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Kraftwerke und Bauern: Fisch des Jahres leidet

Die Forelle ist Fisch des Jahres 2020. Im Kanton Glarus macht ihr vor allem zu schaffen, dass ihr Lebensraum durch viele Kraftwerke beeinträchtigt ist. Auch gehen die Insekten zurück.

Südostschweiz
13.01.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Beliebt: Die Forelle ist der häufigste Fisch der Schweiz und trotzdem gefährdet. Im Glarnerland wird sie zu Tausenden eingesetzt, damit sie überleben kann.
Beliebt: Die Forelle ist der häufigste Fisch der Schweiz und trotzdem gefährdet. Im Glarnerland wird sie zu Tausenden eingesetzt, damit sie überleben kann.
PRESSEBILD

Ehre wem Ehre gebührt», schreibt der schweizerische Fischereiverband zur Forelle. Sie sei der beliebteste Fisch der Schweiz, und sie ist vom SFV zum Fisch des Jahres 2020 gewählt worden, so die Medienmitteilung. Aber: «Sie ist gefährdet, weil die Lebensgrundlagen nicht mehr stimmen.» Die Bachforelle leidet besonders unter der Klimaerwärmung, wie Andreas Zbinden sagt. «Vor allem aus Bächen im Mittelland wird sie verschwinden.»

Hauptader ist eng geworden

Hauptproblem sei für die Forelle im Glarnerland aber nicht die Klimaerwärmung. Sondern: «Der Lebensraum ist durch die Verbauung der Gewässer beeinträchtigt, vor allem durch viele Wasserkraftwerke.» Die Linth als Hauptgewässer müsste auch Verbindungsader zu den Glarner Bächen und Seen sein. Doch die Wanderung ist nicht gewährleistet, wie Zbinden sagt.

Erst wenige Fisch-Auf- und Abstiegshilfen funktionierten so, dass sie wirklich in beiden Richtungen genutzt würden. Und auch wenn es funktioniert, passieren laut Zbinden viel weniger Fische als im natürlichen Gewässer. Ausserdem schaffen Restwasserstrecken, Stauhaltungen und der grosse Wechsel zwischen Schwall und Sunk, grosse Stauwerke verursachen diesen, massive Probleme für die Forelle.

Auch die Nahrung ist weg

Ausserdem geht laut Zbinden das Nahrungsangebot zurück. Zum Teil, weil die Gewässer weniger mit düngenden Substanzen verunreinigt sind, zum anderen aber, weil es weniger Insekten gibt. «Im Glarnerland weniger wegen Insektiziden, sondern durch die intensivere Nutzung der Wiesen.» Es sind weniger Pflanzenarten da, und die modernen Rotormähwerke lassen den Insekten kaum Überlebenschancen.

Der SFV nennt als weitere Probleme für die Forellen auch Krankheiten und fischfressende Vögel. Ausserdem habe künstlicher Besatz mit atlantischen Forellen die einheimischen Arten zum Teil verdrängt.

Glarus setzt fast 100'000 aus

«Die Forelle schwimmt in reissenden Bächen im Gebirge, in Voralpenflüssen oder in Mittellandseen», schreibt der SFV in seiner Mitteilung weiter. Die Forellen sind Lachsfische, ihre ersten Vertreter seien bereits zu Zeiten der Dinosaurier in Europas Flüssen geschwommen.

Bis ins 20. Jahrhundert habe es in vielen Regionen der Schweiz Forellenfischer gegeben, die mit der Rute einen Teil ihres Lebensunterhalts verdient hätten. Diese Tradition habe dann auch die Freizeitfischerei geprägt. Aber: «Die Fangerträge sind von 1,2 Millionen Fischen in den 1970er-Jahren auf heute knapp 300 000 Fische zurückgegangen.»

Der Kanton Glarus hat 2018 knapp 96 000 Forellen in Bäche und Seen eingesetzt, so der Fischerei-Jahresbericht. Er züchtet Forellen, um den Rückgang ein Stück weit zu kompensieren, wie Zbinden erklärt: «Damit versucht man, die Schwierigkeiten der natürlichen Fortpflanzung zu kompensieren.» Auch wenn man dem Besatz den Bestand nicht langfristig erhöhen könne, sondern nur dazu beitragen, dass er nicht zu tief fällt.

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Ich habe mich schon vor Jahren aufgeregt wenn ich in mein Heimatort Engi fuhr, dass der Sernf fast kein Wasser mehr hatte. Ein Vorteil - ich konnte Sernifit sammeln für meinen Garten, der mich heute noch täglich
an meinen Heimat erinnert. Der Mühlibach in der Au (Engi) hat dort den Sernft noch gespiesen, das Wasser wurde aber schon ein paar hundert Meter weiter vorne in den Stausee abgeleitet. Mein Schreiben an die
Regierungsrätin aus Elm blieb unbeantwortet .Und die Fische haben auch jedes mal gejammert.

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