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Facebook-Gruppe zur Stadt hat politisch Schlagseite

Die Facebook-Gruppe «Gemeinde Rapperswil-Jona» hat gut 5400 Mitglieder. Dahinter stecken ein Schmerkner Ex-SVPler und ein SVP-Kantonsrat. Nun prüft die Stadt rechtliche Optionen – wegen Corona.

Pascal
Büsser
04.11.21 - 15:51 Uhr
Ereignisse
Facebook-Seite «Gemeinde Rapperswil-Jona»: Wirkt auf den ersten Blick offiziell, ist es aber nicht.
Facebook-Seite «Gemeinde Rapperswil-Jona»: Wirkt auf den ersten Blick offiziell, ist es aber nicht.
BILD SCREENSHOT

Auf den ersten Blick wirkt es offiziell: «Gemeinde Rapperswil-Jona» nennt sich die Gruppe auf Facebook, ganz oben ein Bild der Altstadt. Sie verfügt über beachtliche 5432 Mitglieder. In der Gruppen-Info heisst es: «Webseite von 8645 Rapperswil-Jona. Rapperswil-Jona ist eine lebendige, vielseitige Stadt und liegt mitten in einer ausserordentlich reizvollen Lage.»

Blockierter User kritisiert

Wer sich neben der holprigen Beschreibung den Inhalt der Gruppe genauer anschaut, dem dürfte mit etwas kritischem Blick bald dämmern, dass es sich kaum um eine offizielle Seite der Stadt handelt. Von den zehn obersten Beiträgen drehen sich – Stand Mittwoch – fünf um Corona. Es sind – die fast immer gleiche Handvoll – Kritiker der Coronamassnahmen, die in den letzten Monaten unablässig Beiträge zum Thema gepostet haben. Darunter entwickelten sich häufig Kontroversen mit den meist gleichen Gegenspielern. Fleissig mitdiskutiert – aufseiten der Massnahmenkritiker – hat dabei auch SVP-Kantonsrat Christopher Chandiramani aus Rapperswil-Jona. Er ist zugleich einer von drei Administratoren der Gruppe.

Bei der Facebook-Gruppe «Gemeinde Rapperswil-Jona» handle es sich um eine Seite der SVP Schmerikon, schrieb nun vor Kurzem ein User in der zweiten grossen inoffiziellen Facebook-Gruppe zur Stadt «Du Bisch Vo Rappi Wen  …». Die Information stamme von Chandiramani selber. In den Infos sowie im Gruppennamen werde das nicht erwähnt. Als er Chandiramani darauf angesprochen habe, «wurde ich direkt blockiert», so der User. Er unterlegt die Behauptung mit einem Screenshot. Auch andere User berichten, dass sie blockiert worden seien.

Chandiramani dementiert, dass er User wegen unliebsamer Meinungen blockiere. Das mache er nur bei persönlichen Angriffen. Und nur für einige Tage. «Aus der Gruppe geworfen habe ich noch niemanden», versichert er.

Stadt interveniert halbherzig

«Krass ... da müsste sich doch die Stadt selbst wehren», schreibt eine Userin zur Aussage, dass SVP-Kreise hinter der Seite steckten. «Das wirft ja ein total schlechtes Bild auf sie. Oder sind, seit ich weggezogen bin, nur noch SVPler dort?»

Der Stadt ist die Gruppe bekannt, sagt Andrea Frei, Leiterin Kommunikation. 2017 habe man bei den Betreibern interveniert. Damals hiess es in der Beschreibung laut Frei gar «Webseite der Stadtverwaltung Rapperswil-Jona». Dies wurde dann angepasst, der Gruppenname aber belassen. Das sei ein Fortschritt gewesen, aber immer noch nicht ideal. «Die Stadt hat das aber damals nicht weiter verfolgt», sagt Frei.

Durch die zunehmenden Kontroversen rund um Corona in der Gruppe habe es nun vermehrt Rückmeldungen von Bürgerinnen und Bürgern gegeben, die fragten, was es mit der Seite auf sich habe. «Wenn man die Seite mit uns als Stadt in Verbindung bringt, ist das nicht optimal», sagt Frei. Man prüfe deshalb zurzeit die rechtlichen Optionen.

Seit Anfang 2019 betreibt die Stadt selber eine offizielle Facebook-Seite. Mit gut 4600 Followern liegt sie betreffend Reichweite hinter der inoffiziellen Seite zurück.

Corona führt zu Abspaltung

SVP-Kantonsrat Chandiramani gibt an, dass er kein Problem damit hätte, die inoffizielle Gruppe umzubenennen. Der Entscheid liege aber bei den Gründern. Er sei als Gruppen-Admin lediglich in die Sache «hineingerutscht». Er betrachtet sich als «aktiven Gast».

Gegründet wurde die Gruppe 2010 von Anton Bischof. «Aus Jux», wie der Gewerbler aus Schmerikon sagt. Und weil er in Rapperswil-Jona gewohnt habe und es noch keine offizielle Seite gegeben habe. Er widerspricht Chandiramanis Aussage, dass der Account der SVP Schmerikon gehöre. Es habe immer nur er selber Zugriff gehabt. Und er sei seit gut fünf Jahren nicht mehr Mitglied der SVP. Er schliesse nicht aus, den Gruppennamen zu ändern. «Die Gemeinde muss mich aber schon darum bitten», sagt er.

Von den vielen Coronabeiträgen habe er selber «langsam die Nase voll», sagt Bischof, der sich nicht an den Diskussionen beteiligt hat. Er habe auch schon welche gelöscht und überlege sich, das vermehrt zu tun. «Jeder soll in der Gruppe seinen Senf dazugeben können, aber zu viel ist zu viel», meint er. Im Gespräch gibt er sich nicht als Massnahmengegner. Er sei zudem doppelt geimpft.

Die Coronakontroversen haben nun dazu geführt, dass zwei User letzte Woche eine neue Facebook-Gruppe namens «Rapperswil-Jona» gegründet haben, in der explizit keine Coronabeiträge erlaubt sind. Sie hatte bis Mittwochabend rund 650 Mitglieder.

Dass es auch bei jenen, die in der bisherigen Facebook-Gruppe geblieben sind, eine Coronaübersättigung gibt, zeigt der mit Abstand meistgelikte Beitrag der letzten Tage. «Das ist Paul», heisst es dort neben einer Strichmännchenzeichnung. «Paul kann seine eigene Meinung zur Coronaimpfung bilden, muss diese aber nicht ständig in den sozialen Netzwerken posten. Sei schlau, sei wie Paul.»

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Es gibt eine neue Gruppe Rapperswil Jona auf FB, die keine Covid Diskussionen erlaubt und politisch neutral agiert. Admin sind zwei Rapperswiler. Einfach für die Leute, die eine Alternative zur SVP Seite suchen!

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