alle Welt geliefert wird, um eine sensible Sache. Wer zur «Landqart» kommt, muss sich registrieren lassen, Fingerabdruck scannen und verschiedene Papiere unterschreiben. Auch während des Rundgangs auf dem weitläufigen Areal muss man, um neue Bereiche betreten zu können, den Finger an einen Scanner halten und die Türe mit einem Code öffnen lassen. «Unser Areal wird 24/7 bewacht, zudem haben wir einen direkten Draht zur Polizei», erklärt Marketing-Manager Dominic Eberle bei der Begrüssung. Zur Sicherheit gehört aber auch, dass die «Landqart» nicht verrät, wer zu ihrer Kundschaft zählt. «Wir produzieren derzeit Banknotenpapier für mehr als 50 Länder», verrät Marketing- und Verkaufsleiter Stefan Arpagaus immerhin.
«Wir» – das sind übrigens 240 Mitarbeitende, darunter 15 Lernende. Die «Landqart» bietet gar sieben verschiedene Berufslehren an, vom Konstrukteur bis zur Papiertechnologin. Doch zurück zu den «Nötli». Nicht nur die Grundlage fürs Bargeld wird hier produziert, auch Datenseiten für Pässe sowie Zertifikatspapier werden hier hergestellt. Kaufen kann diese Produkte aber nicht irgendwer. «Wir liefern nur an lizenzierte Partner», stellt Stefan Arpagaus klar. Man sei übrigens die einzige Fabrik für Sicherheitspapiere in der Schweiz mit «High-End»-Produkten. Konkurrieren würde man mit Firmen aus Deutschland, England und Frankreich.
Was haben Wattebäuschchen hier verloren?
Nun aber wollen wir Fabrikluft schnuppern. Und los geht es im Rohstofflager. Und hier wartet bereits die erste Überraschung: Die Grundlage für das Banknotenpapier ist nicht etwa Holz, sondern Baumwolle. «Genauer gesagt ist es recyceltes Material aus der Textilindustrie. Diese kann es wegen ihrer zu kurzen Fasern aber nicht mehr gut einsetzen», weiss der Marketing- und Verkaufsleiter zu berichten. Für die Papierherstellung seien die Fasern aber trotzdem immer noch zu lang, sodass man diese noch zerkleinern müsse. Danach geht es für die Baumwolle – zusammen mit Wasser und Chemikalien – in die sogenannte Verweilbütte. Dort bleibt sie für drei bis vier Stunden, wird aber – fast wie in einem überdimensionierten Thermomix – immer gerührt. Soll das Papier farbig werden, wird hier auch der Farbstoff hinzugefügt.
Grosse Maschinen warten beim nächsten Arbeitsschritt auf das Faser-Wasser-Gemisch. Es fliesst hier in eine Wanne, in der sich ein Rundsieb dreht und das Gemisch entwässert und abschöpft, daraus ergibt sich eine Papierbahn. Hier werden je nach Noten sogenannte Sicherheitsfäden ins Papier eingearbeitet. Und auch Wasserzeichen entstehen bereits hier, mittels einer Einprägung im Sieb.
Unternehmen hat sich spezialisiert
Da das Papier hier immer noch viel Wasser enthält, fliesst es zuerst durch eine Press- und dann durch eine Trockenpartie. Letztere besteht aus grossen, beheizten Walzen. «Die Wärme dafür beziehen wir über eine Leitung von der Kehrichtverbrennungsanlage in Trimmis», so Stefan Arpagaus. Das Papier wird anschliessend elektronisch auf seine physikalischen EIgenschaften überprüft und dann auf sogenannten Tambouren aufgewickelt, die bis zu drei Tonnen schwer sind.
Qualität wird laufend kontrolliert
Doch zu Ende ist hier die Papierherstellung noch lange nicht. Bevor wir aber die nächsten Schritte weiterverfolgen, machen wir einen Abstecher ins Labor. Hier werden rund um die Uhr diverse Tests gemacht: Stimmt die Qualität des eingegangenen Rohmaterials? Werden die gewünschten papierphysikalischen Eigenschaften in der laufenden Produktion erfüllt? Sind die Sicherheitsmerkmale korrekt eingearbeitet? Diesen Fragen geht eine Laborantin oder ein Laborant in den konstant 23 Grad warmen Räumlichkeiten nach. Sollte mit der Produktion etwas nicht stimmen, gibt er oder sie Korrekturbefehle weiter.
Doch zurück in die eigentliche Fabrik. In der nächsten Halle lagern viele Tamboure – sie werden auch «Mutterrollen» genannt. Das darauf aufgewickelte Papier ist aber viel zu gross für die Weiterproduktion. Daher wird es geschnitten und auf sogenannte «Tochterrollen» aufgewickelt. Was abgeschnitten wird und als Ausschuss neben den Rollen landet, kommt aber nicht etwa ins gewöhnliche Altpapier. «Diese Resten werden geschreddert und anschliessend bei der Gevag in Trimmis verbrannt und recycelt. Durch die Hitzegewinnung wird Strom und Dampf erzeugt», erklärt Dominic Eberle. Auch hier muss auf die Sicherheit geachtet werden – nicht, dass die Papierresten in falsche Hände geraten. Auch die «Konfetti», die bei der anschliessend folgenden Stanzmaschine an der sogenannten Durasafe-Maschine anfallen, dürfen nicht in die Öffentlichkeit gelangen. Gestanzt werden hier verschiedene Formen – beispielsweise das Schweizerkreuz, das sich auf unseren Banknoten oben links befindet.
Wer nun ein solches «Nötli» betrachtet, dem fällt auf, dass wegen der Stanzungen aber nicht etwa ein Loch im Papier klafft, sondern eine Art Folie eingearbeitet ist. Und hier sind wir bei dem, was die Papierfabrik «Landqart» auszeichnet: Das von ihr entwickelte Durasafe-Verfahren fusioniert zwei Lagen Papier mit einer Polymerschicht in der Mitte – ein hauchdünnes Sandwich sozusagen. Diese Fusion passiert an einer modernen Maschine. «Dies hier ist der entscheidende Schritt: Die beiden Papierbahnen müssen genau zusammengeführt werden, zudem kommt das Polymer dazwischen. Das Einarbeiten des Kunststoffes erfolgt übrigens nur mit Temperatur – sie beträgt über 200 Grad – und Druck», beschreibt der Marketing- und Verkaufsleiter diesen Arbeitsschritt. Wie genau das Ganze aber funktioniert, bleibt Betriebsgeheimnis.
Gut verpackt
Das nun fertige Papier wird anschliessend in die von der Druckerei gewünschten Formate zugeschnitten und in sogenannte Ries abgepackt. «Dies ist eine Einheit aus der Papierindustrie. Ein Ries besteht aus 500 Bögen», so Stefan Arpagaus. Dominic Eberle ergänzt, dass auch hier ein Qualitätscheck äusserst wichtig ist: Denn ein Ries muss wirklich 500 Bögen enthalten, nicht mehr und nicht weniger. Und auch die Verpackung an sich muss etwas aushalten können: Denn je nach Zielland wird das Papier noch weite Wege zurücklegen und muss so vor dem Umgebungsklima abgeschirmt werden, um gegen Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen geschützt zu sein.
Bargeld – auch in Zukunft wichtig
Bis zur fertigen Banknote braucht es noch weitere Arbeitsschritte, diese werden aber von den Sicherheitsdruckereien erledigt. Die Arbeit für «Landqart» ist also beim Abliefern der Ries erledigt. Doch wie schaut die Zukunft des Unternehmens aus? Ja, die Digitalisierung führe dazu, dass immer weniger Drucksachen benötigt würden, sagt Stefan Arpagaus. «Die digitale Welt ist aber auch mit Gefahren verbunden, so auch im Finanzbereich. Es gibt Fälle, in denen schon mehrere Milliarden verschwunden sind.» Er sei sich daher sicher: Solange es die Menschheit gibt, wird es auch physisches Geld geben. Und somit sicherlich auch viel Arbeit für die Papierfabrik.
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Papierfabrik? Wird dort auch…
Papierfabrik?
Wird dort auch PFAS verwendet? Welche Abluft kommt dort heraus?
https://www.youtube.com/watch?v=DTxP4m9Otrs